Energieversorger

Kurswechsel bei Enel

Der italienische Energieversorger Enel vollzieht einen Kurswechsel. Die finanzielle Stabilität steht künftig im Vordergrund. Bei den Investitionen setzt das teuerste Unternehmen Italiens auf den Ausbau der Netze und den Heimatmarkt Italien.

Kurswechsel bei Enel

Kurswechsel bei Italiens Energieversorger Enel

Finanzielle Stabilität prioritär – Schwerpunkt Netzausbau

bl Mailand

Italiens größter Energieversorger Enel vollzieht einen Kurswechsel. Der neue CEO Flavio Cattaneo setzt den Schwerpunkt stärker auf den Ausbau der Netze statt der Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien. Auch Effizienz, finanzielle Stabilität und der Heimatmarkt Italien erhalten einen höheren Stellenwert. Die Hälfte der für den Zeitraum 2024 bis 2026 geplanten Investitionen von 35,8 Mrd. Euro soll auf Italien entfallen. Ein Viertel der Summe ist für Spanien, ein Fünftel für Südamerika und 7% sind für die USA vorgesehen. Enel will 3,5 Mrd. Euro der geplanten Investitionssumme mit Mitteln aus dem europäischen Wiederaufbauprogramm und etwa 6 Mrd. Euro mit Hilfe von Partnern wie Investmentfonds mobilisieren. Für den Ausbau der Netze plant Cattaneo 18,6 Mrd. Euro, für neue Produktionskapazitäten 12,1 Mrd. Euro ein, wobei der Schwerpunkt der Investitionen bei Onshore-Windkraft-Projekten, in der Solarenergie und bei Speicherbatterien liegen soll.

Der Aktienkurs des mit einer Kapitalisierung von 65,4 Mrd. Euro „teuersten“ italienischen Unternehmens reagierte auf den neuen Strategieplan mit einem leichten Minus. Ex-Telecom-Italia-Chef Cattaneo, der seit Mai CEO ist, verstärkt die bereits von seinem Vorgänger Francesco Starace eingeleitete Fokussierung auf die sechs Kernmärkte Italien, Spanien, USA, Brasilien, Kolumbien und Chile. Die damit verbundenen Erlöse aus Verkäufen in Ländern wie Argentinien, Peru, Rumänien, Griechenland, aus denen sich Enel zurückzieht, sollen allein in den Jahren 2023 und 2024 die hohe Verschuldung um 11,5 Mrd. Euro reduzieren. Die Nettoschulden sollen bis Jahresende von zuletzt 62 Mrd. auf 51 bis 52 Mrd. Euro zurückgeführt werden.

Gleichzeitig strebt der CEO Kostensenkungen von 1,2 Mrd. Euro an. „Finanzielle Disziplin“ sei das Fundament der Strategie und soll auch den Aktionären zugute kommen. Diese sollen eine Mindestdividende von 43 Eurocent (wie für 2023) zugesichert bekommen. Die Ausschüttungsquote soll auf bis zu 70% erhöht werden. Der Nettogewinn soll von voraussichtlich 6,4 bis 6,7 Mrd. Euro in diesem Jahr bis 2026 auf 7,1 bis 7,3 Mrd. Euro steigen.

Keine Übernahmen geplant

Cattaneo strebt an, Investitionen und Dividenden aus dem erwirtschafteten Cashflow zu generieren. Die Produktionskapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen sollen bis 2026 um 13,4 GW auf 73 GW steigen. Die Schließung der letzten Kraftwerke, die Energie aus fossilen Energiequellen erzeugen, wurde von 2024 auf 2027 verschoben, um die Energieversorgung nicht zu gefährden. Übernahmen plant der CEO nicht. Dagegen schloss er weitere Verkäufe nicht aus.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.