Übernahmeofferte

Einstieg von Bain Capital treibt Software AG

Der Einstieg von Bain Capital bei der Software AG weckt Hoffnungen auf eine Übernahmeschlacht. Allerdings ist fraglich, ob es dazu kommt.

Einstieg von Bain Capital treibt Software AG

Übernahmepoker

Einstieg von Bain Capital treibt Software AG

Silver Lake baut Anteil weiter aus – Kaufvertrag mit Stiftung „nicht widerrufbar“

sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Die Aktionäre der Software AG brauchten in der Vergangenheit oftmals Geduld. Für große Wachstumsdynamik waren die Darmstädter nicht bekannt, und das zeigte sich auch im Aktienkurs. Doch nach dem Übernahmeangebot durch Silver Lake in der vergangenen Woche ist nun ein weiterer Investor eingestiegen, was den Aktienkurs beflügelt. Wie Stimmrechtsmitteilungen aus den vergangenen Tagen zeigen, ist der Private-Equity-Investor Bain Capital bei der Software AG mit einem größeren Anteil an Bord, die ihm zugerechneten Stimmrechte belaufen sich auf insgesamt gut 10%. Davon entfallen 4,5% auf Aktien, die übrigen 5,5% entfallen auf Total Return Swaps mit Verfallsdatum am 31. Oktober dieses Jahres.

Bain Capital hält die Beteiligung über die Tochter Rocket Software. Der Investor hat im Oktober 2018 die Mehrheit an dem US-Unternehmen übernommen, die Unternehmensbewertung der 1990 gegründeten Rocket Software lag damals bei rund 2 Mrd. Dollar. Das Unternehmen entwickelt unter anderem IT-Anwendungen für die Bereiche Business Intelligence, Datenanalyse und -speicherung sowie Datenbank-Werkzeuge. Das Geschäft des US-Unternehmens bietet Anknüpfungspunkte zu dem der Darmstädter Software AG, die neben ihrem größeren Geschäftsbereich Digital Business auch noch ein Altgeschäft mit Datenbanken besitzt.

Aktienkurs legt zu

Am Markt wächst die Hoffnung auf ein Konkurrenzangebot durch Bain Capital, die dann einen großen kombinierten Anbieter aus Software AG und Rocket Software formen könnte. Der Aktienkurs, der zunächst um rund 50% auf das Niveau des Silver-Lake-Angebots von 30 Euro je Aktie zugelegt hatte, kletterte am Dienstag zeitweise auf über 33,50 Euro und lag damit noch einmal deutlich über der Offerte.

Zu dem Kursanstieg hat darüber hinaus beigetragen, dass Informationen der Agentur Bloomberg zufolge auch der aktivistische Investor Elliott sich bei der Software AG eingekauft haben soll. Er ist bekannt dafür, bei Übernahmesituationen auf höhere Abfindungen beim Squeeze-out oder bei Gegenangeboten zu spekulieren. Auch das in der vergangenen Woche getätigte Investment von Bain Capital dürfte von dem jüngsten Kursanstieg bereits profitiert haben.

Allerdings ist fraglich, wie attraktiv ein Übernahmenagebot für Bain Capital wäre, da Silver Lake bereits einen Fuß in der Tür hat. Silver Lake hat sich bereits einen Anteil von 25,1% an der Software AG von deren bisherigem Großaktionär, der Software-AG-Stiftung, gesichert. Weitere 5% Anteile, die noch im Besitz der Stiftung sind, unterliegen einer Lock-up-Klausel.

Der Kaufvertrag mit der Stiftung ist einer Mitteilung von Silver Lake zufolge nicht widerrufbar. Die Stiftung könne nicht davon zurücktreten und den Anteil einer dritten Partei andienen. Hinzu kommt: Der Kaufvertrag mit der Stiftung kann laut Silver Lake in jedem Fall vollzogen werden – auch wenn der Investor bei der Software AG nicht den Mehrheitsanteil von 50% zuzüglich einer Aktie erlangen sollte. Ein Gegenbieter müsste damit auch Silver Lake den Anteil wieder abkaufen – oder mit einem starken Minderheitsaktionär leben.

Silver Lake kauft Anteile zu

Unterdessen hat Silver Lake ihren Anteil auch über den freien Markt weiter ausgebaut: In den zurückliegenden Tagen hat der Investor einer Mitteilung zufolge weitere 5% der Aktien eingesammelt und kam damit zum Ende der vergangenen Woche insgesamt bereits auf einen Anteil von gut 30%. Hinzu kommen noch Wandelschuldverschreibungen aus einem ersten Investment im Jahr 2021, die nach Ausübung einer Wandlungsoption etwa 9% der Anteile entsprechen würden. Allerdings liegt der Wandlungspreis bei 46,54 Euro und damit deutlich über dem Preis des aktuellen Übernahmeangebots. Silver Lake muss diese Option nicht ausüben.

Wenn der Investor mit seiner Offerte genügend Aktien einsammelt, wird die Börsengeschichte der Software AG enden. Sobald es möglich sei („as soon as practically possible“), plane man das Delisting des Darmstädter Unternehmens, bekräftigte der Investor noch einmal. Nach Bekanntwerden der Übernahmepläne sind in der Regel vier Wochen Zeit, die Angebotsunterlagen bei der BaFin einzureichen, die Genehmigung erfolgt dann üblicherweise binnen zehn Tagen.

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