Energiewende treibt Finanzressorts um

Studie: Steigende Energiekosten gelten CFOs in Deutschland derzeit als größtes Risiko für die Unternehmen

Energiewende treibt Finanzressorts um

Die Finanzvorstände in deutschen Unternehmen sorgen sich um die Folgen der Energiewende. In einer Befragung der Unternehmensberatung Deloitte nennt fast die Hälfte der CFOs die steigenden Energiepreise hierzulande ein “hohes Risiko”. Davor verblasst sogar die Sorge um die Stabilität der Eurozone.sp Frankfurt – Die Energiewende treibt in deutschen Unternehmen zunehmend auch die Finanzvorstände um. Angesprochen auf die größten Risiken für ihre Konzerne in den nächsten zwölf Monaten, bewertet fast die Hälfte der Chief Financial Officers (CFOs) hierzulande die steigenden Energiekosten als “hohes Risiko”. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 124 Finanzvorständen, die die Unternehmensberatung Deloitte im Frühjahr zum dritten Mal durchgeführt hat (siehe Grafik).Neben den bereits eingetretenen und absehbaren Stromkostensteigerungen, die 70% der Befragten als Risiko der Energiewende für ihr Unternehmen angeben, sorgt die CFOs vor allem die fehlende Beständigkeit der Rahmenbedingungen für das Großprojekt (48%). Von den Finanzvorständen, die in der Energiewirtschaft beschäftigt sind, beklagen gut neun von zehn der Befragten die politischen Leitplanken für die Wende. Gut zwei Fünftel der befragten Finanzvorstände, deren Unternehmen zu einem Drittel aus der Fertigungsindustrie stammen, sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich durch die Energiewende bedroht. Ein Viertel der CFOs, von denen gut 40% in Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Mrd. Euro tätig sind, fürchten auch Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit am Standort Deutschland. Risiken überdecken Chancen”Die Chancen der Energiewende sind noch nicht bei den CFOs angekommen”, sagte Alexander Börsch, Leiter Research von Deloitte, bei der Vorstellung der Studienergebnisse in Frankfurt. Tatsächlich machen weniger als zwei Fünftel der Befragten rund um die energiepolitische Wende das Potenzial für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen aus. In der Fertigungsindustrie, der Deloitte auch die Elektroindustrie zuordnet, sehen nur 28% der Finanzvorstände neue Geschäftschancen. “Das ist auch für uns ein überraschender Wert”, sagte Börsch.Optimistischer sind mit Blick auf neue Geschäftschancen neben der Energiewirtschaft die Finanzindustrie und Unternehmen aus der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche, wo die Mehrzahl der Befragten im Zuge der Energiewende Umsatzpotenzial wittert.Insgesamt stellen die Unternehmensberater seit ihrer bisher letzten Befragung unter Finanzvorständen im Herbst 2012 einen Stimmungswandel zum Besseren fest. Die CFOs seien mit Blick auf die konjunkturellen Aussichten wieder ähnlich gestimmt wie vor einem Jahr. Fast zwei Drittel beurteilen die Aussichten für die nächsten zwölf Monate als “positiv”, nur etwas mehr als ein Zehntel erwartet eine negative Entwicklung. Dennoch fahren die Unternehmen nach Einschätzung von Deloitte weiterhin auf Sicht und gehen unternehmerischen Risiken derzeit noch aus dem Weg. Die strategischen Prioritäten in den Finanzabteilungen lägen bei Kostensenkungen. “Es fehlt der entscheidende Impuls, der die Unternehmen wieder auf Wachstumskurs bringen könnte”, sagte Deloitte-Partner Rolf Epstein.