Energiewende bremst EnBW
bl Stuttgart – Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW leidet erheblich unter den Folgen der Energiewende und dem anhaltenden Preisverfall. Bei einem annähernd stabilen Umsatz von 15,5 Mrd. Euro gab das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Zeitraum Januar bis September um 10,5 % auf 1,6 Mrd. Euro nach. Finanzvorstand Thomas Kusterer ist dennoch zuversichtlich, auf Jahresbasis ein bereinigtes Ebitda zu erreichen, das um maximal 5 % unter dem Vorjahresniveau liegt. Damit würde man die eigene Zielvorgabe einhalten.Der Energiekonzern, der noch zwei Atomkraftwerke betreibt, befindet sich in einem tiefgreifenden Umbauprozess und will zu einem modernen Dienstleister werden, der sich an den Wünschen der Kunden orientiert. Wertberichtigungen auf konventionelle Kraftwerke sowie hohe Drohverlustrückstellungen für nicht mehr kostendeckende Verträge zwangen die EnBW zu Wertberichtigungen von 1,6 Mrd. Euro. Per Ende September lief deshalb ein Verlust von 770,6 (i.V. plus 234,1) Mill. Euro an. Bereinigt um diese Sonderfaktoren ergab sich ein Überschuss von 350,4 (516,1) Mill. Euro. Kusterer betonte, dass der Verlust keine Auswirkungen auf das operative Ergebnis und die Dividende habe.Die Investitionen verdoppelten sich im Berichtszeitraum auf 1,3 Mrd. Euro. Gerade wurde in Karlsruhe ein hocheffizientes Kohlekraftwerk in Betrieb genommen. Demnächst folgt ein neues Gas- und Dampfturbinenkraftwerk bei Düsseldorf. Der Offshore-Windpark Baltic 2 in der Ostsee soll im April in Betrieb gehen. Ein Online-Windpark wurde gerade in der Türkei eröffnet.Finanziert werden soll die Investitionsoffensive aus dem Cash-flow und Effizienzgewinnen aus dem Sparprogramm, in dessen Rahmen bisher gegenüber 2010 etwa 765 Mill. Euro eingespart wurden, wobei ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag dazukommen soll. Bei den geplanten Verkäufen (etwa Beteiligungen an den Energieversorgern MVV und EVN) ist man noch nicht vorangekommen. Es bestehe aber keine Eile. Dagegen gebe es Gespräche mit Finanzinvestoren, die sich mit bis zu 49 % an Baltic 2 beteiligen könnten.Der Finanzvorstand hofft auf eine baldige Einigung mit der Bundesnetzagentur über die Kostenerstattung für die als Reserve vorzuhaltenden konventionellen Kraftwerkskapazitäten. Sollte der Preisverfall anhalten, gerieten weitere Kraftwerke unter Druck, fürchtet Kusterer.