Tarifkonflikt

Ende des Arbeitskampfs bei Royal Mail

Die Verhandlungsführer von Royal Mail und Communication Workers Union sind sich im Prinzip einig. Damit rückt ein Ende der Streiks näher, die das Unternehmen in Liquiditätsnöte zu bringen drohten. Noch haben Mitglieder und CWU-Führung aber nicht zugestimmt.

Ende des Arbeitskampfs bei Royal Mail

Tarifkonflikt

Ende der Streiks bei Royal Mail rückt näher

Einigung zwischen Verhandlungsführern beider Seiten – Bislang keine Details

Noch haben Gewerkschaftsführung und Mitglieder nicht zugestimmt. Doch die Verhandlungsführer von Royal Mail und Communication Workers Union sind sich einig. Damit rückt ein Ende des monatelang erbittert geführten Tarifkonflikts näher.

Von Andreas Hippin, London
hip London

In den monatelang erbittert geführten Tarifkonflikt bei der Brief- und Paketlogistik der britischen Post ist Bewegung gekommen. Wie die zur börsennotierten International Distributions Services gehörende Royal Mail und die Gewerkschaft CWU (Communication Workers Union) mitteilten, haben sich ihre Verhandlungsführer im Prinzip geeinigt. Das kommt überraschend, nachdem lange über einen Abbruch der Verhandlungen spekuliert wurde. Die CWU-Führung tagt am Montag und Dienstag. Dann sollen die Mitglieder befragt werden. Einzelheiten wurden nicht genannt. Elf Monate lang wurde hart um Bezahlung, Arbeitsbedingungen und den Erhalt von Stellen gestritten. An 18 Tagen wurde im vergangenen Jahr gestreikt. Viele Briten erhielten ihre Weihnachtskarten deshalb erst im neuen Jahr.

„Wir gehen davon aus, dass Royal Mail wesentliche Zugeständnisse gemacht hat“, schrieb der Analyst Gerald Khoo von Liberum Capital in einer ersten Einschätzung. Das Risiko bei der Umsetzung sei „sehr hoch“, das Risiko, dass Wert aus der rentabel wachsenden Paketsparte GLS Richtung Royal Mail abfließt, bestehe fort. Wie vielen traditionellen Postdienstleistern macht der Royal Mail zu schaffen, dass das Briefaufkommen zurückgeht, weil immer mehr Kommunikation auf elektronischem Wege abgewickelt wird. Das unter dem konservativen Schatzkanzler George Osborne privatisierte Unternehmen ist jedoch rechtlich immer noch dazu verpflichtet, an sechs Tagen die Woche Briefe zuzustellen. Kommt es dieser Pflicht nicht nach, kann der zuständige Regulierer Ofcom Geldstrafen verhängen.

Wenig erfolgreich

Wenn es darum geht, der in hohem Maße gewerkschaftlich organisierten Belegschaft Zugeständnisse abzuringen, hatte das Management bereits vor dem nun zu Ende gehenden Arbeitskampf kaum Erfolge vorzuweisen – weder bei der Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen noch bei Schritten zur Steigerung der Produktivität. Die CWU versuchte nach Kräften, die von ihr als „Uberisierung“ der Arbeitsverhältnisse gewerteten Maßnahmen zu blockieren. Die Geschäftsführung warf den Gewerkschaftern vor, das Unternehmen in den Ruin zu treiben. „Es wird lange Zeit dauern, bis auf lokaler Ebene produktive Arbeitsbeziehungen zwischen Mitarbeitern und Management wiederhergestellt sind “, schrieb Khoo.

Die Zustimmung der Mitglieder zum erreichten Verhandlungsergebnis ist nicht garantiert. Die Gewerkschaftsführung hatte sich im Februar erneut ein Mandat für Arbeitskampfmaßnahmen gesichert. Bei einer Wahlbeteiligung von 77% hatten sich 96% für weitere Streiks ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung war im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Urabstimmungen gestiegen, obwohl der CWU zufolge viele Mitarbeiter in den Ruhestand gingen oder das Unternehmen verließen. Einen weiteren Streik Mitte Februar hatte das Management der Royal Mail auf juristischem Wege verhindert.

Für ein Geschäft, das täglich mehr als 1 Mill. Pfund verliere, sei es keine Option, die bisherigen Praktiken beizubehalten, hatte ein Unternehmenssprecher Anfang April gesagt. Im Januar bezifferte die Mutter die Kosten der Tarifauseinandersetzung per Ende 2023 auf rund 200 Mill. Pfund. Das habe ihr in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (31. Dezember) einen operativen Verlust von 295 Mill. Pfund beschert.