EnBW verabschiedet sich vom Großkundengeschäft
igo Stuttgart – Der Energieversorger EnBW verschärft seinen Sparkurs wegen der weiter gesunkenen Strompreise im Großhandel und der Kosten, die auf den Konzern durch den Ausstieg aus der Kernenergie zukommen. EnBW werde sich “im ersten Schritt” aus dem klassischen Strom- und Gasvertrieb an Großkunden der Industrie oder Weiterverteiler zurückziehen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. “Der Preiswettbewerb hat in diesem Geschäft deutlich zugenommen. Nach eingehender Analyse und Prüfung aller Optionen sind wir zu dem klaren Ergebnis gelangt, dass sich das klassische Großkundengeschäft in Zukunft für uns weder wirtschaftlich betreiben lässt noch hinreichendes Wachstumspotenzial bietet”, so Finanzvorstand Thomas Kusterer. Bestehende Verträge würden jedoch voll erfüllt.Von der Entscheidung seien rund 400 Mitarbeiter betroffen, die freiwillige Aufhebungsvereinbarungen und, soweit möglich, alternative Beschäftigungsangebote im Konzern erhalten sollen.EnBW-Vorstandschef Frank Mastiaux hatte bereits angekündigt, dass es im Konzern weitere Sparbemühungen geben werde (vgl. BZ vom 22. März). Dies sei notwendig, weil sich das Umfeld durch sinkende Strompreise weiter verschlechtert habe und der Vertrieb schneller umgebaut werden müsse, so Mastiaux. Das 2015 angekündigte Sparprogramm von 400 Mill. Euro bis 2020 werde im Zuge der neuen Anpassungen um 250 Mill. Euro erhöht. Weitere Entlassungen folgenAuch in anderen Geschäftsbereichen, etwa im Privatkundengeschäft, der Energieerzeugung und in der Verwaltung, werden demnach weitere Stellen entfallen. Über Details werde derzeit mit Arbeitnehmervertretern verhandelt. Das Privatkundengeschäft will Mastiaux stärker kunden- und wettbewerbsorientiert aufstellen und neue Projekte schneller umsetzen. Seit 2014 hat die EnBW bereits rund 1 650 Stellen abgebaut. Zuletzt beschäftigte der Konzern 20 300 Mitarbeiter.