Medikamentenhersteller

Enttäuschte Investoren gehen auf Distanz zu Lonza

Der Medikamentenhersteller Lonza hat sich mit seinen Prognosen ein Glaubwürdigkeitsproblem im Finanzmarkt eingehandelt.

Enttäuschte Investoren gehen auf Distanz zu Lonza

Enttäuschte Investoren gehen auf Distanz zu Lonza

Medikamentenhersteller hat sich mit seinen Prognosen ein Glaubwürdigkeitsproblem im Finanzmarkt eingehandelt

dz Zürich

Die Auftragsfertigung von Arzneimitteln für die Pharmaindustrie ist kapitalintensiv und unterliegt bisweilen starken Nachfrageschwankungen. Dass sich der globale Marktführer, der Schweizer Lonza-Konzern, unter diesen Bedingungen auch mal etwas verkalkulieren kann, müssten die Investoren wissen.

Doch offensichtlich haben es sich manche in den vergangenen Jahren etwas zu einfach gemacht und die kräftigen Wachstumsraten des Unternehmens leichtfertig in die Zukunft fortgeschrieben. Jetzt, wo Lonza das Ende der Nachfrage nach Corona-Impfstoffen bewältigen muss, erhalten Investoren die Quittung für ihren übersteigerten Optimismus.

Einen Monat nachdem der mächtige Lonza-Präsident Albert Baehny seinen CEO Pierre-Alain Ruffieux nach weniger als drei Jahren in die Wüste schickte und damit einen starken Einbruch des Aktienkurses bewirkte, stellte sich der 71-Jährige am Kapitalmarkttag als operativer Leiter ad interim selber den Fragen einer etwas verwirrt wirkenden Analystengemeinde.

Zwar konnte Baehny der schon zur Jahresmitte nach unten korrigierten Ertrags- und Margenprognose für das laufende Jahr wieder eine positivere Note verleihen, doch freuen mochte sich an der Börse niemand darüber. Die Entschädigung von 200 Mill. sfr, die Lonza beim US-Impfstoffentwickler Moderna für dessen vorzeitige Kündigung des Herstellvertrages für das Corona-Vakzin nun einfordern kann, ist ein schwacher Trost für die ausfallenden Einnahmen bei teilweise weiterlaufenden Kosten. Aus diesem Grund und auch, weil ein Kundenauftrag an der letzten Hürde im Entwicklungsprozess gescheitert sei, werde Lonza 2024 sowohl bei den Erwartungen an die Profitmargen als auch bei den Umsatzaussichten deutlich zurückrudern müssen, räumte Baehny ein.

Viele Investoren sahen sich auf dem falschen Fuß erwischt, obschon sie nach der Entlassung des CEOs und der Ende September von Moderna kommunizierten Vertragsauflösung hätten gewarnt sein müssen. Der Lonza-Aktienkurs erlebte am Dienstag einen neuerlichen Absturz um mehr als 15% auf nur mehr gut 350 sfr. Im Höhepunkt der Pandemie notierten die Titel mehr als doppelt so hoch.

Freilich bleiben die mittelfristigen Aussichten von Lonza gut. Das Unternehmen rechnet weiter mit zweistelligen Wachstumsraten und auch bei den erwarteten Profitmargen (Ebitda) bleiben Werte von über 30% das Ziel. Nur: Die Analysten dürften nach den jüngsten Enttäuschungen keine Eile haben, diese Prognosen in ihre Bewertungsmodelle einzubauen.

Auch Baehny will sich mehr Zeit für seine Kernaufgabe nehmen. Ein guter COO sei eben doch nicht automatisch ein guter CEO, habe er gelernt. Ruffieux war der dritte CEO, der in Baehnys Zeit als Aufsichtsratschef das Feld räumen musste.

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