Der italienische Energieversorger Enel verkauft seine 50-prozentige Beteiligung an der Netzgesellschaft Open Fiber vollständig an die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und den australischen Fonds Macquarie. Der Verkaufserlös liegt bei etwa 2,65 Mrd. Euro. Die CDP übernimmt einen Anteil von etwa 10% und wird damit künftig 60% des Kapitals kontrollieren. Mit dem Verkauf ist im Prinzip der Weg frei für die Zusammenlegung von Open Fiber mit der Fiber Group, einem Joint Venture aus dem Netzgeschäft von Telecom Italia (TIM) und KKR, und der Bildung einer monopolistischen Netzgesellschaft, deren größter Aktionär CDP wäre.

Die Regierung unter Premierminister Giuseppe Conte verfolgte dieses Ziel seit längerer Zeit und wollte deshalb das Festnetzgeschäft von TIM aus dem Unternehmen herausnehmen, um es mit Open Fiber zu verschmelzen. Ob auch der neue Premierminister Mario Draghi eine monopolistische Netzgesellschaft favorisiert, ist noch offen, obwohl Industrieminister Giancarlo Giorgetti das Projekt kürzlich als noch immer aktuell bezeichnet hat.

Die Klärung dieser Frage ist von großer Dringlichkeit, weil der Ausbau des Glasfasernetzes eines der zentralen Projekte des italienischen Plans zur Verwendung der Mittel des europäischen Wiederaufbauprogramms ist. Open Fiber war vor knapp fünf Jahren gemeinsam von Enel und der CDP gegründet worden. Die Gesellschaft hat seither angeblich etwa 11,5 Millionen italienische Haushalte an das Glasfasernetz angebunden. Premierminister Matteo Renzi hatte die teilstaatliche Enel seinerzeit beauftragt, in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen mit CDP Haushalte in städtischen Gebieten direkt an das Glasfasernetz anzuschließen und gleichzeitig die Versorgung von ländlichen Gebieten mit besseren Verbindungen sicherzustellen. Hauptkonkurrent auf diesem Gebiet ist bisher TIM. Zuletzt hatte Open Fiber die Strategie etwas geändert und hatte isoliertere Gebiete mit kabellosen Verbindungen angeschlossen.

Die Enel-Aktie stieg am Montag um 0,98% auf 8,349 Mrd. Euro. Mit einem Börsenwert von mehr als 84 Mrd. Euro ist der Stromversorger Italiens „teuerstes“ Unternehmen. Die TIM-Aktie stieg leicht um 0,14% auf 0,4568 Euro.