E-Plus auf dem Prüfstand
Einen Tag nach Telefónica geht auch KPN an ihr Tafelsilber. Der mit operativen Schwierigkeiten im Heimatmarkt kämpfende Konzern, der bereits seine belgische Tochter ins Schaufenster gestellt hat, prüft nun auch “Optionen” für das wichtigste Asset E-Plus. Ziel ist es, “Werte zu heben”, um die unerwünschte Aufstockung des Großaktionärs América Móvil abzuwehren.hei Berlin – KPN wehrt sich mit allen Mitteln gegen den Versuch des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim, seinen Anteil an dem niederländischen Konzern auszubauen. Slim bietet den KPN-Aktionären über seinen Mobilfunkbetreiber América Móvil 8 Euro je Aktie und will damit seine Beteiligung von derzeit 5 % auf knapp 28 % erhöhen. Slim nutzte die Gunst der Stunde und kündigte seine Offerte an, nachdem die KPN-Aktien seit Jahresbeginn rund 30 % verloren hatten. Daher geißelt der KPN-Board das Gebot als “opportunistisch”, zumal América Móvil nicht die Absicht habe, allen KPN-Aktionären dasselbe zu offerieren, sondern explizit unterhalb der Schwelle von 30 % des Kapitals bleiben wolle, die ein Pflichtangebot auslösen würde. América Móvil erlange mit relativ geringem Einsatz zu viel Einfluss auf KPN und könnte außerdem als starker Minderheitsaktionär andere Interessenten davon abhalten, ein Gebot für KPN insgesamt zu machen, argumentiert das Management, das J.P. Morgan und Goldman Sachs als Berater angeheuert hat.Dies nährte umgehend Gerüchte, dass Telefónica und KPN nach mehrfach gescheiterten Versuchen einen neuen Anlauf zum Schulterschluss machen wollten. Telefónica hatte am Vortag u. a. verkündet, ihre deutsche Tochter O2 an die Börse bringen zu wollen. Die Spanier leiden ähnlich wie KPN – wenn auch aus anderem Grund – unter Turbulenzen im Heimatmarkt und haben Asset-Verkäufe ins Auge gefasst, um ihren Schuldenberg etwas abzutragen. Ein Börsengang von O 2, bei dem Telefónica nach Einschätzung von Analysten nur eine Minderheit abgeben würde, wäre auch ein geeigneter Schritt, um sich eine Akquisitionswährung zu schaffen. Auf diese Weise könnte Telefónica aktiv an einer Konsolidierung der Branche mitwirken, ohne Cash in die Hand zu nehmen. Absichten “unklar”Beide Unternehmen wollten sich nicht zu möglichen Gesprächen äußern. KPN gab indes in einer Investorenpräsentation die potenziellen Synergien aus einem Zusammenschluss von O2 und E-Plus in Deutschland mit 4 Mrd. Euro an und betonte, diese Option sei gefährdet, wenn América Móvil mit ihrer Offerte erfolgreich sei, denn die Absichten der Mexikaner seien “unklar” im Hinblick auf die Strategie von KPN. América Móvil habe sich geweigert, einen Shareholder-Vertrag wie vom Management gewünscht zu unterzeichnen (vgl. BZ vom 31. Mai).KPN betonte, dass die Offerte von Slim vor allem dem Wert von E-Plus nicht gerecht werde. Das Unternehmen, das mit 22,7 Millionen Kunden im lukrativen deutschen Markt an dritter Stelle unter den Netzbetreibern steht, hatte im vergangenen Jahr Einnahmen von 3,2 Mrd. Euro und daraus ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,4 Mrd. Euro gezogen. Dies entspricht einer Marge von 41,8 %, ein Spitzenwert in der Branche.E-Plus ist kontinuierlich gewachsen und verspricht sich vor allem durch die jüngsten Initiativen im Discount-Segment künftig noch mehr Dynamik. Ausgehend von einem branchenüblichen Ebitda-Multiple zwischen 5,5 und 6,0 käme die wichtigste KPN-Tochter auf eine Bewertung zwischen 7,7 und 8,4 Mrd. Euro. Für O2 Germany haben die Analysten der Deutschen Bank einen Wert von 9,8 Mrd. Euro angesetzt. Dabei legten sie wegen des hohen Umsatz- und Ergebniswachstums der Telefónica-Tochter ein Multiple von 7,2 zugrunde. Aufschlag zu niedrigDer Kursrutsch an den europäischen Börsen kommt Slim zugute. KPN als Ganzes wird derzeit bei einem Aktienkurs von 7,65 Euro nur mit 11 Mrd. Euro an der Börse bewertet. Das Management weist darauf hin, dass die Prämie, die América Móvil den Aktionären bietet, sowohl hinter dem Durchschnitt der Ebitda-Multiples der vergangenen Jahre in der Branche als auch hinter den für Übernahmen in Holland gezahlten Prämien zurückbleibt. Die Durchschnittsprämie für Unternehmen in Holland lag bei 61 % im Vergleich zu den 23 %, die Slim bot.