EnBW will Wandel beschleunigen

Mit Prokon-Übernahme schnellerer Ausbau des Erneuerbare-Energien-Geschäfts - Versorger zahlt bar

EnBW will Wandel beschleunigen

Die Gläubiger des insolventen Windkraftspezialisten Prokon haben im Juli die Wahl zwischen zwei Varianten, wie die Firma weitergeführt werden soll. Die eine sieht die Übernahme durch den Energieversorger EnBW vor.ste Hamburg – Am Tag nach der Entscheidung des Prokon-Gläubigerausschusses zugunsten der EnBW Energie Baden-Württemberg als bevorzugtem Bieter für das insolvente Windkraftunternehmen aus Itzehoe hat der Karlsruher Versorger seine Pläne vorgestellt. In einer Telefonkonferenz zeigte sich Vorstandschef Frank Mastiaux überzeugt, dass die Offerte für den Windparkspezialisten, für die Gläubiger, aber auch für die EnBW sinnvoll sei. Prokon passt “hervorragend”Prokon passe “mit seinen Kernaktivitäten und seiner motivierten Mannschaft hervorragend zur EnBW”. Mastiaux verwies auf die Strategie “EnBW 2020”, die vorsieht, die erneuerbaren Energien zu einer tragenden Säule des Konzerns auszubauen. Bis zum Ende des Jahrzehnts will EnBW 3,5 Mrd. Euro in den Ausbau des Segments investieren. Schon heute fließe mit jedem dritten Euro der größte Teil der Investitionen in die Erneuerbaren, so Mastiaux. “Unser Ziel ist es, das Ergebnis der erneuerbaren Energien von heute ca. 200 Mill. Euro auf dann rund 700 Mill. Euro zu verdreieinhalbfachen.” Dies entspreche einem Anteil am Ergebnis im Jahr 2020 von fast 30 %.Der EnBW-Chef betonte, bei der Umsetzung der Strategie vor allem auf organisches Wachstum zu setzen. Mit dem Erwerb von Prokon lasse sich aber der Ausbau des Segments der Erneuerbaren deutlich beschleunigen. Beide Unternehmen kommen derzeit auf einen Bestand von Windparks im Betrieb mit einer Kapazität von 870 MW. Die gemeinsame Projekt-Pipeline beläuft sich auf über 5 000 MW. Prokon allein betreibt 54 Windparks in Deutschland und Polen mit einer Kapazität von 537 MW. Mehr als 170 Projekte mit 4 200 MW sind in der Planung.”Wir wollen, dass Prokon diese Planung auch umsetzen kann”, betonte Mastiaux. Die EnBW werde über den Erwerb hinaus für eine ausreichende Kapitalisierung von Prokon sorgen. Das traditionelle Kerngeschäft – die Entwicklung, der Bau, der Betrieb und die Wartung von Windparks – sei gesund und ausbaufähig. Aber Prokon benötige jetzt einen Neustart, um angesichts der Änderungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die eigenen Stärken zur Geltung zu bringen.Der Versorger bietet einen mittleren dreistelligen Mill.-Euro-Betrag, der “zeitnah” und bar an die Gläubiger fließen soll. “Wir haben uns bewusst gegen eine Anleihe auf Ebene der Prokon entschieden, weil wir keine neuen Risiken für die Gläubiger und das Unternehmen schaffen wollen”, fügte Mastiaux hinzu. Die Übernahme will EnBW aus eigenen Mitteln finanzieren. Der EnBW-Vorstandsvorsitzende äußerte “Respekt und Verständnis” für den Versuch von Genussrechtsinhabern, Prokon als Genossenschaft weiterzuführen und dazu Genussrechte in Genossenschaftsanteile zu tauschen. Damit werde jedoch Fremdkapital gegen eine unternehmerische Beteiligung mit allen verbundenen Risiken getauscht. Zudem berge das zugrundeliegende Anleihenmodell Herausforderungen, weil die Anleihe über alle bestehenden Windparks besichert sei, welche damit als Sicherheit für weitere Kapitalgeber ausfallen würden. “Deshalb hat unser Angebot klare Vorteile”, so Mastiaux. In den nächsten Wochen will die EnBW für ihr Modell auf Veranstaltungen in Berlin, Hamburg und Ulm werben. Zwei Varianten zur WahlAnfang Juli soll eine Gläubigerversammlung in Hamburg über die beiden Insolvenzplanvarianten entscheiden. Für die fast 100 000 Gläubiger werde das Ergebnis unter dem Strich etwa das Gleiche sein, erklärte Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin am Mittwoch. Bei beiden Alternativen könnten sie damit rechnen, 50 % bis 60 % ihrer Forderungen erstattet zu bekommen. Die künftigen Genossenschaftsmitglieder müssten dabei aber auf Bargeld verzichten und stattdessen in Prokon investieren. Um auf die erforderliche Eigenkapitalquote zu kommen, müsste sich Schätzungen zufolge etwa die Hälfte der 75 000 Genussrechtsinhaber an der Genossenschaft beteiligen. Der “Genussrechtsinhaber-Insolvenzplan” sieht die Ausgabe einer 15-jährigen, mit 3,5 % verzinsten Anleihe an sämtliche Genussrechtsinhaber zur Gläubigerbefriedigung vor. Alle ausstiegswilligen Genussrechtsinhaber und Lieferanten mit Forderungen bis 1 000 Euro sollen bar abgefunden werden.