"Ein großer Schritt nach vorn"

VW-Markenchef Diess: Mit Zukunftspakt soll Produktivität an deutschen Standorten um ein Viertel steigen

"Ein großer Schritt nach vorn"

Volkswagen hat jetzt einen Plan für den Umbau ihrer Kernmarke VW Pkw. Die Devise lautet: Fit werden für die Ära der Elektromobilität.ste Hamburg – Volkswagen will ihre renditeschwache Kernmarke bis 2020 völlig neu aufstellen. Dabei wird durch den Abbau von weltweit 30 000 Arbeitsplätzen ein positiver Ergebnisbeitrag von 3,7 Mrd. Euro pro Jahr angestrebt. Die operative Marge soll in vier Jahren bei 4 % statt zuletzt 1,5 % liegen. Das Sparprogramm, das an den deutschen Standorten 23 000 von 120 000 Stellen wegfallen lässt, geht einher mit Investitionen von 3,5 Mrd. Euro in den Umbau der Marke in Richtung Elektromobilität und digitale Dienste. Damit verbunden sei ein Personalaufbau von 9 000 Stellen. Bisher nicht gewappnetMarkenchef Herbert Diess erklärte, der mit dem Betriebsrat vereinbarte Zukunftspakt sei für VW “ein großer Schritt nach vorn”. Damit sei man der Erste, der sich “konsequent auf die Zukunft der Automobilindustrie” ausrichte. Der frühere BMW-Entwicklungsvorstand betonte, die Neuorientierung über die gesamte Wertschöpfungskette sei dringend nötig, “weil sich unsere Branche in den nächsten Jahren stärker verändern wird als jemals zuvor”. Bislang, so Diess, sei VW für den Wandel nicht gewappnet. “Wir bauen zwar hervorragende Autos, verdienen damit aber zu wenig Geld.” Es sei deshalb höchste Zeit für ein großes Reformprogramm.”Wir bleiben nicht an der Oberfläche, sondern packen die Probleme an der Wurzel, auch wenn es schmerzhaft ist”, betonte Diess. “Das haben uns viele nicht zugetraut. Heute zeigen wir, dass Volkswagen sich verändern will und verändern kann.” Der Markenchef kündigte einen massiven Umbau der deutschen Standorte an. Zwei der künftigen Elektroautos sollen in Deutschland produziert werden, je eines in Wolfsburg und in Zwickau. “Die drei deutschen Komponentenwerke Braunschweig, Kassel und Salzgitter machen wir zu Schlüssellieferanten für das Elektroauto.”Investiert werde in den Elektroantrieb, in Batteriesysteme sowie in den stufenweisen Aufbau einer Batteriezellfertigung. Verstärken werde VW auch die Softwareentwicklung. “Ein Großteil der neuen Jobs wird in Wolfsburg entstehen, der Standort wird unsere Zentrale für Digitalisierung”, so Diess.Dies werde durch Verschlankung und mehr Effizienz möglich. An den deutschen Standorten soll die Produktivität um 25 % steigen. VW werde sich aus unrentablen Bereichen wie der Kunststofffertigung in Braunschweig oder dem Wärmetauscher in Hannover zurückziehen. Zudem werde die Verwaltung ausgedünnt. “Wir krempeln die gesamte Marke Volkswagen um und machen sie zukunftsfähig.” Er persönlich, fügte Diess hinzu, kenne keinen anderen Hersteller, “der den Umbruch so offensiv und mutig angeht”. Der Zukunftspakt sei auch ein Wegbereiter für die neue Markenstrategie, die VW in den kommenden Wochen vorstellen werde. “Auch dort wird es um mehr Effizienz und um mehr Zukunftsfähigkeit gehen.” Signal für den Standort DBetriebsratschef Bernd Osterloh betonte, für die Stammbelegschaft sei im Pakt eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2025 erreicht worden. “Das sind neun Jahre ohne Angst um den Arbeitsplatz.” Der Stellenabbau soll über Fluktuation und mehr Altersteilzeitverträge erreicht werden. Der Pakt sei ein wichtiges Signal für den Standort Deutschland: Die ersten reinen E-Fahrzeuge der nächsten Generation würden in Deutschland gefertigt. Die Werke Salzgitter und Kassel sollen den Motor für den modularen Elektro-Baukasten (MEB) herstellen. In Salzgitter, als Motorenwerk vom Wandel zur Elektromobilität besonders betroffen, werde die Kompetenz für die Batteriezellentwicklung angesiedelt. Integraler Bestandteil sei eine Pilotanlage mit dem Ziel der Serienfertigung.