Echo auf Gewinnwarnung von DHL fällt gnädig aus
Echo auf Gewinnwarnung von DHL fällt gnädig aus
Aktienkurs wieder auf Niveau vor Prognosesenkung – Paketlieferungen an Konsumenten ziehen an – B2B-Geschäft weiter zäh
Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt
Die Senkung von Ergebnisprognosen ist per se negativ. Doch wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, dann stößt eine Gewinnwarnung, die zu den zuvor schon pessimistischeren Analystenerwartungen führt, bei Kapitalmarktakteuren noch am ehesten auf Nachsicht. Das trifft auf den gestutzten Ausblick zu, den der Vorstand von DHL (ehemals: Deutsche Post) am Mittwoch publiziert hat. Die Kursbewegung unterstreicht das: Unmittelbar vor der Veröffentlichung der Prognoseanpassung kostete die Aktie rund 37,10 Euro. Dann folgten kurzzeitige Ausschläge nach unten bis auf 36,62 Euro und oben (!) bis auf 37,77 Euro – ein Zeichen dafür, dass Investoren die Einordnung der revidierten Ziele schwerfiel. Am Donnerstag pendelte der Dax-Wert zwischen 36,70 und 37,30 Euro – im Vergleich zum Kursniveau vor der Gewinnwarnung also kaum verändert. Zu der Seitwärtsbewegung mögen die Eckdaten für das dritte Quartal beigetragen haben, die im Rahmen der Markterwartungen lagen.
Weihnachtsgeschäft läuft an
Gemäß der Ad-hoc-Mitteilung scheint in den nationalen Paketgeschäften die saisonale Beschleunigung – gemeint ist vor allem das anlaufende Weihnachtsgeschäft – der E-Commerce-Lieferungen an Konsumenten (B2C) seit Ende September wie erwartet einzutreten. Die B2B-Volumen seien hingegen weiter durch eine schwache wirtschaftliche Dynamik geprägt. Im dritten Quartal sei zudem der Rückgang der Briefvolumen im Jahresvergleich höher ausgefallen.
Der Vorstand geht nach eigener Aussage weiter davon aus, dass der Konzern bis Jahresende von einem saisonalen Anstieg der B2C-Sendungsmengen profitieren wird. Für die Entwicklung der B2B-Volumen und des Briefgeschäftes deute sich jedoch auf Basis der Entwicklung im Oktober keine positivere Dynamik an. Auch in der Luftfracht-Spedition bleiben die Margen – trotz saisonal bedingt leicht steigender Mengen – laut der Mitteilung weiter hinter den Erwartungen zurück.
Von „6,0 bis 6,6 Mrd. Euro“ auf „über 5,8 Mrd. Euro“
Infolge dieser Entwicklungen habe der Vorstand entschieden, die Konzern-Jahresprognose für den operativen Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) von 6,0 bis 6,6 Mrd. Euro auf „über 5,8 Mrd. Euro“ anzupassen. Dazu sollen die vier DHL-Divisionen über 5,5 (bisher: über 5,7) Mrd. Euro und der Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland rund 0,8 (bisher: über 0,8) Mrd. Euro beitragen.
„Den Marktentwicklungen entsprechend“ hat der Konzern zudem die Obergrenze der erwarteten Investitionen (ohne Leasing) im Gesamtjahr von 3,6 Mrd. auf 3,2 Mrd. Euro reduziert; das untere Ende der Prognosespanne liegt weiter bei 3,0 Mrd. Euro. Unter Berücksichtigung eines Anstiegs des Working Capital im bisherigen Jahresverlauf – vor allem in der DHL-Division Global Forwarding, Freight – sowie der Anpassung der Investitionen erwartet der Konzern einen Free Cashflow (ohne Netto-M&A) zwischen 2,8 und 3,0 (bisher: rund 3,0) Mrd. Euro.
Mittelfristprognose für 2026 aufgeweicht
Auf Basis der angepassten Erwartungen für 2024 und des schwächeren makroökonomischen Umfelds vor allem in Europa wurde auch die Prognose für das mittelfristige Wachstum des Konzern-Ebit auf „über 7,0 Mrd. Euro“ (bisher: 7,5 bis 8,5 Mrd. Euro) für das Geschäftsjahr 2026 adjustiert. Die Erwartungen an Investitionen und Free Cashflow bleiben für 2024 bis 2026 in den kumulierten Bandbreiten unverändert, teilt DHL mit.
Das Konzern-Betriebsergebnis (Ebit) im dritten Quartal betrug den Angaben zufolge 1,37 Mrd. Euro und lag damit im Vergleich zur Vorjahreszeit kaum verändert. Allerdings sei im diesjährigen Wert ein positiver Netto-Einmaleffekt aus Entwicklungen bei diversen Rechtsstreitigkeiten von rund 70 Mill. Euro enthalten, der bei Post & Paket Deutschland angefallen sei.
Das Ebit im Geschäftsbereich Post & Paket Deutschland lag laut DHL bei 171 (207) Mill. Euro. Rückläufig war auch der operative Gewinn der Divisionen Global Forwarding, Freight (von 306 Mill. auf 277 Mill. Euro) und E-Commerce (von 55 Mill. auf 50 Mill. Euro). Anstiege gab es dagegen in Express (von 667 Mill. auf 686 Mill. Euro) und Supply Chain (von 242 Mill. auf 274 Mill. Euro).
Analysten äußerten sich insgesamt positiv: Die Reduzierung der Ergebnisprognosen sei vergleichsweise gering ausgefallen, hieß es etwa von der DZ Bank. Das Management habe nun Klarheit geschaffen und sich von zu optimistischen Zielen verabschiedet. Beruhigt hat zudem, dass der Trend im B2C-Geschäft intakt sei.
Details am nächsten Dienstag
Den vollständigen Zwischenbericht wird die Gruppe am nächsten Dienstag, den 5. November, veröffentlichen. Dann werden Vorstandschef Tobias Meyer und Finanzchefin Melanie Kreis die jüngsten Entwicklungen erläutern und auch für Fragen von Medienvertretern zur Verfügung stehen.