Ergebnis der RAG-Stiftung bricht ein
Ergebnis der RAG-Stiftung bricht ein
Milliardenabwertung bei Hauptbeteiligungen Evonik und Vivawest – CFO Rupp: Erträge mehr als ausreichend
ak Essen
Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten im vergangenen Jahr haben deutliche Spuren in den Zahlen der RAG-Stiftung hinterlassen. Die Stiftung, die für die dauerhaften Nachwirkungen des deutschen Steinkohlebergbaus aufkommen muss, verzeichnete 2022 ein Drittel weniger Erträge. Damit konnte sie mit 347 Mill. Euro nur gut halb so viel zu den Rückstellungen für die Ewigkeitslasten zuführen wie ein Jahr zuvor. Dennoch sei das mehr als ausreichend gewesen, betonte Finanzchef Jürgen Rupp bei der Bilanzvorlage in Essen. Ursprünglich hatte die RAG-Stiftung mit rund 100 Mill. Euro weniger gerechnet.
Die Anlagebilanz für 2022 fiel dennoch ernüchternd aus: Die RAG-Stiftung verzeichnete eine Rendite von −14,5%, in der sich vor allem die Milliardenabwertungen der beiden Hauptbeteiligungen beim Spezialchemiekonzern Evonik und beim Immobilienunternehmen Vivawest widerspiegelten. Binnen Jahresfrist verringerte sich das Stiftungsvermögen um 4,5 Mrd. auf 16,8 Mrd. Euro. Bis Ende April sei davon vor allem durch den steigenden Evonik-Aktienkurs eine halbe Milliarde Euro wieder aufgeholt worden, betonte der Vorstand.
Doch die Höhe des Gesamtvermögens sei gar nicht die entscheidende Größe, erläuterte Rupp. „Die entscheidende Größe ist und bleibt, dass wir ausreichend Erträge generieren, die uns die Erfüllung all unserer Verpflichtungen erlauben.“ Dieses Ziel sei auch weiterhin nicht gefährdet, lautete die Einordnung des Vorstands zur Ergebnislage.
Zu den kostspieligsten Folgen des Bergbaus gehört das andauernde Hochpumpen von Grubenwasser, das nach dem Ende des Kohleabbaus natürlicherweise ansteigt, aber nicht in die Nähe des Grundwassers und damit des Trinkwassers kommen soll. Es wird zutage gepumpt und dann in Flüsse abgeleitet. Auch an der Erdoberfläche wird gepumpt – und zwar dort, wo sich infolge des Bergbaus Senken gebildet haben. Würde dieses Oberflächenwasser nicht abgepumpt, würden die oft bewohnten Gebiete – etwa im Ruhrgebiet – vernässen. Schließlich muss an einigen ehemaligen Standorten, etwa von Kokereien, auch das Grundwasser dauerhaft gereinigt werden. 2022 hat die Stiftung dafür 247 Mill. Euro bezahlt, 6% weniger als im Jahr davor.
Evonik-Anteil schrumpft
Die RAG-Stiftung, deren Vermögen vor 15 Jahren noch komplett aus der Evonik-Beteiligung bestand, stützt sich heute nur noch zu einem Drittel auf das Evonik-Paket und arbeitet weiter an der Diversifizierung des Portfolios. Schon 2026, wenn die zweite der ausstehenden drei Wandelanleihen auf Evonik-Papiere fällig wird, könnte die Beteiligung an Evonik (heute: 54,9%) unter 50% rutschen.
Das nach Vivawest und Evonik dritte wichtige Investmentstandbein der Stiftung ist die Beteiligungsgesellschaft RSBG, die sich auf wachstumsstarke technikgetriebene Mittelstandsunternehmen fokussiert. Mit der Entwicklung ist der Vorstand der RAG-Stiftung bislang nicht ganz zufrieden. Im vergangenen Jahr wurde ein neues Management eingesetzt, das laut Rupp eine Strategie zur Konsolidierung und Fokussierung der Aktivitäten erarbeitet hat. Die ersten Schritte seien getan. „Bei der Abgabe von Randaktivitäten zeigen sich erste Erfolge, Sanierungsfälle konnten gedreht, Zukäufe in den künftigen Kernaktivitäten realisiert werden“, führte der CFO der RAG-Stiftung aus. Das Ergebnis sei jedoch noch nicht da, „wo wir es sehen wollen“.
Für das laufende Jahr rechnet die RAG-Stiftung mit einer Evonik-Dividende auf Höhe der Vorjahres, die durch die leicht reduzierte Beteiligung an dem Konzern zu einem etwas niedrigeren Ergebnisbeitrag führen wird. Für Vivawest und die RSBG werden 2023 Ausschüttungen auf Vorjahresniveau erwartet. Die Stiftung kalkuliert, für dieses Jahr 289 Mill. Euro der Rückstellung für die Ewigkeitslasten zuzuführen.
Nach einem renditestarken Vorjahr fällt das Ergebnis der RAG-Stiftung 2022 spürbar bescheidener aus. Dennoch konnte die Gesellschaft für die Folgekosten des Steinkohlebergbaus mehr zurücklegen, als in den zwölf Monaten ausgegeben wurde. Das Vermögen ist durch den Kursverfall bei Evonik deutlich geschrumpft.