EQT investiert in das deutsche Glasfasernetz
Von Walther Becker, FrankfurtDeutschland gilt als einer der attraktivsten Wachstumsmärkte für Glasfaser in Europa. Im Vergleich mit anderen Regionen wie Schweden oder den Niederlanden hinkt die Bundesrepublik stark hinterher. Das lockt auch Finanzinvestoren an, die üblicherweise solche “Greenfield”-Investments scheuen. Nun legt sich EQT für ihren erst im März mit 9 Mrd. Euro geschlossenen Fonds Infrastructure IV die saarländische Inexio zu. Verkäufer sind Warburg Pincus sowie Minderheitsaktionäre wie DBAG, die seit 2013 investiert war. Die Bewertung soll nach Angaben aus Finanzkreisen bei 1 Mrd. Euro liegen. EQT kommt vorzeitig zum Zuge. Evercore, Rothschild und Freshfields haben Warburg Pincus beraten, die 2016 bei Inexio einstieg. Damals soll die Bewertung bei 250 Mill. Euro gelegen haben. Am Markt wird nun darauf gewartet, ob KKR, begleitet von Morgan Stanley, die Deutsche Glasfaser AG abstößt. Hier ranken sich die Spekulationen bis auf 3 Mrd. Euro. Das Projekt erfordert hohe Investitionen – 1,8 Mrd. Euro sind geplant – und hat ein Risikoprofil, das über dem anderer Infrastrukturinvestments liegen soll. EQT will offenbar nicht über die Fusion der Netzbetreiber auf dem Glasfasermarkt einen Wettbewerber zur dominierenden Telekom schaffen.Inexio wurde 2007 von David Zimmer gegründet und investiert seitdem stark in die Glasfaserinfrastruktur in ländlichen und kleinstädtischen Gebieten in Südwest- und Süddeutschland. Heute bietet das Unternehmen glasfaserbasierte Hochgeschwindigkeitsinternetzugänge für 300 000 Haushalte und 6 000 Unternehmen an. Das skalierbare Netzwerk biete eine starke Plattform für weiteres Wachstum, hofft EQT. Das Management um Zimmer wolle das Wachstum mit dem Ausbau von “Fiber to the home”-Angeboten fortsetzen. Dies gelte als schnellste, zuverlässigste und zukunftssicherste Internetverbindung. Inexio will bis 2030 zwei Millionen Haushalte im ländlichen und kleinstädtischen Raum damit versorgen.”Wir haben in den vergangen drei Jahren die grundlegende Arbeit des Managements unterstützt, Inexio zu professionalisieren und die Basis für Wachstum gelegt”, sagt René Obermann, seit 2016 Partner von Warburg Pincus und Leiter des deutschen Geschäfts. Damit sei Inexio nun reif, in die Hände eines Infrastrukturinvestors zu wechseln, der eher auf risikoärmere Assets setze. “In nur drei Jahren hat Inexio ihre Netzwerkpräsenz mehr als verdoppelt, den Kundenstamm um mehr als 70 % erweitert, zwei wertsteigernde Akquisitionen getätigt und das Ebitda mehr als verdoppelt.” Der Deal sei “sehr erfolgreich für Warburg Pincus”, betont der 56-Jährige, ohne eine Verzinsung oder das Geld-Multiple zu nennen. Das Netz sei auf 11 000 Kilometer verdoppelt worden. Es sei in der Haltezeit darum gegangen, Inexio strukturell wachsen zu lassen, dabei hätten im wesentlichen Finanzierung, eine neue Netzausbaustrategie sowie die Struktur im Vordergrund gestanden.Nach diesem Verkauf ist Warburg Pincus hierzulande nur mehr an der von United Internet dominierten 1&1 /Ionos (Webhosting) beteiligt. “Hier haben wir mehrere Akquisitionen unterstützt”, sagt Obermann. Außerdem sei sein Team auch für Transaktionen international tätig. So waren die hiesigen Kollegen etwa bei Deals für Imarsat (6,6 Mrd. Dollar) oder beim Verkauf von Ipan maßgeblich beteiligt. Warburg Pincus ist erst in diesem Juni in Deutschland mit einem Büro in Berlin neu gestartet. Dort sind bislang vier Professionals für die Gesellschaft tätig, die aus dem globalen Fonds von 14,8 Mrd. Dollar investiert.Man investiere in junge und etablierte Wachstumsunternehmen ab niedriger dreistelliger Millionenhöhe und setze auf Wachstum und Expansion, agiere allerdings nicht in Frühphasen wie es Venture Capital tut. “Im Fokus haben wir vor allem Software, Business Services Technologie, Telekommunikation und Medien”, sagt Obermann. “Deutschland spielt eine zentrale Rolle für Industrie 4.0 und Digitalisierung.”