Emotionen kochen in Vonovia-HV hoch

Kritische Aktionäre prangern Geschäftspraktiken an

Emotionen kochen in Vonovia-HV hoch

ab Bochum – Die Enteignungsdebatte großer Wohnimmobilienkonzerne genießt in diesen Tagen große mediale Aufmerksamkeit. Im Vergleich dazu nahm sich die Demonstration zur Hauptversammlung von Vonovia bescheiden aus. Nur wenige Demonstranten hatten sich vor dem RuhrCongress Bochum eingefunden, um gegen den “Miethai” aufzubegehren. Das Polizeiaufgebot war annähernd genauso groß. In der Hauptversammlung spielte das Thema allerdings die Hauptrolle.Den Großteil seiner Rede verwendete Vonovia-Chef Rolf Buch darauf, die Gemüter zu besänftigen. Die Angst vieler Menschen, angesichts steigender Mieten und Wohnungsknappheit kein geeignetes Zuhause zu finden, sei groß und durchaus berechtigt. “Die aktuelle Debatte ist deswegen hochemotional”, zeigte Buch Verständnis. Hilfreich wäre jedoch, die Diskussion auf die sachliche Ebene zurückzuholen.Vor diesem Hintergrund gab sich Vonovia jetzt auch einen Geschäftskodex. Darin bekennt sich Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung, verpflichtet sich zum Bau bezahlbarere Wohnungen und tritt ebenso für den altersgerechten Umbau von Wohnungen ein wie für den Klimaschutz.Neu ist, dass Mietern, die 70 Jahre und älter sind, künftig die Garantie gegeben wird, dass ihre Wohnungen auch bei Veränderungen der ortsüblichen Vergleichsmieten bezahlbar bleiben. Vonovia hofft, dass sich andere Wohnungsgesellschaften der Initiative anschließen. In keinem Fall will Buch aber einen Keil zwischen genossenschaftliche und kommunale Wohnungsunternehmen auf der einen und börsennotierten Wohnungsgesellschaften auf der anderen Seite treiben lassen. Deutschland stehe vor großen Herausforderungen im Wohnungsmarkt, habe aber auch eine leistungsfähige Wohnungswirtschaft. Die Probleme müssten gemeinsam angepackt werden.Auf die wirtschaftliche Entwicklung im abgelaufenen Turnus ging Buch dagegen kaum ein. Das sei angesichts der erfolgreichen Entwicklung aber auch nicht nötig, waren sich die Vertreter der Aktionärsvereinigungen einig.Ganz anders sahen das die Vertreter der Plattform der kritischen Immobilienaktionäre. “Ich bedanke mich für die schönen Worte”, sagte Knut Unger vom Mieterverein Witten. Die Realität spreche jedoch eine andere Sprache. Unger prangerte insbesondere überhöhte Nebenkostenabrechnungen an. Ein Thema, mit dem es Vonovia zuletzt in zahlreiche Zeitungen geschafft hatte. “Jede falsche oder missverständliche Nebenkostenabrechnung ist eine zu viel”, räumte Buch ein. Zugleich verwahrte sich der Vonovia-Chef jedoch gegen den Vorwurf, systematisch zu betrügen. “Das verletzt nicht nur die Mitarbeiter in ihrer Ehre. Genauso wenig passt es zu meinem Selbstverständnis: Das ist das eines ehrbaren Kaufmanns”, stellte Buch klar.Unger hielt an seinen Gegenanträgen zum Dividendenvorschlag und zur Nicht-Entlastung des Vorstands fest. Statt der Ausschüttung von 1,44 Euro je Aktie bzw. 746 Mill. Euro in Summe schlug er eine Kappung auf 4 % des Grundkapitals entsprechend 20,7 Mill. Euro vor. Bei einer Präsenz von gut 73% des Grundkapitals wurden jedoch alle Tagesordnungspunkte mit Mehrheiten jenseits der 95 % angenommen.