Elektro-Mobilität im Stottergang

Erwartungen verfehlt - Deutschland liegt zurück - BMW greift Marktführer Daimler mit i3 an

Elektro-Mobilität im Stottergang

Die mit großem Pomp inszenierte Vorstellung des neuen BMW-Elektroautos i3 kann nicht verbergen, dass sich der Verkauf von Elektrofahrzeugen eher schleppend entwickelt.Von Gerhard Bläske, StuttgartAm gestrigen Montag hat BMW mit dem i3 das erste vollelektrische Elektro-Serienfahrzeug des Konzerns weltweit an drei Orten vorgestellt. Doch insgesamt entwickelt sich die Elektromobilität deutlich schwächer als erwartet. Deutschland liegt nach einer jetzt veröffentlichten Studie des Car Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen weit zurück.Die Hiobsbotschaften haben sich zuletzt gehäuft. Der Betreiber von Batteriestationen Better Place ist pleite, was auch Partner Renault finanziell belastete. Ohnehin sind die sehr ehrgeizigen Elektroauto-Pläne der Franzosen trotz umfangreicher Staatshilfen in Frankreich teilweise steckengeblieben. Der Start des Zoé wurde mehrmals verschoben. Und in Deutschland glaubt kaum jemand, dass der ehrgeizige Plan der Bundesregierung, bis 2020 rund 1 Million Elektroautos auf der Straße zu haben, aufgeht.2012 wurden hierzulande gerade mal 2 956 Elektroautos verkauft. Im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es 2 477. Das war deutlich weniger als in den USA, wo zwischen Januar und Juni 20 576 dieser Fahrzeuge abgesetzt wurden und auch nur zweimal so viel wie in dem nur ein Siebtel so großen Automarkt Niederlande. Weltweit sind 2012 etwa 93 000 E-Fahrzeuge abgesetzt worden. 2013 sollen es mehr als 150 000 sein, glaubt BMW. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car Center, kritisiert, dass es in Deutschland viel zu viele “kleinteilige und kleinkarierte Programme gibt”. Das habe sich auch durch das Schaufenster E-Mobilität nicht wesentlich geändert.Dabei investiert die deutsche Autoindustrie Milliardenbeträge in alternative Antriebe wie die Elektromobilität. Allein beim weltweit größten Autozulieferer Bosch sind es jährlich etwa 400 Mill. Euro. Volkswagen arbeitet am E-Up und an einem emissionsfreien Golf, Daimler ist mit dem Smart Fortwo Electric Drive Marktführer. Der Zweisitzer verkaufte sich im ersten Halbjahr hierzulande 983-mal und kam damit auf einen Anteil von 40 %. Weltweit werden für 2013 etwa 6 000 Verkäufe angepeilt. Weitere Elektrofahrzeuge wie die B-Klasse, der Smart Scooter, der SLS oder die künftige Smart-Generation sind geplant. Auch bei BMW ist eine ganze Elektrofamilie vorgesehen. Nur Audi verzichtet auf reine Elektroantriebe. Auch GM (Opel Ampera, Chevrolet Volt), Peugeot Citroën (ION, Citroën C-Zero) oder Mitsubishi (MIEV) sind auf dem Markt präsent. Der Renault Twizy ist mit über 8000 Verkäufen Marktführer in Europa. Zusammen mit Allianz-Partner Nissan (Leaf) ist Renault (Zoé, Fluence, Twizy) mit bisher 100 000 verkauften E-Autos Weltmarktführer.Bei den meisten Anbietern ist der Elektroantrieb einer unter vielen Ansätzen. Das hat vor allem drei Gründe: Die Produktionskosten sind deutlich höher. Wegen des hohen Batteriegewichts setzt BMW beim i3 auf eine extrem leichte Karbonhülle, die sehr teuer ist. Die hohen Kosten schlagen sich in höheren Kaufpreisen nieder, die, wenn es, wie in Deutschland, keine Kaufanreize wie in Frankreich gibt, kaum ein Kunde zu zahlen bereit ist. Es kommen die geringe Reichweite mit immerhin bis zu 300 Kilometern beim i3 und schlechte Infrastruktur (in Deutschland 2 200 Ladestationen) sowie lange Aufladezeiten hinzu. Dennoch wird auch in Elektroantriebe investiert, weil sie stark (Supercredits) bei der Reduzierung der CO2-Emissionen angerechnet werden.Daimler, Audi oder Porsche setzen vor allem auf Hybrid-Antriebe wie Plug-ins, im Falle Daimlers aber auch auf die Brennstoffzelle oder Wasserstoff. Die größten Reserven schlummern noch in konventionellen Antrieben. Die Absatzprognosen für Elektroautos sind laut Roland Berger weltweit rückläufig, ebenso wie staatliche Fördermaßnahmen. Eine Ausnahme bildet China. Dort arbeiten BMW, Audi und Daimler an Projekten mit lokalen Partnern.