Erfolgsfaktor Immobilien

Beos: Unternehmen sollten Verkauf prüfen - Real Estate Manager frühzeitig in M & A-Prozesse einbeziehen

Erfolgsfaktor Immobilien

Immobilien können ganz wesentlich zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. Dazu müssen sie aber besser genutzt und die Immobilienabteilung früher und umfassender in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, als dies heute in vielen Unternehmen der Fall ist.tl Frankfurt – Die stärkere Zusammenarbeit von Personalabteilung (HR), IT und Corporate Real Estate (CRE), um Lösungen schneller umzusetzen und damit die Produktivität am Arbeitsplatz und letztlich auch im Gesamtunternehmen zu steigern, gilt bei Experten als unabdingbar. Rolf Heuser, bei JLL Deutschland für Corporate Solutions verantwortlich, identifizierte auf der Tagung Corporate Real Estate, die die Börsen-Zeitung in Kooperation mit dem Immobiliendienstleister JLL durchführte, zehn Trends, die CRE beeinflussen werden (siehe Grafik).Ein zentraler Erfolgsfaktor für ein Unternehmen ist die Berufserfahrung seiner Mitarbeiter. “Glückliche Mitarbeiter sind nach einer Untersuchung produktiver (+ 31 %) und verkaufen mehr (+ 37 %).” Durch die stark steigende Verbreitung des “Internets der Dinge” würden sich sowohl die Organisation (Zusammenarbeit in der Human Cloud) als auch die Gebäude (smart, kosteneffizient) und die Arbeitsplätze (flexibel, virtuell, Coworking) grundlegend verändern, ist Heuser überzeugt.Nicht zuletzt die neuen, strengeren Ziele beim Klimaschutz, die auf dem jüngsten Weltklimagipfel in Paris beschlossen wurden, stellten auch an die Immobilien hohe Anforderungen, die sich nur mit ambitionierten Maßnahmen erfüllen ließen – sei es durch ein flexibles Gebäude-Design, den Null-Energie-Standard oder durch neue Arbeitsformen.”CRE ist ein entscheidender Wertbeitrag bei einer Übernahme.” Dabei komme es entscheidend auf die Schnelligkeit an. Basis eines guten CRE-Managements sind gute Daten. Die meisten Unternehmen wollten in den nächsten ein bis drei Jahren ihre Fähigkeiten zur Sammlung von Daten verbessern. Denn der Mangel an guten Daten bilde für CRE ein Haupthindernis bei der Entfaltung des strategischen Zusatznutzens. Allerdings gebe es häufig auch noch Trainingsbedarf, um die Daten auch sinnvoll nutzen zu können. Eigentum ist nicht besser”Wir haben weltweit keine Studie gefunden, die nachweist, dass das Halten von Immobilien auf der Bilanz sinnvoll ist”, sagt Stephan Bone-Winkel, Vorstandsvorsitzender der auf Unternehmensimmobilien spezialisierten Beos AG. Eigengenutzte Immobilien minderten vielmehr den Firmenwert. Industrie 4.0 verkürze die Nutzungszyklen von Infrastruktur und Gebäuden immer weiter. Gebäude müssten daher flexibler und effizienter werden durch eine bessere Vernetzung, die eine schnellere Anpassung der Prozesse sowie kürzere Rüst- und Anfahrtszeiten ermöglicht. “Schnelles Internet wird mindestens so wichtig wie klassische Infrastruktur”, so Bone-Winkel.Im internationalen Vergleich ist die Eigentumsquote hierzulande bei Immobilien mit etwa 70 % sehr hoch. Ob sich daran in Zukunft etwas ändern werde, sei aber offen. Nach Feststellung von Heuser haben “die Verkäufe von Unternehmensimmobilien an Fahrt aufgenommen. Die Grenze der Fungibilität ist noch längst nicht ausgeschöpft.”Bone-Winkels Meinung ist klar: “Viele Unternehmen sollten ihre betriebsnotwendigen Immobilien verkaufen und zurückmieten.” Ein professioneller Immobilienvermieter könne die Flächen flexibler an die Mieterbedürfnisse anpassen und kosteneffizienter sein. Das Unternehmen binde weniger Kapital und könne sich auf seine Hauptaufgabe konzentrieren.Nach Meinung von Dirk Schlotter, beim Telekommunikationskonzern Verizon für die internationalen Immobilien außerhalb der USA zuständig, sollte der CRE-Manager bei Standortentscheidungen von Anfang an in den Entscheidungsprozess eingebunden sein. “Wir im CRE legen die Standards fest.” Bei Planung und Ausbau von Gebäuden gelte es die lokalen und nationalen Besonderheiten zu berücksichtigen und zugleich die Compliance- und Governance-Grundsätze des Unternehmens einzuhalten.Der hohe Kostendruck nach der Finanzkrise führte bei der UBS zur Einführung eines neuen Arbeitsplatzkonzepts. Es ist nach den Worten des dafür Zuständigen, Christian Hadorn, in Kürze bei etwa einem Drittel der rund 60 000 Mitarbeiter eingeführt. Entscheidend für den Erfolg seien die frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter und die Offenlegung auch der Nachteile eines flexiblen Arbeitsplatzes. Für 120 Mitarbeiter gibt es nur noch 100 Schreibtische. Teams sitzen immer zusammen (Neighborhood). Auch Teamleiter haben meist kein Einzelbüro mehr.Dafür gibt es Kommunikationsinseln und Einzelkabinen für ungestörtes Arbeiten. “Die Umzugskosten konnten wir auf die Hälfte reduzieren. 75 % der Mitarbeiter sind mit dem neuen Konzept zufrieden.” Innerhalb von sechs Jahren werde sich das eingesetzte Kapital amortisieren, erwartet Hadorn.