Otto Group

E-Commerce-Umsatz sinkt 2023/24 um 9 Prozent

Der Umsatz der Otto Group im E-Commerce wird im Geschäftsjahr 2023/24 (29. Februar) um 9% auf knapp 10,8 Mrd. Euro zurückgehen. Für 2024/25 sagt Konzernvorstand Sebastian Klauke "leichtes Wachstum" voraus; erst 2025 werde es eine "spürbare Erholung" geben.

E-Commerce-Umsatz sinkt 2023/24 um 9 Prozent

E-Commerce-Umsatz der Otto Group sinkt um 9 Prozent

md Frankfurt
Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt

Vor dem Hintergrund des herausfordernden ökonomischen Umfelds sind die weltweiten E-Commerce-Umsätze der Otto Group im Geschäftsjahr 2023/24 (29. Februar) nach einer ersten Prognose und auf vergleichbarer Basis um rund 9% auf knapp 10,8 Mrd. Euro gesunken. Dies geht mit einer voraussichtlich verbesserten operativen Profitabilität einher, wie Sebastian Klauke, Konzernvorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures der Otto Group, vor Medienvertretern betonte.

An den Investitionen in Logistik, IT und kundennahe Lösungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz halte die Handels- und Dienstleistungsgruppe grundsätzlich fest. „Im laufenden Geschäftsjahr stand und steht die Ergebnissicherung im Vordergrund. Insofern war mit einem Umsatzrückgang im E-Commerce zu rechnen", sagte Klauke. "Hinzu kam, dass das Weihnachtsgeschäft sowohl bei uns als auch im Gesamtmarkt weniger stark als erhofft verlief."

Sebastian Klauke, Konzernvorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures der Otto Group; Foto: Otto Group

Auch 2024/25 werde herausfordernd. "Inzwischen sehen wir immerhin kleinere Lichtstreifen am Horizont. Die Inflation geht zurück, die Menschen haben – auch aufgrund schon erfolgter und noch anstehender, vernünftiger Tarifabschlüsse – wieder mehr Geld zur Verfügung. Gleichzeitig wächst der Anteil derjenigen, die online einkaufen, in nahezu allen Altersgruppen", sagte Klauke am Dienstag.

"Die Otto Group ist sturmerprobt und wird gestärkt aus dieser Krise hervorgehen“, versichert Klauke. Die Erwartungen an das neue Geschäftsjahr 2024/25 sind dennoch verhalten: "Wir kalkulieren für die Otto Group mit leichtem Wachstum im E-Commerce. Mit einer spürbareren Erholung rechnen wir allerdings erst in 2025“, so Klauke.

Wir kalkulieren für die Otto Group mit leichtem Wachstum im E-Commerce. Mit einer spürbareren Erholung rechnen wir allerdings erst in 2025.

Sebastian Klauke

Zunächst jedoch bleiben die Herausforderungen groß. Konsumklima und Anschaffungsneigung verharrten in Deutschland auch 2023 auf äußerst niedrigem Niveau, so Klauke. Entsprechend gering war die Kauflaune. Die negative Konsumstimmung habe sich in der Otto Group in einem Rückgang der durchschnittlichen Warenkorbgrößen und deutlichen Umsatzrückgängen in einigen Geschäftsmodellen gezeigt.

Kaum Unterschiede zwischen In- und Ausland

Der prognostizierte E-Commerce-Umsatz von Otto zeige kaum Unterschiede zwischen dem internationalen und dem deutschen Markt. So gehen die Online-Umsätze in den ausländischen Märkten um voraussichtlich fast 9%, in Deutschland um etwas mehr als 9% zurück.

Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) hatte kürzlich für das Kalenderjahr 2023 einen Umsatzeinbruch im Handel mit Waren im E-Commerce von 11,8% mitgeteilt. "Legt man diese Zahlen zugrunde, schlägt sich die Otto Group im deutschen Markt trotz der Umsatzverluste leicht besser als der durchschnittliche Wettbewerber und kann in vielen ihrer Geschäftsmodelle Marktanteile hinzugewinnen", teilt der Hamburger Konzern mit.

Partnerumsätze auf der Otto-Plattform steigen deutlich

Erfreulich sei die Entwicklung der Plattformtransformation bei Otto. So seien die auf dem Otto-Marktplatz im Geschäftsjahr 2023/24 erzielten Partnerumsätze im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert und damit auch das GMV (Gross Merchandise Volume) – also der Gesamtwert der Käufe auf otto.de – leicht ausgebaut werden.

Den Angaben zufolge liegen die weltweiten Umsätze der Otto Group im Segment Elektronik und Haushaltsgeräte im Kalenderjahr 2023 auf Vorjahresniveau, während die Warencluster Fashion sowie Home and Living Erlösrückgänge verbuchten. In Deutschland liegen die Umsätze gemäß der Mitteilung im Segment Home and Living dagegen auf dem Vorjahresniveau. Im Vergleich mit den Zahlen des BEVH zeige die Otto Group in Deutschland in allen drei Sortimenten eine bessere Entwicklung als der durchschnittliche Wettbewerber, heißt es – und das trotz der angekündigten und bereits im Dezember 2023 umgesetzten Einstellung des Geschäftsbetriebs der Mytoys.de GmbH, was schon vor der finalen Schließung – also im wichtigen Weihnachtsgeschäft – zu deutlicher Kaufzurückhaltung bei den Kunden des Spielwarenhändlers geführt habe.

Weit über dem Vor-Corona-Umsatz

In Gänze liegen die Online-Umsätze der Otto Group mit den voraussichtlich knapp 10,8 Mrd. Euro weit über jenen rund 8 Mrd. Euro vor Eintreten der Corona-Pandemie (2019/20). Die Umsatzangaben seien dabei um Effekte aus Veränderungen des Unternehmensportfolios der Otto Group (exklusive Mytoys), die sich in den Geschäftsjahren 2022/23 und 2023/24 ergeben haben, sowie um Währungskurseffekte bereinigt worden.

In der Vorperiode 2022/23 hatte die Otto Group nach eigenen Angaben insgesamt 16,2 Mrd. Euro Umsatz gemacht. Davon entfielen 12,0 Mrd. Euro, also 74%, auf das Online-Geschäft.

An Investitionen in kundennahe Services wird festgehalten

An ihren strategischen Investitionen in die digitale Transformation sowie die Logistik halte die Unternehmensgruppe auch 2024 grundsätzlich fest, hieß es im Pressegespräch. Dazu gehören Investitionen in kundennahe Services wie die Logistikzentren in Altenkunstadt und Ilowa, die in den nächsten Monaten fertiggestellt würden. Bei kundenferneren Maßnahmen könne es 2024/25 dazu kommen, dass diese auch aus operativen Erwägungen heraus verschoben werden.

Generative künstliche Intelligenz soll das Einkaufserlebnis verbessern

Das Megathema Künstliche Intelligenz (KI) stehe bei Otto weiter im Fokus. Verschiedene Konzerngesellschaften pilotierten den Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI), um die Customer Experience – also die Kundenerfahrung – zu verbessern und E-Commerce inspirierender zu gestalten. Nach der Testphase eines KI-Assistenten im Otto-Onlineshop haben gemäß den Angaben jüngst die Konzerngesellschaften Baur und Unito eine GenAI-Suche eingeführt, die auch komplexe Anfragen in natürlicher menschlicher Sprache verstehen und passende Produkte empfehlen kann.

Der strategische Einsatz von GenAI, einer disruptiven Technologie, sei auch von überragender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Handelskonzerns, heißt es. So setze das Unternehmen für persönliche Produktivität und effiziente Prozesse nicht zuletzt auf „ogGPT“, eine eigene datenschutzkonforme Variante von ChatGPT. Damit haben rund 26.000 Beschäftigte der insgesamt etwa 41.000 Mitarbeiter die Möglichkeit, Erfahrungen im Umgang mit generativer KI in einem sicheren Umfeld zu sammeln. Ziel sei es, das Tool kontinuierlich weiterzuentwickeln und alle Konzerngesellschaften anzuschließen.

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