Elon Musk hat die Absicht, eine Fabrik zu bauen
Der Moment, als den Teilnehmern des ersten Weltraumkongresses des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) vor vier Wochen in Berlin der Atem stockte, hat einen Namen: Elon Musk. Denn während auf dem Podium im Haus der Deutschen Wirtschaft von einem Weltraumbahnhof in Deutschland oder einer deutschen Astronautin auf der nächsten Mondmission geträumt wurde und sich Vertreter von Spitzenunternehmen wie Airbus ebenso wie viele kleinere Nachwuchsfirmen aus der Branche gegenseitig Mut machten, liefen im Hintergrund die Fragen von Kongressteilnehmern ein, die sie von ihren Handys auf die Leinwand schicken konnten. “Hallo Deutschland, wann kriegst Du endlich die Kurve und wirst mutiger?”, lautete eine Frage, die für so eine Veranstaltung ungewöhnlich frech daherkam. “Ich habe einige kostenlose Starts für Euch”, ging es weiter. “Schreibt mir: elon@spacex.com”. Kurze Irritation, ungläubiges Lachen. Ist er es wirklich? *Der serielle Firmengründer und geniale Tausendsassa Elon Musk, Mastermind und Chef des Raketen-Start-ups SpaceX, der auf dem BDI-Kongress scheinbar eine günstige Mitfluggelegenheit für einen deutschen Satelliten anbot, elektrisiert auch dann, wenn sich jemand auf der Veranstaltung eines eher staubigen Branchenverbandes einen Scherz erlaubt. Als Musk vor wenigen Tagen dann leibhaftig in Berlin auftauchte und im Rahmen der Verleihung des “Goldenen Lenkrads” verkündete, dass der ebenfalls von ihm gegründete Elektrowagenpionier Tesla sich entschlossen habe, eine Fabrik im Umland von Berlin zu bauen, waren erst recht alle aus dem Häuschen. Schon im Jahr 2021 soll der erste Tesla im brandenburgischen Grünheide vom Band laufen. Am Ende könnten bis zu 7 000 Arbeitsplätze entstehen, wo schon vor 20 Jahren in der Hoffnung auf BMW ein Gewerbegebiet ausgeschrieben wurde. Hinzu kommt ein Design- und Entwicklungszentrum, das auf dem Gelände des Flughafens Tegel entstehen soll. *Das dürfte nur klappen, wenn der mehrfach verschobene Eröffnungstermin des Pannen-Airports BER dieses Mal wirklich hält. “Wir müssen auf jeden Fall schneller vorankommen als beim Flughafen, das ist sicher”, ließ Musk die Behörden in Berlin und Brandenburg mit Blick auf die Tesla-Fabrik deshalb schon einmal vorsorglich wissen. Sein Maßstab ist Schanghai, wo der Konzern in weniger als zwei Jahren die erste Fabrik außerhalb des Heimatmarktes errichtet hat. Die Standortentscheidung für Brandenburg soll unter anderem wegen der Verfügbarkeit von ausreichend viel Windenergie gefallen sein. Ob Musk weiß, dass die Dauer eines Genehmigungsverfahrens für eine Onshore-Windkraftanlage in Deutschland zuletzt so stark gestiegen ist, dass der Zubau fast zum Erliegen gekommen ist? Er hat die Absicht, in der Nähe von Berlin eine Fabrik zu bauen. Jetzt muss der Wirtschaftsstandort Deutschland nur noch die Kurve kriegen.