Eon drückt sich um Entscheidung bei Uniper

Abstimmung über Entlastung des Vorstands und Sonderprüfer bei Uniper soll vertagt werden - Einfache Mehrheit reicht dafür

Eon drückt sich um Entscheidung bei Uniper

Der Machtkampf bei Uniper nimmt eine unerwartete Wende. Auf der Hauptversammlung des Kraftwerksbetreibers am heutigen Mittwoch in der Essener Grugahalle will der ehemalige Mutterkonzern Eon die Abstimmung über die Entlastung des Uniper-Vorstands und über einen Sonderprüfer vertagen lassen.cru Düsseldorf – Eon-Chef Johannes Teyssen drückt sich vor einer klaren Entscheidung im Machtkampf um Uniper. Der Energiekonzern will am heutigen Mittwoch auf der Hauptversammlung der ehemaligen Kraftwerkstochter in der Essener Grugahalle einen Antrag zur Geschäftsordnung stellen, damit die Entscheidung über die Entlastung des Uniper-Vorstands und die Entscheidung über die Einsetzung eines Sonderprüfers gegen den Vorstand vertagt werden. Das wird aus Konzernkreisen bestätigt. Offiziell lehnten Eon wie auch Uniper einen Kommentar dazu ab.Für die Vertagung wäre eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen ausreichend. Damit zieht sich Eon-Chef Teyssen elegant aus der Affäre. Der Konzern hat den 47 %-Anteil an Uniper bereits dem finnischen Konkurrenten Fortum, der Uniper feindlich übernehmen will, im Rahmen des öffentlichen Übernahmeangebots angedient. Die Übertragung der Aktien im Wert von 3,8 Mrd. Euro sowie der Stimmrechte erfolgt aber erst, wenn die in wenigen Tagen erwartete Freigabe des Deals durch die russische Kartellbehörde und die EU-Kommission erfolgt. Danach wäre Eon aus der ganzen Sache heraus und könnte die Entscheidung dem neuen Uniper-Haupteigentümer Fortum überlassen – und der Gruppe von Hedgefonds, die in dem Unternehmen nach der Macht greifen. Bald Fortum an der MachtSobald Fortum in den Besitz des 47 %-Pakets an Uniper kommt, können die Finnen nach einer Frist von 90 Tagen eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, auf der über die Entlastung und einen Sonderprüfer nachträglich abgestimmt würde. Alternative dazu wäre die Abstimmung beim nächsten regulären Aktionärstreffen im Jahr 2019.Den Antrag auf die Einsetzung eines Sonderprüfers hatte der Hedgefonds Elliott des berüchtigten US-Investors Paul Singer unter dem Aktionärsnamen “Cornwall” gestellt. Es geht um etwaige Pflichtverletzungen des Uniper-Vorstands und etwaige Schadenersatzansprüche. Uniper-Chef Klaus Schäfer wird unterstellt, er habe die Übernahme durch Fortum zu hintertreiben versucht, indem er dafür sorgte, dass ein betriebswirtschaftlich relativ unbedeutendes Wasseraufbereitungswerk von Uniper im westsibirischen Surgut als strategisch bedeutend eingestuft wird. Auf dieser Basis hatte eine russische Regierungskommission Anfang 2018 die Übernahme durch den finnischen Staatskonzern Fortum nur bis zu einer Anteilshöhe von 50 % erlaubt.Elliott hält 8% der Anteile an Uniper und hat Interesse daran, dass der Weg für eine Komplettübernahme des Unternehmens durch Fortum frei wird. Denn dann könnte der Hedgefonds auf eine erhöhte Abfindung hoffen. Ebenfalls an Uniper beteiligt sind der aktivistische Investor Knight Vinke und mehrere Hedgefonds, die ihre Aktien über die Bank of America haben erwerben lassen.Der Kurs der Uniper-Aktie reagierte am Dienstag mit einem Plus von zeitweise 0,7 % auf 27,21 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns seit der Abspaltung von Eon und der separaten Börsennotierung im September 2016 mehr als verdoppelt auf knapp 10 Mrd. Euro.Uniper ist mit einer Erzeugungskapazität von 38 Gigawatt ihrer Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke einer der größten Stromerzeuger Europas. Im Herbst 2017, kaum anderthalb Jahre nach der Abspaltung von Eon, meldete Fortum Übernahmeinteresse an. Außer Eon nahm aber fast keiner der Aktionäre das Angebot an. Herrschaft angestrebtOffiziell will sich Fortum-Chef Pekka Lundmark mit der 47-Prozent-Beteiligung ohne volle Kontrolle zufriedengeben, obwohl er im Juli 2017 die Beherrschung von Uniper angestrebt hatte. Uniper-Chef Klaus Schäfer schenkt der Ankündigung jedoch keinen Glauben und hatte Lundmark als “Wolf im Schafspelz” bezeichnet.Wären am heutigen Mittwoch – wie bei der vorigen Aktionärsversammlung – etwa 70 % der stimmberechtigten Aktien anwesend, so hätten – wenn Eon sich des Votums enthalten hätte – schon 13 % der Stimmen gereicht, um einen Sonderprüfer durchzusetzen. Nun wird die Abstimmung wohl vertagt. Durch den bevorstehenden Rückzug Eons aus dem Machtkampf bildet sich dann eine neue, zumindest etwas klarere Frontstellung: Fortum muss dann mit mehreren Hedgefonds um die Vorherrschaft bei Uniper rangeln.—– Leitartikel Seite 8