Umstrukturierung

Ericsson baut komplett um

Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson krempelt die Konzernstruktur um und richtet das Geschäft stärker auf Cloud- und Software-Services aus. Dabei rollen auch Köpfe.

Ericsson baut komplett um

hei Frankfurt – Der schwedische Netzausrüster Ericsson reagiert mit einem Konzernumbau auf ein herausforderndes Marktumfeld, in dem Lieferengpässe und Komponentenmangel das Kerngeschäft mit neuen Netzen bremsen. Wie das Unternehmen mitteilt, werden die Sparten Digital Services und Managed Services künftig in einer neuen Division „Cloud, Software and Services“ zusammengefasst. Die Bereiche De­dicated Networks und die Zukäufe Cradlepoint und Vonage werden in einer weiteren neuen Einheit „Entreprise Wireless Solutions“ gebündelt. Die neue Struktur greift vom 1. Juni an und bringt auch personelle Veränderungen mit sich. An der Spitze der beiden neuen Sparten stehen künftig Per Narvinger und George Mulhern, während die Top-Manager Peter Laurin und Arun Bansal das Unternehmen verlassen.

Mit der Reorganisation der Services zieht Ericsson auch die Konsequenzen aus einer global veränderten Nachfrage nach Managed Services. Wartung und Betrieb von mobilen Netzen werden von den Telekomkonzernen zunehmend au­tomatisiert, die teuren Management-Verträge gekündigt oder zusammengestrichen. Ericsson musste das Geschäft vor einigen Jahren aufwendig restrukturieren und zahlreiche Verträge wertberichtigen.

Campusnetze locken

Mit dem Fokus auf Cloud und Software sowie Wireless Solutions setzen die Schweden ebenso wie Rivale Nokia verstärkt auf die direkte Nachfrage von Unternehmen nach eigenen Netzen bzw. Campusnetzen. Nokia hat dieses Feld früh als Wachstumsbereich erkannt und dort Boden gutgemacht. Ericsson war mit Rücksicht auf die eigenen Kunden in der Telekombranche zurückhaltend ge­wesen. Jedoch steigt die Nachfrage nach Campusnetzen global an und die Angebote der Telekomnetzbetreiber selbst sind für die Unternehmen häufig zu teuer.

Der Vorstand geht davon aus, dass die neue Struktur einen effizienteren Einsatz von Forschungs- und Entwicklungsmitteln ermöglichen und die Expertise im Cloud-Geschäft stärken wird. Das Unternehmen hofft, auch im Bereich automatisierter und AI-gestützter Services voranzukommen.

Schließlich wird noch die neue Division Global Operations aus der Taufe gehoben, die Support-Funktionen im Bereich IT und digitaler Transformation sowie auch Einkauf und Immobilienmanagement bündeln soll. Damit will der Konzern Effizienzgewinne erzielen.

Die Börse nahm die Veränderungen mit wenig Begeisterung auf. Die B-Aktie verlor in Stockholm knapp 1% auf 79,16 skr. Das Papier hat seit Jahresbeginn rund ein Fünftel an Wert verloren. Neben Lieferengpässen, die das Kerngeschäft bremsen und einen teuren Lageraufbau erzwingen, der den Gewinn im ersten Quartal belastet hat, schwebt auch ein weiteres Damoklesschwert über Ericsson. Der Konzern ist in einem langwierigen Korruptionsskandal verwickelt, bei dem jüngst weitere Regelverstöße im Irak bekannt geworden waren. Neben der SEC ermittelt auch die schwedische Staatsanwaltschaft.

Im ersten Quartal hatte Ericsson auch wegen einer Abschreibung auf das Russlandgeschäft unterm Strich einen Gewinnrückgang von 8% verzeichnet. Die Umsätze kamen or­ganisch um 3% voran. Allerdings hofft das Management auf einen längeren Wachstumszyklus bei 5G-Netztechnik.

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