Elon Musk zieht der Tesla-Aktie den Stecker

CEO spricht von Überlastung und Schlafmangel - Untersuchung der Aufsicht begann lange vor dem Going-Private-Tweet

Elon Musk zieht der Tesla-Aktie den Stecker

Von Sebastian Schmid, FrankfurtDer US-Elektroautobauer Tesla hat eine turbulente Woche mit einem Paukenschlag beendet. Tesla-Gründer und CEO Elon Musk räumte in einem Interview mit der “New York Times” ein, dass er erschöpft sei, seine Kinder kaum sehe und oft nur mit Hilfe des Schlafmittels Ambien einschlafe. Das Interview, in dem er oft “zwischen Lachen und Weinen” alterniert habe, dürfte die Zweifel einiger Investoren an seiner Eignung als Tesla-CEO weiter verfestigt haben. Eine gute Erklärung für seinen Tweet, in dem er einen Buy-out von Tesla zu 420 Dollar je Aktie erwog und die Finanzierung als “gesichert” bezeichnete, hatte Musk nicht. Stattdessen räumte er ein, sich die Höhe der Offerte mehr oder weniger ausgedacht zu haben. Er habe den Tesla-Aktionären eine Prämie von 20 % bieten wollen. Mit den saudischen Investoren, auf die er dabei setzte, hatte er sich darüber offenbar ebenso wenig ausgetauscht wie mit dem eigenen Board.Vom angeblichen Buy-out-Preis entfernt sich die Tesla-Aktie derweil im Eiltempo weiter. Am Freitagvormittag sackte der Aktienkurs an der Nasdaq um weitere 8 % auf 308,48 Dollar ab. Anfang der Woche hatten die Titel noch bei mehr als 362 Dollar notiert.Neben Musks Interview trug ein Bericht des “Wall Street Journal” zu dem Kursverfall bei. Demnach hat die US-Wertpapieraufsicht SEC ihre Untersuchung bei Tesla nicht erst mit Musks Tweet gestartet, sondern hat den Elektroautobauer bereits seit Ende 2017 im Visier. Unter anderem sei ein Zulieferer des Konzerns vorgeladen worden. Die Behörde gehe dem Verdacht nach, Tesla habe Investoren zu spät über Probleme bei der Produktion des Model 3 informiert. Nachdem Musk ursprünglich eine Produktionsmenge von 200 000 Model 3 im Jahr 2017 erwartet hatte, waren es zum Start im Sommer des Jahres dann nur noch 20 000; letztlich wurden nur rund 2 700 Stück produziert. US-Juristen zufolge wird eine Untersuchung lange Zeit in Anspruch nehmen, weil schwer nachzuweisen ist, bewusst falsche Prognosen veröffentlicht zu haben. SEC befragt Board-Mitglieder Bei der Untersuchung von Musks Tweet bittet die SEC derweil Board-Mitglieder um Auskunft, wie viel sie über die kolportierten Going-Private-Pläne gewusst haben. In einem Blog-Eintrag stellte Musk Tage nach dem Tweet klar, dass noch nicht abgeschlossene Gespräche mit dem saudischen Staatsfonds über die Finanzierung eines Buy-outs die Basis seiner Aussage gewesen seien.Der desolaten Nachrichtenlage setzten Analysten vor dem Wochenende positive Einschätzungen zu Tesla entgegen. George Galliers von Evercore erklärte nach einem Werksbesuch in Fremont (Kalifornien), Tesla sei auf gutem Weg, eine stabile Produktionsrate von 5 000 bis 6 000 Autos pro Woche zu erreichen. Bernstein-Analyst Toni Sacconaghi hob sein Kursziel für Tesla von 265 auf 325 Dollar an. Die Analysten von UBS fürchten derweil, dass Tesla den Basispreis für das Model 3 nicht halten kann. Jedes zu 35 000 Dollar verkaufte Model 3 bringe einen Verlust von 6 000 Dollar, schreiben sie.—– Wertberichtigt Seite 6