IAA-SERIE: AUTOINDUSTRIE UNTER STROM

E-Offensive noch ohne "Masterplan"

BMW und VW preschen voran - Autogipfel lässt Beschlüsse zu Ladenetz offen

E-Offensive noch ohne "Masterplan"

scd/ste/sck Hamburg/München – Während Volkswagen, BMW und die anderen deutschen Autobauer batterieelektrische Autos bereits oder wenigstens bald in Serie vom Band rollen lassen, steckt die Allianz aus Autoindustrie und Bundesregierung in Sachen E-Mobilität noch in der Findungsphase. Auf einem weiteren sogenannten Autogipfel habe man sich darauf verständigt, einen “Masterplan” für den Ausbau des Ladenetzes zu entwickeln, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, nach dem Treffen von Branchenvertretern und den Spitzen der Koalition am Montagabend im Kanzleramt.Beschlüsse wurden bei dem Autogipfel allerdings keine gefasst, ebenso wenig gab es finanzielle Zusagen durch den Staat. Details sollen beim nächsten Treffen besprochen werden. Derweil stehen die deutschen Autobauer vor dem Start ihrer E-Mobilitätsoffensive unter Hochspannung. Die Flaute am chinesischen Automarkt hat die Branche kalt erwischt, wie die Beraterfirma Alix Partners in einer Studie feststellt. Zusätzlich zu den hohen Investitionen in E-Autos und autonomes Fahren belastet damit der stotternde Wachstumsmotor im Reich der Mitte die Margen der Autoindustrie.Davon unbeeindruckt schaltet BMW bei der Umsetzung ihrer Elektrostrategie einen Gang höher. Auf einer Veranstaltung des Münchner Konzerns kündigte der zuletzt in die Kritik geratene Vorstandschef Harald Krüger an, das Ziel 25 elektrifizierter Modelle schon 2023 und damit zwei Jahre früher als bisher geplant erreichen zu wollen. Der E-Auto-Absatz soll sich 2021 gegenüber 2019 mehr als verdoppeln.Auch Volkswagen setzt derzeit praktisch voll auf die Karte Elektromobilität und geht damit angesichts mangelnder Ladeinfrastruktur etwa im Heimatmarkt kräftig ins Risiko. Bis 2028 will der Konzern, dessen Pkw-Marken heute 1 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verursachen, fast 70 neue E-Modelle auf den Markt bringen. Die Zahl der in den kommenden zehn Jahren projektierten E-Fahrzeuge beziffert man in Wolfsburg mit 22 Millionen. Bis 2025 soll der CO2-Fußabdruck der Fahrzeugflotte über den gesamten Lebenszyklus hinweg verglichen mit 2015 – dem Jahr, in dem der Dieselabgasskandal aufflog – um 30 % reduziert werden. Für die Elektrifizierung der Flotte plant VW allein bis 2023 mit Investitionen von 30 Mrd. Euro.Um diese Investitionen stemmen zu können, müssen Benzin- und Dieselfahrzeuge noch über Jahre für Cash-flow sorgen. Es ist daher kein Zufall, dass VW auf der IAA im September in Frankfurt den ID.3, das erste Auto der batterieelektrischen ID-Familie, und kurz darauf in Wolfsburg den Golf 8 vorstellt. Risiko braucht eben auch Absicherung. – Wertberichtigt Seite 6 Bericht Seite 7 Serie Seite 9