E-Autos verschärfen Wettbewerb

CAM: Nicht alle Hersteller werden diesen Wandel überleben - Marktanteil steigt auf 40 Prozent bis 2030

E-Autos verschärfen Wettbewerb

Die Autobauer weltweit müssen sich grundlegend neu aufstellen, um den tiefgreifenden Wandel, der mit dem Übergang zu E-Autos verbunden ist, zu überleben, heißt es in einer Studie des CAM.ge Berlin – Der von der Politik gewollte Wandel zu Elektrofahrzeugen stellt die weltweiten Autohersteller vor große Herausforderungen, nicht nur technologischer Art. Die Autobauer müssten “organisatorisch, kulturell und im Hinblick auf erforderliche Kompetenzen zu anderen Unternehmen werden”, urteilt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in einer Untersuchung über die “Elektromobilität im internationalen Vergleich”. Gelingt das nicht, drohen drastische Folgen: “Nicht alle Hersteller werden diesen Wandel überleben.” Besonders gefährdet sieht Bratzel die japanischen Autobauer Honda und Mitsubishi, aber auch Hyundai, Fiat-Chrysler sowie die PSA-Gruppe aus Peugeot und Citroën – alle Produzenten, die eine geringe Innovationsstärke bei batteriebetriebenen Pkw und Plug-in-Hybriden haben (vgl. Grafik).Die deutschen Hersteller hätten durch ihren jüngsten Strategiewandel grundsätzlich die Chance, die Technologie- und Marktführerschaft auch im Zeitalter der E-Mobilität zu erlangen, meint Bratzel weiter. Wichtige “Erfolgs- und Überlebensparameter” seien dafür Innovation, Qualität und Kostenstrukturen der E-Fahrzeuge sowie damit verbundene Mobilitätsdienstleistungen.Dabei war das zu Ende gehende Jahr 2016 für Bratzel der mentale Umschlagpunkt für den Siegeszug der E-Mobilität: “Ein Amalgam aus Abgasskandal, nationalen und lokalen Umweltzielen und elektromobilitätsfreundlichen Regulationsinitiativen insbesondere in China hat eine enorme Eigendynamik ausgelöst, die die Strategien der Automobilhersteller massiv beeinflusst.” Während heute E-Autos nahezu weltweit noch eher sporadisch gekauft werden, erwartet das CAM im Jahr 2020 einen Anteil von elektrisch angetriebenen Pkw zwischen 2,5 und 6 %. Die kommende breite Produktoffensive der globalen Hersteller sowie günstigere Preise und größere Reichweiten bei E-Autos sollten in den Jahren danach dazu führen, dass der Weltanteil elektrisch angetriebener Autos bis 2030 auf 25 bis 40 % aller Neuzulassungen steigt, was etwa 40 Millionen E-Autos entspräche – verglichen mit aktuell rund 800 000 Einheiten.Verantwortlich für das rasche Wachstum sind laut Studie nicht nur deutlich geringere Preise künftiger E-Autos, sondern auch durch verschärfte Umweltregularien in den nächsten Jahren “signifikant” steigende Herstellkosten für Benzin- und Dieselfahrzeuge, womit die heute noch bestehenden großen Preisdifferenzen zunehmend eingeebnet werden.Bis dato bremsen die hohen Preise von E-Autos aber den Verkauf von Tesla, BMW i3 oder Renault Zoe massiv. Als “sehr ernüchternd” bezeichnet Bratzel die bisherige E-Auto-Bilanz in Deutschland, wo trotz Förderprämien in den ersten elf Monaten 2016 nur 22 339 Elektrofahrzeugen neu zugelassen wurden, ein Plus von 10 %. Dabei legen nur Plug-in-Hybride um ein Viertel zu, während der Absatz reiner Elektrofahrzeuge sogar leicht zurückgeht.Getrieben wird die Elektromobilität derzeit vom chinesischen Markt. In den ersten elf Monaten wurden dort mehr als 370 000 E-Autos abgesetzt, womit sich die Anzahl binnen Jahresfrist fast verdoppelte. Damit sind in dem weltweit größten Automarkt 1,7 % aller Neuzulassungen E-Autos. Den bei weitem größten relativen Anteil haben E-Autos mit inzwischen 29,3 % bei den Neuzulassungen in Norwegen. Dort, wie auch in China, wird der Kauf von E-Autos vom Staat gefördert, wobei allein die direkten Subventionen laut Bratzel ein Viertel bis zu einem Drittel des Kaufpreises ausmachen können – womit die Mehrkosten eines “Stromers” fast vollständig der Steuerzahler trägt. Hinzu kämen weitere Vergünstigungen, wie freie Fahrt auf Busspuren in Norwegen oder eine einfachere Zulassung neuer E-Autos in chinesischen Großstädten, die unter Luftverschmutzung leiden und die Zulassungen normaler Pkw behindern.