Eon-Kraftwerke verdienen keinen Euro
Der Stromkonzern Eon verdient mit seinen deutschen Kraftwerken “keinen Euro mehr”. Angesichts des durch die erneuerbaren Energien verursachten Preisverfalls an der Strombörse EEX ist sogar ein Drittel der installierten Leistung “cash-negativ”, klagt Eon-Vorstand Leonhard Birnbaum.ge Berlin – Ohne rasche und gezielte Änderungen in der Energiepolitik bleibt die neue Bundesregierung in der Sackgasse stecken, in welche die immer teurer werdende Energiewende geraten ist. Ringt sich die künftige Koalition nicht zu drastischen Reformen durch, würden reihenweise dringend benötigte Kraftwerke stillgelegt, da sich diese angesichts der deutlich gesunkenen Strompreise an der Energiebörse EEX nicht mehr rechnen. Eon beispielsweise verdiene mit ihrer europaweit installierten Leistung von 45 Gigawatt (GW – etwa die Hälfte des Maximalbedarfs an einem kalten, dunklen Wintertag hierzulande) “keinen Euro mehr”, sagt Märkte-Vorstand Leonhard Birnbaum – “ein Drittel der Leistung ist sogar cash-negativ”. Würde Berlin das von der gesamten – kommunalen wie privaten – Energiewirtschaft propagierte Kapazitätsmodell installieren, könnten künftige teure Kraftwerksneubauten unterbleiben, versichert Birnbaum. “Bleiben die Altanlagen am Netz, gibt es nur einen sehr geringen Bedarf an neuen Kraftwerken.” Nach der letzten Kraftwerksliste des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) plant die Branche aktuell 76 Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 38 GW. Knapp die Hälfte dieser Leistung ist schon so weit fortgeschritten, dass sie bis 2015 am Netz sein sollte. Trifft Birnbaums Einschätzung zu, brauchten danach – trotz des sukzessiven Abschaltens von Atommeilern – keine konventionellen Neuanlagen mehr errichtet werden, sondern nur noch Wind-, Solar-, Biogas- oder Wasserkraftwerke. 3 Mrd. Euro Einsparungen …Voraussetzung dafür ist jedoch nicht nur eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Richtung Marktintegration, sondern auch der Rahmenbedingungen für konventionelle Kraftwerke. Dabei könnten die Mehrkosten auf der einen Seite nach Überzeugung des Eon-Vorstands durch die etwa 3 Mrd. Euro umfassenden Einsparungen beim Grünstrom-Förderinstrumentarium kompensiert werden. Die jährlichen Steigerungen der EEG-Umlage auf inzwischen 6,240 Cent je Kilowattstunde ab 2014 könnten damit gestoppt werden – ohne dass der Zubau an erneuerbaren Energien ausgebremst würde.Parallel dazu müsste Berlin zur wirtschaftlichen Stabilisierung der konventionellen Kraftwerke ein Kapazitätsmodell einführen, wie es vor Kurzem der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der BDEW vorgeschlagen hatten – und wie es ähnlich ab 2015 in Frankreich geplant ist, dessen Strommarkt seit 2010 mit Deutschland gekoppelt ist. Dabei werden Kraftwerksbetreiber allein schon für die Bereitstellung gesicherter Leistung entlohnt, da sich in Zeiten steigender Grünstromverkäufe allein mit dem Absatz elektrischer Leistung kein herkömmliches Kraftwerk mehr rechnet – geschweige denn ein Kraftwerksneubau. Bislang greift die Bundesnetzagentur ein, wenn sie einen Stromengpass fürchtet, und verbietet gegen Entgeltzahlungen das Abschalten notwendiger Kapazitäten. Dieses standortindividuelle Kapazitätsmodell in klein bewertet Birnbaum allerdings als ineffizient und intransparent, da die jeweiligen Ausgleichszahlungen nicht offengelegt werden. . . . reichen für ReserveEntschlösse sich die neue Regierung zur schnellen Einführung eines Kapazitätsmodells, würden zwar die konventionellen Kraftwerke durch den immer größeren Anteil erneuerbarer Energien – schon heute etwa 22 % der gesamten deutschen Stromproduktion – zunehmend aus dem Markt gedrückt. Dank der Zahlungen für die Bereitstellung gesicherter Leistung sind sie jedoch weiterhin als Reservekraftwerk am Netz für Zeiten, in denen der Wind abflaut und die Sonne nicht scheint.