Elektroindustrie bleibt auf der Hut

Nach Rekordjahr leichtes Wachstum angepeilt - Sorge wegen Handelsstreit - Hoher Auftragsbestand

Elektroindustrie bleibt auf der Hut

Mit einem nach wie vor überdurchschnittlichen Auftragsbestand von 3,3 Monaten, aber Sorgen wegen der internationalen Handelsstreitigkeiten geht die deutsche Elektroindustrie vorsichtig ins neue Jahr. Der Branchenverband ZVEI rechnet 2019 mit einem preisbereinigten Produktionswachstum von 1 % nach 3 % im abgelaufenen Turnus.scd Frankfurt – Nach dem Rekordjahr 2018 sieht sich die deutsche Elektroindustrie auch im laufenden Turnus weiter auf Wachstumskurs. Allerdings rechnet der Branchenverband ZVEI nur noch mit einem preisbereinigten Produktionsanstieg um rund 1 % auf 200 Mrd. Euro. Obwohl die Unternehmen Hemmnisse für ihre Produktionstätigkeit weiterhin eher auf der Angebotsseite – “insbesondere bei der Materialbeschaffung sowie bei der Rekrutierung von Fachkräften” – ausmachten und nicht auf der Nachfrageseite oder bei der Finanzierung, hätten sich wichtige Stimmungsindikatoren in den letzten Monaten nach und nach eingetrübt, berichtete ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann. Personalseitig ist die deutsche Elektroindustrie immerhin öfter fündig geworden. Die Zahl der Beschäftigten legte 2018 um 22 000 zu – mehr neue Mitarbeiter wurden im Saldo zuletzt 2010 eingestellt. Beim Geschäftsklima wird die aktuelle Lage zwar noch als gut bewertet,die allgemeinen Geschäftserwartungen sind seit Oktober vergangenen Jahres per saldo aber negativ. Zuletzt sei dies im Herbst 2014 der Fall gewesen, sagte Gontermann.Der ZVEI habe bei seiner Prognose ein langsameres Wachstum der Weltwirtschaft in Rechnung gestellt. Den rasant gewachsenen Pessimismus in Bezug auf die Entwicklung in China kann Gontermann indes nicht vollends nachempfinden. Für die deutsche Elektroindustrie habe China im vergangenen Jahr noch immer zweistelliges Wachstum gebracht. Zwar sei das erste Halbjahr tendenziell stärker als das zweite gewachsen. Von einer linearen Abwärtsbewegung könne aber nicht die Rede sein, betonte er. So sei etwa der Oktober ein starker Monat gewesen, während sich der November wieder schwächer dargestellt habe. Rückstand der USA wächstInsgesamt exportierte die Branche in den ersten elf Monaten des Jahres Produkte im Wert von 19,4 Mrd. Euro nach China und damit 11,4 % mehr als in der gleichen Zeitspanne 2017. Der Abstand zum zweitwichtigsten Markt USA, in den bei 3,8 % Zuwachs Waren im Wert von gut 16,4 Mrd. Euro ausgeführt wurden, nahm damit weiter zu. Von den wesentlichen Märkten war China der wachstumsstärkste, knapp gefolgt von Italien (siehe Grafik).Am anderen Ende der Skala befindet sich die Türkei, wohin die Ausfuhren prozentual zweistellig einbrachen. Auch die Exporte nach Großbritannien schrumpften 2019, wobei der ZVEI-Chefvolkswirt nicht beurteilen wollte, welchen Anteil daran die Schwäche des Pfund und welchen die Vorwehen des Brexit hatten. Der Präsident des Branchenverbandes ZVEI, Klaus Mittelbach, betonte am Dienstag in Frankfurt die Bedeutung datenbasierter Geschäftsmodelle für den künftigen Unternehmenserfolg. Zu diesem Thema habe man mit der Beratungsgesellschaft McKinsey einen “Chancenkompass” erarbeitet. Zwingend notwendig sei der unverzögerte Ausbau der digitalen Infrastruktur mit 5G-Netzen, verlieh er seiner langanhaltenden Forderung nach einer Stärkung der digitalen Infrastruktur in Deutschland Nachdruck.