E-Mobilität findet mehr Akzeptanz
Die E-Mobilität ist 2020 in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Erstmals erreichten Fahrzeuge mit E-Antrieb einen prozentual zweistelligen Marktanteil in Deutschland. Die Elektrifizierungsstrategie von VW-Chef Herbert Diess zahlt sich dabei aus. Volkswagen ist klarer Marktführer. Allerdings ist die Akzeptanz in anderen Ländern höher, wie eine Continental-Studie zeigt.ste/scd Hamburg/Frankfurt – Im Coronakrisenjahr 2020 sind in Deutschland deutlich mehr Pkw mit Elektroantrieb (batterieelektrisch, Plug-in, Brennstoffzelle) als im Jahr zuvor auf die Straße gekommen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden 394 940 Neuwagen mit elektrischem Antrieb neu zugelassen – 2019 hatte die Zahl der in den Verkehr gebrachten Hybrid- und reinen Elektrofahrzeuge bei knapp 303 000 gelegen. Allein die Anzahl der Autos mit reinem Elektroantrieb stieg 2020 um 206 %.Von allen in Deutschland neu zugelassenen Pkw hatten der Flensburger Behörde zufolge 13,5 % einen elektrischen Antrieb – nach 8,4 % im Jahr zuvor. Der Anteil erhöhte sich, weil neben verstärkten Anreizen des Absatzes durch Bund und Hersteller insgesamt deutlich weniger Autos verkauft wurden. Das KBA sprach von einem rund 20-prozentigen Rückgang der Zulassungszahlen im Jahr der Covid-19-Pandemie. Die Gesamtstatistik für 2020 soll heute veröffentlicht werden.”Die E-Mobilität ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen”, so die KBA-Bilanz. Positive Nutzer-Erfahrungen, verlässliche Technologien und ein wachsendes Angebot würden den Umstieg auf die E-Mobilität erleichtern. Sollte der Zulassungstrend des vierten Quartals von 22 % anhalten, könne das von der Bundesregierung formulierte Ziel von 7 bis 10 Millionen zugelassenen Elektrofahrzeugen in Deutschland bis 2030 erreicht werden, sagte KBA-Präsident Richard Damm.Auf das Segment der Kleinwagen mit batterieelektrischem Antrieb entfiel mit 29,9 % der größte Anteil bei den Neuzulassungen aller Pkw mit Elektroantrieb im abgelaufenen Jahr, gefolgt vom SUV-Segment (19,9 %) und der Kompaktwagenklasse (19,6 %). Bei den gesamten Neuzulassungen von knapp 395 000 Elektroautos erreichten dem KBA zufolge Pkw der Marke Volkswagen mit 17,4 % den höchsten Anteil (siehe Grafik) vor Daimler (14,9 %), Audi (9,0 %), BMW (8,6 %), Renault (8,6 %), Hyundai (4,5 %) und Tesla (4,2 %).Bei den insgesamt 194 163 batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen sei der größte Neuzulassungsanteil ebenfalls auf die Marke VW (23,8 %) entfallen, gefolgt von Renault (16,2 %) und Tesla (8,6 %). Bei den reinen Elektroautos machten zudem die privaten Neuzulassungen mit 48,8 % fast die Hälfte aller Neuzulassungen aus. Bei den alternativen Antrieben insgesamt habe das Verhältnis bei knapp zwei Drittel gewerblich zu gut einem Drittel private Halter gelegen, so die Behörde weiter.Trotz des steigenden Absatzes sind Autos mit dem E ganz rechts im Kennzeichen auf der Straße weiterhin klar in der Minderheit. Der Bestandsanteil der Pkw mit alternativen Antrieben legte 2020 den Angaben zufolge von 2,4 auf 3,6 % zu. Bis eine Mehrheit der Autos auf deutschen Straßen elektrisch angetrieben wird, ist es also noch ein weiter Weg – insbesondere da der jährlichen Mobilitätsstudie von Continental und dem renommierten Sozialforschungsinstitut Infas zufolge ein Großteil der Deutschen der Elektromobilität skeptisch gegenübersteht. Noch immer knapp sechs Zehntel (59 %) können sich den Kauf eines Elektrofahrzeugs auch in Zukunft nicht vorstellen. Neben bevölkerungsrepräsentativen Gruppen von Menschen in Deutschland wurden für die Studie auch Menschen in Frankreich, den USA, Japan und China befragt. In keinem Land war die Skepsis dabei so hoch wie in Deutschland. In Frankreich können sich 57 % den Kauf eines E-Autos nicht vorstellen, in den USA 50 %, in Japan 46 %. In China ist die Elektromobilität hingegen in der Bevölkerung breit akzeptiert. Nur 12 % der Befragten im Reich der Mitte schließen den Kauf eines reinen E-Autos für sich aus. In allen Ländern sind die Zweifel gegenüber früheren Befragungen zurückgegangen.Hauptgrund, warum sich Menschen noch gegen den Kauf eines Elektrofahrzeugs entscheiden, ist der mangelhafte Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die Befragten beklagen vor allem einen Mangel an Ladestationen und die geringen Reichweiten im Vergleich zu Benzinern oder Dieselfahrzeugen. Abhilfe und damit eine höhere Akzeptanz könnte nach Ansicht von Continental-Vorstandsmitglied Helmut Matschi vor allem eine bessere Vernetzung der E-Fahrzeuge bringen. “Wirklich attraktiv wird die Elektromobilität mit intelligenter Vernetzung”, glaubt Matschi. Damit könne Routenplanung basierend auf der Ladestrategie erfolgen.Fehlende Ladestationen sind derzeit noch in vier der fünf untersuchten Länder das gewichtigste Argument gegen das elektrische Fahren. Nur in Frankreich ist es der Preis, der die meisten Menschen abschreckt. In Deutschland ist der Preis erst das am fünfthäufigsten genannte Argument.Eine Debatte, die vor allem in Europa die E-Mobilität noch bremst, ist die über die Umweltfreundlichkeit der Technologie. Ein Drittel der Menschen in Deutschland, die kein E-Auto kaufen würden, und ein Viertel in Frankreich zweifeln diese an. In den USA, China und Japan sind es zwischen 11 und 1 %.