Energiewende sorgt für größtes IPO seit 16 Jahren
Von Walther Becker, FrankfurtAuf internationaler Ebene ist jüngst das größte Initial Public Offering (IPO) seit dem Rekordhalter Alibaba über die Bühne gegangen: Die chinesische Postbank hat mit finanzieller Hilfe der Regierung in Peking 7,4 Mrd. Dollar eingeworben. Hierzulande konturiert sich mit Innogy der voluminöseste Börsengang seit dem der Deutschen Post im November 2000. Die Energiewende macht’s möglich: Das Umsteuern hat jüngst zu dem Spin-off von Uniper von Eon geführt und jetzt zum öffentlichen Angebot von Innogy-Aktien durch RWE.Im bisherigen Jahresverlauf ist der deutsche Markt arg verhalten. Die Hoffnungen mancher Investmentbanker, dass 2016 ebenso gut verlaufen würde wie das vergangene Jahr, haben bislang jedenfalls getrogen. Und so arg viele “Fenster” sind im vierten Quartal nicht mehr offen. Hierzulande wagten 2015 immerhin 15 Unternehmen einen Börsengang im Prime Standard und erlösten dabei mit 7,1 Mrd. Euro mehr als doppelt so viel wie in der Vorperiode.Angesagt ist derzeit Officefirst, die Abspaltung von IVG, die einen Immobilienwert von 3,3 Mrd. Euro hat. Zudem sind zwei kleinere Aspiranten unterwegs: Shop Apotheke und Vaqtec aus Würzburg, ein Hersteller thermischer Dämmelemente, hatten ihre “Intention to float” verkündet. Ansonsten haben sich für dieses Jahr bislang keine weiteren Kandidaten aus der Deckung gewagt.Doch ist die Volatilität derzeit ausgesprochen niedrig, der Renditeappetit der Investoren hoch – und falls sich die EZB doch auch Aktien zulegen sollte, wäre der Markt noch aufnahmefähiger. Doch Unsicherheit ist Gift für Börsengänge. So scheuen Gesellschafter das Risiko, über eine längeren Zeitraum die Bücher offen zu halten; oder die Unternehmen benötigen keine frischen Mittel. Und Private Equity hat die eigenen Portfolios auch mit IPOs, aber vor allem mit Weiterverkäufen wie im Falle der Parfümeriekette Douglas schon sehr weit aufgeräumt.In Kopenhagen hat jetzt das IPO des Zahlungsabwicklers Nets 2,1 Mrd. Euro eingespielt (Bericht auf Seite 2). Global warten Banken und Investoren auf das IPO der auf 2 Bill. Dollar taxierten Aramco aus Saudi-Arabien, die sogar Alibaba (25 Mrd. Dollar) als größten Börsengang in den Schatten stellen soll. In Europa kamen in den ersten sechs Monaten in 120 Börsengängen laut Dealogic 17,6 Mrd. Dollar zusammen, verglichen mit 39,3 Mrd. Dollar aus 186 Transaktionen in der Vergleichszeit des Vorjahres. Es war die flaueste erste Halbzeit seit 2013.Dong Energy in Kopenhagen ist gemeinsam mit der Versicherung ASR Nederland das erste IPO mit einem Emissionsvolumen über 1 Mrd. Euro gewesen. Im Schnitt hatten Investoren laut Dealogic am ersten Handelstag einen Return von 7,1 %, verglichen mit 8,1 % in Amerika.