E-Autos treiben deutschen Pkw-Absatz

Alternative Antriebe erstmals mit höherem Marktanteil als der Diesel - Europäische Märkte uneinheitlich

E-Autos treiben deutschen Pkw-Absatz

scd Frankfurt – Der deutsche Automarkt hat zum Herbst doch noch die Kurve bekommen. Auf den überraschend deutlichen Absatzeinbruch um 20 % im August ist im September ein gut 8-prozentiger Anstieg bei den Neuzulassungen gefolgt. Vor allem die starke Elektroauto-Förderung hat offenbar zu dem Nachfrageschub beigetragen. Die Erstzulassungen von Pkw mit Hybridantrieb legten laut Kraftfahrt-Bundesamt um gut ein Fünftel auf 54 036 zu. Dabei stieg der Absatz der Plug-in-Hybriden, die von einem Elektromotor angetrieben werden, auf mehr als das Fünffache des Vorjahreswerts. Die Neuzulassung batterieelektrischer Fahrzeuge hat sich auf 21 188 mehr als verdreifacht. Insgesamt kamen die alternativen Antriebe auf mehr als 75 000 Neuzulassungen und überflügelten damit auch erstmals den Diesel, der bei einem Rückgang um 6,4 % auf knapp unter 68 000 Stück kam und damit nur noch auf einen Marktanteil von 25,6 % (siehe Grafik). Für den Selbstzünder ist das der niedrigste Anteil an den Neuzulassungen in Deutschland binnen zwei Jahrzehnten.Der Marktanteilsverschiebung liegen verschiedene Trends zugrunde. Zunächst dürfte hier sicher auch hereingespielt haben, dass im September erneut private Autokäufe kräftiger zugelegt haben als gewerbliche. Während bei letzteren eine Zunahme der Neuzulassungen um 3 % festzustellen war, kamen erstere auf 18 %. Unter gewerblichen Käufern werden Diesel-Autos traditionell stärker nachgefragt als bei Privatkäufern.Hinzu kommt die Verdopplung der Förderung des Kaufs von Elektroautos durch den Bund, wodurch die Nachfrage nach den batterieelektrischen und Plug-in-hybriden Modellen noch einmal deutlich getrieben wurde. “Der Elektro-Boom hält an – allerdings vor allem dank enormer Rabatte”, konstatiert EY-Partner und Automobilexperte Fuß. Er rechnet mit einer anhaltenden Dynamik im Jahresverlauf. “Bei elektrifizierten Neuwagen ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot, mit der Folge, dass Interessenten teils sehr lang auf ihren Neuwagen warten müssen. Einen weiteren kräftigen Schub wird das Segment zudem nicht zuletzt mit dem Beginn der Auslieferungen des ID.3 bekommen.” Auch 2021 sieht er dank zahlreicher neuer Modelle eine Fortsetzung des E-Auto-Booms.Insgesamt stellt Fuß eine Normalisierung am deutschen Automarkt fest. “Aber die erhofften starken Aufholeffekte, die sich aus aufgeschobenen Käufen in den Vormonaten hätten ergeben können, bleiben aus.” Der deutsche Automarkt steuere weiter auf eine tiefrote Jahresbilanz zu. In den ersten neun Monaten des Jahres liegt man mit 2,04 Millionen Neuzulassungen noch 25,5 % unter dem Vorjahr. Der Verband der Automobilindustrie wies am Montag zudem darauf hin, dass der September 2020 einen Arbeitstag mehr als der Vorjahresmonat aufwies. Auf vergleichbarer Basis bleibt damit nur eine minimale Verbesserung.Noch schlechter sieht es allerdings in den meisten europäischen Nachbarländern aus. Im zuletzt wieder stärker von der Coronavirus-Pandemie getroffenen Spanien brachen die Neuzulassungen um 13,5 % ein, in der Schweiz nahmen sie um 11,4 % ab und in Frankreich um 3,0 %. Auch in Großbritannien wurden weniger Autos neu zugelassen. Ein leichtes Plus von 5,9 % gab es derweil in Österreich. In Italien stiegen die Neuzulassungen sogar um knapp ein Zehntel. “Die Lage auf dem europäischen Pkw-Markt bleibt angespannt und fragil”, resümierte Fuß. – Wertberichtigt Seite 8