Ein erstes Plus am europäischen Automarkt
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein Anstieg der Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa um 1,9% auf 1,02 Millionen Einheiten im April ist kein Anlass für überschäumende Euphorie. Aber: Es ist das erste Pluszeichen in den monatlichen Verkaufsstatistiken seit September 2011!po Frankfurt – Im April sind in Westeuropa mit 1,02 Millionen Pkw 1,9% mehr neu auf die Straßen gekommen als vor einem Jahr. Das war der erste monatliche Anstieg der Neuzulassungen seit September 2011, berichtet die europäische Herstellervereinigung ACEA. Die Aktienkurse der deutschen Hersteller reagierten am Freitag mit Gewinnen auf die erkennbare Trendumkehr. Zwei Verkaufstage mehrAllerdings bedeutete das April-Ergebnis zugleich das drittschlechteste Verkaufsergebnis in diesem Monat seit Aufzeichnungsbeginn überhaupt. Zudem hat, wie erwartet, der Kalender kräftig mitgeholfen, damit die Veränderungsrate zum entsprechenden Vorjahresmonat 2013 endlich wieder einmal ein Pluszeichen aufweist: Im Schnitt hatte der April in diesem Jahr zwei Verkaufstage mehr als vor Jahresfrist. Genau genommen ist also in arbeitstäglicher Betrachtung die Wende zum Besseren noch nicht erreicht. Der schlechte Jahresstart 2013 war neben der Verunsicherung über die konjunkturelle Entwicklung auch davon beeinträchtigt, dass der langanhaltende Winter nicht zu Probefahrten und Fahrzeugkäufen einlud. Darüber hinaus fehlten dem ersten Quartal dieses Jahres wegen der frühen Osterfeiertage auch noch Arbeitstage im direkten Vergleich mit Januar bis März im Schaltjahr 2012, was die Lage noch schlechter aussehen ließ als ohnehin schon. Mercedes gewinntDie Marktbeobachter von IHS Automotive räumen deshalb ein, dass der Ostereffekt die März-Absatzzahlen dämpfte und den April entsprechend begünstigte. Insoweit sei das Gesamtbild nach wie vor weniger günstig, als es auf den ersten Blick scheine. Immerhin dürfte die Talfahrt gestoppt sein. Für das erste Jahresdrittel bleibt ein Verkaufsminus von 7% auf 3,9 Millionen Fahrzeugen. Und von den großen Herstellergruppen hat nur Daimler mit seiner Hauptmarke Mercedes ein signifikantes Verkaufsplus von 4% herausgefahren, das sich im April sogar noch deutlich erhöht hat (siehe Tabelle). Die Chancen, dass es auch in den nächsten Monaten mit Wachstumsraten weiter vorangeht, stehen nicht schlecht, hatte doch der Abschwung in den Vergleichsmonaten des Vorjahres an Fahrt gewonnen.In einer unmittelbaren Reaktion auf die Aprilzahlen deckten sich Investoren mit Auto- und Zulieferaktien ein. Begünstigt wurde dies auch von einer Hochstufung der Branche durch Credit Suisse, die den europäischen Autosektor auf “Overweight” stellte. Die Bank begründet ihre Einschätzung mit der attraktiven, sprich niedrigen Bewertung des Sektors sowie mit einer Erholung des Verbrauchervertrauens. Und in der Tat: Gemessen an einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für den Dax von etwa 12,5 liegen die Automobilwerte mit einem KGV von durchschnittlich gut 9 auf Basis der für 2013 erwarteten Gewinne je Aktie erheblich darunter – gleichauf mit Banken, Versicherern und Versorgern.Die Commerzbank-Analysten sehen allerdings gerade bei Autoaktien Rückschlagspotenzial. So seien zuletzt die Gewinnerwartungen gesenkt worden, die Aktien gleichwohl weiter nach oben gegangen. Besonders drastisch sei dies im Fall Fiat über die Bühne gegangen. Die deutschen Hersteller werden im Vergleich als sichere Anlage angesehen, unter den Zulieferern gelte Continental als am wenigsten gefährdet bei einer Markteintrübung.Auch wenn der westeuropäische Automarkt noch viele Jahre brauchen wird, um wieder in die Nähe alter Rekorde von 15 Millionen zurück zu kehren, wirkt das Ende des Abschwungs stützend. Das umso mehr, als wichtige Märkte wie die USA und China weiterhin gute Wachstumsmöglichkeiten bieten (siehe Tabelle). Überraschend stark präsentierte sich im April Brasilien, das mit 317000 Pkw-Verkäufen wieder einmal mehr Neuwagen aufnahm als Deutschland als größter europäischer Einzelmarkt mit 284444 Fahrzeugen.