IM GESPRÄCH: DIRK SCHEKERKA

"Equistone hält Preisdisziplin"

Private-Equity-Bewertungen gehen durch die Decke - Finanzinvestor nutzt die Hochpreisphase für Verkäufe und Arrondierungen

"Equistone hält Preisdisziplin"

Die Bewertungen in schuldenfinanzierten Übernahmen durch Finanzinvestoren sind in Europa auf dem höchsten Stand bislang und übertreffen sogar die Multiples, die 2007 gezahlt wurden. In dieser Phase hält sich Equistone, die aus Barclays Private Equity entstand, ein hohes Maß an Preisdisziplin zugute.Von Walther Becker, Frankfurt Die Bewertungen am deutschen Private-Equity-Markt sind dieses Jahr durch die Decke gegangen. Beteiligungsmanager sehen sich dadurch einer zunehmend verzwickten Situation ausgesetzt, weil sie für neue Investments so tief in die Tasche greifen müssen wie nie zuvor. Wer diese Phase für Verkäufe nutzen kann, ist hingegen fein raus.Auf den ersten Blick scheint es so, als habe die Dealaktivität von Equistone, die seit zwei Dekaden hierzulande tätig ist, im ablaufenden Jahr nachgelassen. “Der Eindruck trügt”, widerspricht Dirk Schekerka, Senior Partner und Leiter des Geschäfts im deutschsprachigen Raum und den Niederlanden, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vielmehr habe die Beteiligungsgesellschaft, die üblicherweise neben der Deutschen Beteiligungs-AG (DBAG) zu den aktivsten Adressen im Markt zählt, vor allem in arrondierende Akquisitionen von Portfoliofirmen investiert. “Wir machen im Schnitt drei Zukäufe”, sagt er, und die dienten häufig der Internationalisierung und beträfen vielfach Asien. Dem Buy-out treu “Dieses Jahr hatten wir nur eine größere Transaktion”, räumt Schekerka aber ein. Erworben wurde 2018 die niederländische Boa, die Dach- und Seitenwandsysteme aus Aluminium für Gewächshäuser herstellt. Er hofft, dieses Jahr noch auf einen weiteren Abschluss. Vom “Wir halten ein hohes Maß an Preisdisziplin” rückt er nicht ab. Daher sei Equistone in einigen Auktionen auch nur Zweiter oder Dritter gewesen.2018 nehme man cirka 250 Mill. Euro für Investments in Portfoliounternehmen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Niederlanden in die Hand. Für 2019 rechnet der seit Anfang 2017 amtierende Deutschlandchef mit viel Aktivität und damit, dass das Preisniveau “etwas herunterkommt”. Anders als andere der Branche sagt er: “Einen Mangel an Zielen können wir nicht feststellen.” Equistone, die sich 2011 von der britischen Großbank Barclays abgenabelt hatte, arbeitet mit einem Team von 35 Investmentspezialisten in sechs Büros in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien. Schuster bleib bei deinen Leisten: Die Beteiligungsgesellschaft, die sich nicht als alternativer Assetmanager wie andere versteht, bleibt dem Buy-out treu. Man wolle derzeit keinen separaten Small-Cap-Fonds auflegen, wie ihn beispielsweise EQT, DBAG oder IK lanciert haben. Allenfalls kann sich Schekerka vorstellen, von der Strategie abzugehen, allein Mehrheitsakquisitionen zu machen: “Minderheiten sind als Ergänzung möglich.” 800 Mill. Euro pro JahrInvestiert wird aus dem im März nach nur vier Monaten mit 2,8 Mrd. Euro geschlossenen Fonds VI. Dies bedeutet, dass pro Jahr etwa 800 Mill. Euro investiert werden (müssen). Equistone beteiligt sich vor allem an etablierten Mittelständlern mit guter Marktposition und überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial. Im Schnitt entfallen 40 % der Investments auf den deutschsprachigen Raum plus Holland. Am wohlsten fühlt sich Equistone mit Eigenkapitaltickets von 30 Mill. bis 250 Mill. Euro, was Unternehmenswerte von 50 Mill. bis 500 Mill. Euro bedeute. In der Regel investiere man mit etwas mehr als 50 % Eigenkapital. Beim Einstieg nehme Equistone eine Verschuldung von 3 bis 3,5-mal Ebitda in Kauf, die dann aber “relativ schnell” auf ein- bis zweimal operatives Ergebnis gesenkt werden sollen.”Unser Portfolio ist relativ krisenfest”, sagt Schekerka. Es umfasst europaweit derzeit über 40 Gesellschaften, darunter rund 20 aktive Beteiligungen in Deutschland, in der Schweiz und den Niederlanden. “Wir haben 2018 ein gutes Jahr und unsere Projektliste ist ganz gut gefüllt.”Verkauft hat Equistone aus dem Portfolio, das von München heraus gesteuert wird, dieses Jahr drei Beteiligungen, alle an einen weiteren Finanzinvestor: den seit 2012 gehaltenen Autozulieferer Winkemann an Cathay Capital, den Maschinenbauer Karl Eugen Fischer, der fünf Jahre im Portfolio war, an die DBAG sowie Caseking, einen Anbieter von Gaming-Produkten, an Gilde. Hier wurde der Umsatz von 96 Mill. Euro 2013/14 auf 239 Mill. Euro vornehmlich mittels Zukäufen gesteigert. Größtes Unternehmen ist Sport Group, ein Hersteller von Kunstrasensystemen und synthetischen Bodenbelägen. Den Großteil des Umsatzes holt das Unternehmen aus Burgheim aus dem Planen, Herstellen, Verkauf und Verlegen von Kunstrasen für Fußball-, Hockey-, American Football- und Rugby-Felder sowie von Kunststofflaufbahnen und Freizeitanlagen. Für diesen Konzern wurden mehr als zehn Arrondierungen getätigt, berichtet Schekerka.Wie sieht es mit der Börse als Exitweg aus? In Deutschland gab es das für Equistone bisher nicht. Bei IPOs müsse man sich in die Hände der Banken begeben, rümpft Schekerka die Nase. Zudem sei das Management der Portfoliofirmen sehr operativ orientiert, und ein Börsengang sei selten den strategischen Zielen der Unternehmen dienlich, sagt er. “Wir verkaufen mehr an Strategen als an über Secondaries”, also eher an Unternehmen als an andere Finanzinvestoren. Bei Hornschuch, die für 400 Mill. Euro an Continental ging, wurde der Umsatz in der achtjährigen Haltezeit von 140 Mill. auf 450 Mill. Euro gesteigert, wozu drei Akquisitionen beitrugen. Kein BranchenfokusEinen Branchenfokus hat Equistone nicht. Ein bekanntes Investment ist die 2017 erworbene Fertighausgruppe Bien-Zenker & Hanse. Dieses Jahr wurde Gala Kerzen mit drei Zukäufen ausgebaut. Für Performance Interactive Alliance (PIA), die aus dem Zusammenschluss von vier unabhängigen Online-Marketing-Unternehmen hervorging, gab es ebenfalls eine Erweiterung. In der Mode hält Equistone die Tristyle-Gruppe mit den Marken Peter Hahn und Madeleine sowie Unlimted Footwear. Und mit Defshop spreche man Kunden von Streetwear- und Hip-Hop-Bekleidung an. Schekerkas englische Kollegen nennen Long Tall Sally, Mode für große Frauen, ihr Eigen.Equistone benötige keine Börsennotierung, wie sie EQT anstrebt. Und man habe es in der Partnerschaft mit Gründer-Egos zu tun.