Ein großer Tag
Das Going Public von Teamviewer ist ein großer Tag für viele: für eine kleine schwäbische Softwareschmiede, die hierzulande das größte Tech-IPO seit dem Börsengang von Infineon im Jahr 2000 aufs Parkett legt, für die Deutsche Börse, der die Gesellschafter von Teamviewer für das größte Software-IPO weltweit überhaupt den Vorzug vor anderen und auch vor der global wichtigsten Technologie-Börse Nasdaq gaben. Vor allem aber für Permira selbst, die schon beim Einstieg in den Ausstieg mehr als das Sechsfache des eingesetzten Kapitals einsackt, wenn am Ende alle 84 Millionen Aktien platziert werden, also auch der Greenshoe noch ausgeübt wird.Daran sät indes der etwas holprige Start der Aktie, die am ersten Handelstag bis zu 6 % unter den Emissionspreis rutschte und durch Stabilisierungsmaßnahmen der begleitenden Banken gestützt werden musste, auf den ersten Blick Zweifel. Ein Nachfrageüberhang ist jedenfalls zunächst nicht zu erkennen. Dabei hätte man das bei einer mehrfach überzeichneten Emission eigentlich erwarten dürfen. Dem Vernehmen nach hat die hochprofitable und bisher rasant wachsende Teamviewer eine Reihe hochkarätiger Adressen von langfristigen Investoren wie etwa BlackRock oder Fidelity für sich gewinnen können, denen man kaum unterstellen wird, dass sie sich gleich am Tag der Erstnotiz wieder verabschieden.Und dennoch hat eine Reihe von Erstzeichnern solche Wankelmütigkeit offenbart. Abgesehen von einem gewissen Herdentrieb all jener, die sich von “schlechten Vorgaben” und einem schwachen Start des Marktes auf ganzer Breite anstecken lassen, zeigt sich hier auch eine Sensibilität gegenüber hochpreisigen IPOs, wie sie im Softwaresektor oft vorkommen und für die gerade Teamviewer ein Beispiel ist. Eine Bewertung in Höhe des 13-fachen Umsatzes und ein fast doppelt so hohes Ergebnis-Multiple wecken immer auch Skepsis.Heimische Vorbilder aus der Branche, allen voran SAP, die einst praktisch auch als Start-up an die Börse kam, liefern dafür keinen Grund, jüngere Emittenten aus dem weiteren Technologieumfeld dagegen schon. Der 2014 als Leuchtturm apostrophierte Börsengang von Rocket Internet war aus heutiger Sicht ein totaler Flop, auch wenn die Aktie anfangs zu einem kurzfristigen Höhenflug ansetzte. Das zeigt, dass sich die Spreu erst später vom Weizen trennt, wenn nicht mehr nur Versprechen, sondern operative Tatsachen bewertet werden. Spätestens dann soll für Teamviewer der nächste große Tag folgen.