Die Investmentgesellschaft Obotritia Capital steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Vor drei Wochen musste das Unternehmen, hinter dem der umtriebige Investor Rolf Elgeti steht, eine Verlustanzeige stellen. Nun die nächste Hiobsbotschaft: Die Hybridanleihegläubiger stehen vor einer finanziellen Restrukturierung. Geplant ist, Zins-Step-up-Termine und Kündigungsrechte der Gläubiger um drei Jahre zu verschieben und den Erhöhungssatz auf 0,25% zu senken, wie Obotritia mitteilt. Hinzu kommt ein „qualifizierter Rangrücktritt“.

Immerhin kann der General Partner und persönlich haftende Gesellschafter Elgeti auf Unterstützung zählen. Denn nach Firmenangaben ist die für die Restrukturierung notwendige Mehrheit von 75% des ausstehenden Nominalbetrags offenbar im Sack. Beschlossen werden sollen die Änderungen per Abstimmung ohne Gläubigerversammlung. Schon in der Vergangenheit war Obotritia mit der Verschiebung von Zinszahlungen aufgefallen. Die im Freiverkehr in Frankfurt gehandelte Anleihe mit unbegrenzter Laufzeit trägt einen Zinssatz von 8,5%. Ihr Kurs ist seit Frühjahr 2022 abgestürzt und bewegt sich aktuell bei 9% des Nennbetrags. Der Hybrid ist 227 Mill. Euro schwer.

Am 5. September musste Obotritia einräumen, dass „nach pflichtgemäßem Ermessen“ der Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzunehmen ist. Gemäß Aktiengesetz ist dann eine sogenannte Verlustanzeige samt Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung fällig. Der Verlust resultiere im Wesentlichen aus Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens, „nachdem die Gesellschaft mit dem Abschlussprüfer bilanzielle Auswirkungen von einzelnen Transaktionen erörtert hat“.

Der 1976 geborene Elgeti machte sich in jungen Jahren bei UBS Warburg und Commerzbank in London als Aktienstratege einen Namen und arbeitete von 2004 bis 2007 als Chefstratege Aktien für die niederländische Bank ABN Amro. Dann wechselte er ins Immobiliengeschäft, zunächst als selbständiger Immobilienfondsmanager, dann als Vorstandschef des Wohnungskonzerns TAG.

Vor zehn Jahren gründete Elgeti die Investmentgesellschaft Obotritia in Potsdam, zog die Immobilienfirmen Deutsche Konsum Reit und Deutsche Industrie Reit auf und investierte in diverse Finanz- und Industrieunternehmen. Unter Fußballfans ist der Immobilientycoon als Retter von Hansa Rostock bekannt: Er gewährte seinem Heimatverein einst ein wichtiges Darlehn. Zuletzt häuften sich die Probleme. Der digitale Mittelstandsfinanzierer Creditshelf geriet in die Bredouille, nachdem Obotritia dem Unternehmen die Finanzierung versagte. Anfang Februar beantragte Creditshelf ein Schutzschirmverfahren. Das Bankhaus Obotritia mit Sitz in München hat seine Geschäftsaktivitäten eingestellt.

Im Spac-Boom (Special Purpose Acquisition Company) mischte Elgeti mit der Platzierung der Firmenhülle Obotech mit, die allerdings später liquidiert wurde, da kein Firmenkauf zustande kam. Der auf Einzelhandelsimmobilien für den täglichen Bedarf spezialisierten Deutsche Konsum schuldet das Investmentvehikel nach wie vor einen stattlichen zweistelligen Millionenbetrag. Bis Frühjahr 2023 gab es nämlich ein Cashpooling, über das der Immobilienkonzern seine Liquidität unbesichert beim Großaktionär Obotritia (28,5%) anlegte. Im Dezember 2023 verständigten sich die Parteien auf ein Sicherheitenpaket, gestaffelte Teiltilgungen und eine volle Rückzahlung bis spätestens Juni 2025. Ob Obotritia diese Vereinbarung angesichts der aktuellen Probleme halten kann, steht in den Sternen. Ende März 2024 standen noch 54,2 Mill. Euro aus.