Einstieg durch die Hintertür
Von Andreas Hippin, FrankfurtMicrosoft wird nicht erwartet haben, dass sich Firmenkunden auf die Schnelle mit dem neuen Betriebssystem Windows 8 anfreunden. Der US-Marktforscher Gartner geht davon aus, dass sich 90 % der Unternehmen bis einschließlich 2015 um die Einführung der Software drücken werden. Der Umstieg auf ein berührungsempfindliches Interface mag für Microsoft notwendig gewesen sein, um Apple im Kampf um den Endverbraucher etwas entgegenzusetzen.Die mit schrumpfenden Budgets kämpfenden IT-Verantwortlichen aus der Wirtschaft haben dagegen wenig Interesse daran, wegen eines neuen Betriebssystems für die ganze Organisation auch noch neue Hardware mit Touchscreens anzuschaffen. Sollten sich Windows 8 und der von Microsoft entwickelte Tablet-PC Surface allerdings beim Endverbraucher durchsetzen, könnten es die Produkte des weltgrößten Softwareherstellers schneller durch die Hintertür in die Unternehmen schaffen – wie zuvor die Apple-Produkte.Dass immer mehr Menschen auch bei der Arbeit lieber auf ihre eigenen Geräte und Anwendungen zurückgreifen als auf das, was ihnen die IT-Abteilung ihrer Firma zur Verfügung stellt, hat sich bislang vor allem für den Unterhaltungselektronikanbieter aus Cupertino ausgezahlt. Viele Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern mittlerweile, mit dem eigenen iPhone auf das Firmennetz zuzugreifen. BYOD (“Bring your own Device”), wie die Branche diesen Trend beschreibt, weitet sich zusehends auch auf Tablet-PC und Notebooks aus. Früher oder später werden auch PC davon erfasst – etwa die Geräte von Mitarbeitern, die von zuhause aus arbeiten. Der Einsatz privater Hardware dürfte dazu führen, dass Unternehmen Bestandsgeräte später austauschen.Die Citi-Analysten Jim Suva und Ashwin Shirvaikar halten vor diesem Hintergrund die Schätzungen der Branche für den weltweiten PC-Absatz im kommenden Jahr für überhöht. Statt eines Wachstums von 7 % unterstellen sie eine Schrumpfung der Menge der ausgelieferten Geräte um 1 %. Die traditionellen Firmenkundenausstatter Dell und Hewlett-Packard stufen sie vor diesem Hintergrund mit “Verkaufen” ein.Bei Tablet-PC rechnen die Analysten der Investmentbank für 2013 dagegen mit einem Absatzwachstum von 59 %. Davon könnte Microsoft mit dem Modell Surface profitieren, auch wenn mit Sicherheit nicht so schnell so viele Geräte abgesetzt werden können wie bei der Markteinführung des ersten iPad.—–Der neue Tablet ermöglicht Microsoft, sich den Trend zur eigenen Hardware im Büro zunutze zu machen.—–