Entspannte Mienen in der Minenindustrie
Kostendisziplin, geringere Investitionen und gestiegene Rohstoffpreise sorgen in der Bergbauindustrie für entspannte Mienen. Nach dem desaströsen Jahr 2015, das einige Minenbetreiber an den Rand des Ruins geführt hatte, legten BHP Billiton und Anglo American nun Bilanzen vor, in denen nicht nur die Ergebnisse wieder deutlich positiv waren, sondern die auch Fortschritte beim Schuldenabbau zeigen.md Frankfurt – Vertreter der Bergbaubranche zeigen sich trotz der jüngsten Milliardengewinne und gesünderer Bilanzen vorsichtig. Die unerwartet starke Nachfrage aus China ließ die Preise für Rohstoffe 2016 kräftig steigen und füllte den Konzernen – unterstützt durch einen stringenten Sparkurs – die Kassen. Doch die Krise des vorangegangenen Jahres ist noch lange nicht vergessen. Grund für den Tiefflug waren Befürchtungen, dass die langsamer wachsende chinesische Wirtschaft als großer Verbraucher nicht mehr so viele Rohstoffe wie in den Jahren zuvor benötige. So räumen Minenbetreiber dem Schuldenabbau – trotz deutlich erkennbarer Forstschritte – nach wie vor Priorität ein. Ansonsten warten die Rohstoffproduzenten erst einmal ab, um zu sehen, ob der Aufwärtstrend nachhaltig ist. Eisenerzmarkt vor AbkühlungIn den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2016/17 (30. Juni) erzielte BHP Billiton einen Nettogewinn von 3,2 (i.V. – 5,7) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt sogar mit 3,4 Mrd. Dollar gerechnet. Der Umsatz zog den Angaben zufolge um ein Fünftel auf 18,8 Mrd. Dollar an. Vor allem das Eisenerzgeschäft des britisch-australischen Unternehmens, BHP Billitons größte Sparte (siehe Grafik), zog kräftig an. CEO Andrew Mackenzie warnte allerdings, dass der Eisenerzmarkt kurzfristig unter Druck geraten könnte, weil sich die Nachfrage aus China wieder abkühle. Seit ihrem Tiefpunkt gegen Ende 2015 sind die Eisenerznotierungen im wichtigen chinesischen Markt auf mehr als das Doppelte geklettert, allein in diesem Jahr um rund ein Drittel. Wegen der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Lage bleibe das oberste Ziel der Schuldenabbau, teilte BHP Billiton mit.Auch BHPs Rivale Anglo American, den der Einbruch der Rohstoffpreise 2015 unter den großen Rohstoffkonzernen (neben BHP Billiton vor allem Rio Tinto, Vale, Freeport McMoRan) am stärksten getroffen hatte, profitierte vom Aufschwung am Markt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im vergangenen Jahr um ein Viertel auf 6,1 Mrd. Dollar zu. Das Nettoergebnis stellte sich auf 1,6 (-5,6) Mrd. Dollar. Weniger DesinvestitionenWegen der entspannten Ergebnissituation will der britische Konzern, dessen Wurzeln in Südafrika liegen, nicht so viele Bereiche verkaufen wie bislang kommuniziert. Statt der Konzentration auf 16 Sparten, wie während der Krise geplant, stellt Anglo American jetzt nur noch den Abbau von gegenwärtig 40 auf rund 30 Sparten in Aussicht. Ursprünglich wollte sich das Unternehmen auf Diamanten (De Beers), Kupfer und Platinmetalle konzentrieren, um sich unabhängiger von starken Preisschwankungen zu machen.Auch beim Schuldenabbau verbuchten die beiden Wettbewerber, die vor allem bei Eisenerz, Kohle und Kupfer konkurrieren, erhebliche Erfolge. Branchenprimus BHP Billiton drückte die Nettoverschuldung im ersten Geschäftshalbjahr um rund 6 Mrd. auf 20,1 Mrd. Dollar. Anglo American baute die Nettoverschuldung 2016 um ein Drittel auf 8,5 Mrd. Dollar ab. Der Verkauf großer Eisenerz-, Kohle- und Nickelminen wurde gestoppt, weil er zum Schuldenabbau nicht mehr nötig sei.Ein Teil der eingefahrenen Gewinne soll in die Taschen der Aktionäre fließen. BHP Billiton schüttet eine Zwischendividende von 40 (16) Cent je Aktie aus und damit mehr, als im Markt erwartet worden war. Anglo American stellt den Aktionären zumindest für das Jahresende wieder die Zahlung einer Dividende in Aussicht.Angesichts der vorsichtigen Töne und der Aussage von BHP-CEO Mackenzie zur sich abkühlenden Nachfrage aus China zeigten sich Anleger trotz der hohen Gewinnausweise eher zurückhaltend: Der Kurs der BHP-Billiton-Aktie schloss in London 0,4 % fester, Anglo American gaben um 0,7 % nach. Im Jahresvergleich haben die Kurse von BHP um 91 % und von Anglo um 211 % zugelegt.