Eon spaltet sich in zwei Konzerne auf
Der Energieversorger Eon kappt seine Wurzeln im Stromgeschäft und steigt komplett aus der konventionellen Erzeugung aus. Der Kraftwerkspark wird zusammen mit dem Energiehandelsgeschäft und der Gasförderung in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert und abgespalten. Eon konzentriert sich damit künftig auf die erneuerbaren Energien, das Netzgeschäft sowie den Bereich Kundenlösungen.ahe Düsseldorf – Eon gibt sich angesichts der Umbrüche in der europäischen Energiewirtschaft eine komplett neue Strategie und Struktur. Der Düsseldorfer Dax-Konzern will sich in diesem Zuge in zwei Unternehmen aufteilen, die mittelfristig komplett getrennte Wege gehen. Wie Vorstandschef Johannes Teyssen vor der Presse ankündigte, werden die Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke des Konzerns zusammen mit dem globalen Energiehandel und dem Bereich Exploration & Produktion (E & P) in eine noch zu gründende neue Gesellschaft ausgegliedert. Im zweiten Halbjahr 2016 will Eon dieses neue Unternehmen dann mehrheitlich abspalten.Die verbleibende Minderheitsbeteiligung soll dann mittelfristig schrittweise ebenfalls veräußert werden. Teyssen begründete diese Pläne, die der Aufsichtsrat einstimmig gebilligt hat, mit der sich ändernden Wertschöpfung im Energiegeschäft. Heute gebe es auf der einen Seite das klassische Energiegeschäft rund um den Betrieb von Großkraftwerken und auf der anderen Seite das Erneuerbare-Geschäft einschließlich der Entwicklung von Kundenlösungen, sagte er.Bisher habe Eon gedacht, dass die Unterschiede zwischen beiden Bereichen zu überbrücken seien. “Inzwischen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es zunehmend schwieriger wird, als breit aufgestelltes Unternehmen sowohl in der neuen als auch in der klassischen Energiewelt erfolgreich zu sein und wieder wachsen zu können.” Finanzschulden behält EonNach Worten von Finanzchef Klaus Schäfer wird sich das künftige Portfolio von Eon und das der neuen Kraftwerksgesellschaft erheblich hinsichtlich Wachstum, Risiko und Cashflow-Profil unterscheiden. Es gebe unterschiedliche strategische Zugangsbedürfnisse zu den Finanzmärkten. Die Aktien beider Konzerne seien damit auch für jeweils unterschiedliche Investoren interessant. Das künftige Eon-Geschäft hat laut Schäfer “ein ausgewogenes Risikoprofil mit klaren Wachstumschancen und einem hohen Anteil relativ ertragsstabiler, regulierter und quasi-regulierter Geschäfte”.Die Kapitalmarktverbindlichkeiten bleiben bei Eon. Die Atomrückstellungen gehen dagegen auf die neue, ebenfalls börsennotierte Erzeugungsgesellschaft über und sollen die Kosten für den Rückbau und die Atommüll-Entsorgung in vollem Umfang abdecken. Die neue Gesellschaft soll mit ihrer Finanzausstattung ebenfalls ein solides Investment-Grade-Rating erhalten. Eon selbst will eine mögliche Abstufung bei den Ratingagenturen auf eine Stufe begrenzen. Teyssen rechnet auch nicht damit, dass die Dax-Zugehörigkeit des Konzerns in Gefahr ist.Im künftigen Eon-Geschäft verbleiben rund 40 000 der derzeit 60 000 Mitarbeiter. Basis der neuen Aufstellung sind die insgesamt 33 Millionen Kunden des Düsseldorfer Konzerns, denen Eon Strom und Gas verkaufen, aber auch neue Dienstleistungen und Produkte entwickeln will, etwa im Bereich Energieeffizienz. Im Erneuerbare-Geschäft will Eon vor allem die Windenergie in Europa und weiteren Zielmärkten ausbauen und das Solargeschäft voranbringen. Um die Wachstumsgeschäfte voranzubringen, wurde in einem ersten Schritt das Investitionsbudget für 2015 um 500 Mill. auf jetzt 4,8 Mrd. Euro erhöht.Dass Eon mit der Aufspaltung eine Art “Bad Bank” für nicht mehr wettbewerbsfähige Aktivitäten schafft, sieht Teyssen nicht. Es sei noch längst nicht ausgemacht, welches der beiden Unternehmen in fünf Jahren das erfolgreichere sein werde, sagte er. Auch die neue Gesellschaft sei zukunftsfähig. Sie sei als einer der größten europäischen Stromversorger gut aufgestellt, “um als Katalysator und Plattform für die Konsolidierung des Erzeugungsmarktes zu wirken”, betonte der Konzernchef in Düsseldorf. Kein ArbeitsplatzabbauDie Hauptversammlung soll im Frühjahr 2016 über die Abspaltung entscheiden. Bis dahin sollen im nächsten Jahr erst einmal die organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden. Welche Kosten mit dieser Neuaufstellung verbunden sein werden, steht zurzeit noch ebenso wenig fest wie der Name und das Führungspersonal der neuen Gesellschaft.Eon kündigte lediglich an, dass der Hauptsitz des neuen Unternehmens ebenfalls in der Rhein-Ruhr-Region liegen werde. Ein Arbeitsplatzabbau sei mit der Neuaufstellung nicht verbunden, versprach Konzernvorstand Mike Winkel, der für die Bereiche Personal und Erzeugung verantwortlich ist.