PENGUIN RANDOM HOUSE

Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr - das ist nicht nur der Titel eines Bestsellers der Buchautorin Jojo Moyes, die bei Penguin Random House unter Vertrag steht, sondern könnte auch Motto für die bevorstehenden Trennungsverhandlungen zwischen Pearson und...

Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr – das ist nicht nur der Titel eines Bestsellers der Buchautorin Jojo Moyes, die bei Penguin Random House unter Vertrag steht, sondern könnte auch Motto für die bevorstehenden Trennungsverhandlungen zwischen Pearson und Bertelsmann sein. Denn ein halbes Jahr dürfte durchaus ins Land gehen, bis der Ausstieg von Pearson aus dem Verlags-Joint-Venture mit dem deutschen Medienkonzern perfekt ist. Und für die ausstiegswillige Pearson, die gestern nach einem katastrophalen Quartal gleich das Gewinnziel für 2018 (!) kassierte, könnte es sich durchaus anfühlen wie ein ganzes Jahr.Die beiden Medienhäuser hatten ihre Publikumsverlage Penguin Books und Random House vor vier Jahren fusioniert und damals sogleich Vereinbarungen über die Trennung nach einigen Jahren getroffen. Stand damals vor allem Bertelsmann unter Handlungsdruck – Vorstandschef Thomas Rabe hatte erst Anfang 2012 das Ruder übernommen und die Rückkehr auf den Wachstumskurs versprochen -, hat sich das Blatt inzwischen jedoch gewendet.Zwar hatte es Pearson-CEO John Fallon Anfang 2016 noch vermocht, Investoren mit kühnen Gewinnversprechen anzulocken, die gestrige Kursreaktion – in der Spitze brach die Aktie um 30 % ein – spricht jedoch Bände. Bertelsmann dagegen wird für 2016 aller Voraussicht nach ein Rekordergebnis vorlegen und mit breiter Brust in die Verhandlungen gehen, zumal sich der Familienkonzern mit der Mehrheit von 53 % von Anbeginn in die Pole-Position gebracht hat.Keine Frage, dass auch Bertelsmann valides Interesse an einer stabilen Eigentümerstruktur beim weltgrößten Publikumsverlag hat. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch noch lange nicht, dass die Deutschen das Verlagshaus zu 100 % besitzen müssen, wie das Beispiel RTL Group belegt. Denn bei der Luxemburger TV-Tochter zog sich Bertelsmann 2013 auf 75 % zurück und investierte den Erlös aus dem Anteilsverkauf in neue Geschäfte. Nicht ohne Grund hatte Vorstandschef Thomas Rabe schon vor einem Jahr anklingen lassen, sich womöglich auch bei Penguin Random House mit einer qualifizierten Mehrheit von 75 % zufriedenzugeben.Noch ist es zu früh, um über den Ausgang der Trennungsverhandlungen zu spekulieren. Der Bestseller von Moyes, der inhaltlich keinerlei Parallelen zu der gesellschaftsrechtlichen Trennung bei Penguin Random House aufweist, steht jedoch auch mit dem englischen Originaltitel “Me Before You” sinnbildlich für den Tenor der anstehenden Verhandlungen.