Elektrobranche erwartet 2020 bestenfalls Stagnation

Handelskonflikte, Brexit und Wachstumsschwäche in China belasten weiter - Exportwert übertrifft Umsatz - Ausfuhren nach Großbritannien gehen stark zurück

Elektrobranche erwartet 2020 bestenfalls Stagnation

Der Verband der Elektroindustrie in Deutschland hat für seine zentrale Prognosegröße die Latte tief gehängt: Die preisbereinigte Produktion werde 2020 “im besten Fall eine stabile Entwicklung” nehmen. Im Vorjahr ist die Produktion laut einer Hochrechnung um 4,2 % gefallen. Die Belastungsfaktoren bleiben dieselben.md Frankfurt – Die deutsche Elektronikindustrie hat einen mauen Ausblick auf das laufende Jahr gegeben. Für 2020 erwartet der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in “der Produktion im besten Fall eine stabile Entwicklung” – oder wie es Chefvolkswirt Andreas Gontermann vor Medienvertretern formulierte: “maximal null”. Die Hauptgründe für die verhaltene Prognose sind dieselben, die auch schon für das schwache Abschneiden im Vorjahr verantwortlich waren: Handelskonflikte bzw. zunehmender Protektionismus, abnehmendes Wirtschaftswachstum in China und der Brexit; diese Faktoren haben laut dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) den konjunkturellen Abschwung verstärkt.Die deutsche Elektroindustrie ist stark in die globalen Wertschöpfungsprozesse eingebunden. Die “weltweite Schwäche von Handel, Investitionen und Industrieproduktion im vergangenen Jahr hat die Branche getroffen”, sagte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer. Veredelung macht viel ausDer drittgrößte Industriezweig des Landes verzeichnete 2019 nur bei den Exporten Wachstum. Produktion, Umsatz und Auftragseingang gingen dagegen zurück, teilte der Verband in der Jahresauftakt-Pressekonferenz mit. Dass die Ausfuhren (einschließlich der Re-Exporte) in den ersten elf Monaten um 2,7 % auf 200 Mrd. Euro zulegten, im Gesamtjahr schätzungsweise auf 216 Mrd. Euro stiegen und damit über dem prognostizierten Umsatz von 191 Mrd. Euro (-1,2 %) liegen, rühre daher, dass viele Güter nach Deutschland eingeführt, hier veredelt und dann zu einem höheren Wert wieder exportiert werden. Auffällig ist der Einbruch der Exporte nach Großbritannien. Sie gaben laut dem Verband in den ersten elf Monaten um 9,8 % auf 8,5 Mrd. Euro nach. Stand das Land im Abnehmer-Ranking 2003 noch an erster Stelle, ist es 2019 auf Rang 8 abgerutscht.Die preisbereinigte Produktion fiel von Januar bis November 2019 um 4,2 % geringer aus als im Jahr zuvor. Im November 2019 verringerte sich die Produktion im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich um 8,8 %. Zwar haben sich nach den Angaben die Produktionspläne der Unternehmen auch im Dezember erholt, “bleiben per saldo aber negativ”: 14 % der Firmen wollen ihren Output in den nächsten drei Monaten erhöhen, 22 % drosseln. Der Rest plant mit einer unveränderten Produktion.Der aggregierte Branchenumsatz gab bis November um 1,4 % auf 175,2 Mrd. Euro nach, wobei das Minus großteils auf den Rückgang der Inlandserlöse um 2,1 % auf 82,7 Mrd. Euro zurückzuführen ist, während der Auslandsumsatz um lediglich 0,7 % auf 92,5 Mrd. sank. Der Erlös im November habe sich auf 16,5 Mrd. Euro belaufen, womit der Umsatz um 4,6 % niedriger lag als ein Jahr zuvor. Sowohl die Inlandserlöse (-5,5 % auf 8 Mrd. Euro) als auch die Auslandserlöse (-3,8 % auf 8,5 Mrd.) gingen kräftig zurück. Auffällig ist den Zahlen nach, dass die Geschäfte mit Kunden aus dem Euroraum um 8,4 % auf 3,2 Mrd. Euro schrumpften und damit sehr viel stärker als jene mit Partnern aus dem Nicht-Euroraum (-1 % auf 5,3 Mrd. Euro).In den ersten elf Monaten 2019 verfehlten die Bestellungen den Vorjahreswert um 3,4 %, teilt der Verband mit. Die Inlandsaufträge seien um 4,4 %, die Auslandsbestellungen um 2,8 % gesunken, wobei die Nachfrage von Kunden aus der Eurozone um 4,3 % geringer war als im Vorjahr, während Geschäftspartner aus Drittländern lediglich 1,9 % weniger orderten. Allerdings entwickelten sich die Sektoren höchst unterschiedlich: So laufe das Geschäft im Bausektor nach wie vor gut, während auf der anderen Seite gilt: Je näher ein Unternehmen der Autobranche ist, desto größere Probleme hat es.Die Bestellungen im November lagen laut dem ZVEI um 11,9 % unter dem Vorjahreswert. Die Aufträge aus dem Inland gingen den Angaben nach um 15,3 %, die aus dem Ausland um 8,9 % zurück. Aus dem Euroraum wurden 6,1 % weniger geordert; um 10,8 % gingen die Bestellungen aus Drittländern zurück. Digitalisierung und Klimaziele”Die 20er-Jahre werden eine Dekade der Digitalisierung und Vernetzung sein”, sagte ZVEI-Präsident Ziesemer. “Wir werden hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, denn als Leitbranche der Digitalisierung sehen wir die Elektroindustrie in einer besonderen Verantwortung.”Ausdrücklich unterstützt der Verband die Klimaziele der Bundesregierung. Die Elektroindustrie halte zentrale Lösungen bereit, etwa für Verkehr, Gebäude, Energie und Industrie, denn “die Elektrifizierung ist ein wichtiger Hebel für weniger CO2-Emissionen”, sagte Wolfgang Weber, seit 1. Januar Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung.