Ericsson tritt Flucht nach vorn an
Ericsson stemmt sich mit einer Neuordnung der Geschäftsfelder gegen die seit längerem schleppende Umsatzentwicklung, nachdem die Erlöse im ersten Quartal 2 % rückläufig waren. Der Konzernumbau erhöht die bisher geplanten Sonderbelastungen um mehr als ein Viertel. Die Anleger reagierten vergrätzt.hei Frankfurt – Mit einem Kurssturz von in der Spitze nahezu 10 % quittierten die Anleger eine neuerliche Umsatzschwäche bei Ericsson, die dem weltgrößten Netzwerkausrüster zunehmend Sorgen bereitet. Konzernchef Hans Vestberg bekannte bei der Vorlage des Quartalsergebnisses unumwunden, dass er “mit dem Wachstum und der Profitabilität in den vergangenen Jahren nicht zufrieden” sei. Obwohl die Schweden mit dem laufenden Sparprogramm, das die Kosten bis 2017 um jährlich 9 Mrd. skr (980 Mill. Euro) senken soll, im Plan liegen, sieht Vestberg dies als nicht mehr ausreichend an.Mit einem groß angelegten Konzernumbau will sich Ericsson künftig fünf neue Geschäftsfelder geben. Das angestammte Kerngeschäft mit Netztechnik wird in zwei Sparten aufgegliedert: Network Products und Network Services. Hinzu kommen die neuen Bereiche IT und Cloud und sowie die Sparte Medien.Aufgrund des Umbaus reichen die bisher für die Restrukturierung veranschlagten 3 bis 4 Mrd. skr nicht aus. Stattdessen werden diese Sonderposten nun auf 4 bis 5 Mrd. skr beziffert. Angepasst werden müssten vor allem die Kapazitäten im Bereich Mobile Broadband “an niedrigere Projektvolumina”. Damit sei im ersten Quartal begonnen worden. Ericsson, die ihre Marktführerschaft bei Mobilfunknetzen über viele Jahre verteidigt hat, ist dabei in jüngster Zeit verstärkt von zwei Seiten angegriffen worden. So hat Nokia nach einer groß angelegten Neuausrichtung vor zwei Jahren ihren Fokus auf Mobile Broadband gelegt. Darüber hinaus rückt die globale Nummer 2, Huawei, den Schweden immer stärker auf die Pelle. Hier bekommt Ericsson insbesondere Kostennachteile gegenüber den Chinesen zu spüren. 70 Prozent StammgeschäftVestberg hofft mit der neuen Struktur einen stärkeren Kundenfokus und besser definierte Verantwortlichkeiten im Management zu erreichen. Die neue Struktur soll zum 1. Juli umgesetzt werden. Die Umstellung im Reporting erfolgt zum ersten Quartal 2017. Gegenwärtig stehen die Geschäftsfelder Network Products und Network Services noch für rund 70 % des Umsatzes, IT und Cloud entsprechen etwa 25 %, und auf Media entfallen die restlichen 5 %. Ericsson hatte insbesondere den Bereich Media in der Vergangenheit durch eine Reihe von Akquisitionen gestärkt. Im IT-Bereich hat der Konzern zuletzt eine umfassende Kooperation mit Cisco verkündet.Im ersten Quartal musste Ericsson insgesamt einen Umsatzrückgang von 2 % hinnehmen; währungsbereinigt auf organischer Basis wären die Einnahmen stabil geblieben. Dabei konnten Zuwächse in Nordamerika und Südostasien die Schwäche in West- und Zentraleuropa sowie in Nahost und Lateinamerika nicht auffangen. Gegenüber dem starken Vorquartal sackten die Erlöse um 29 % ab.Die Bruttomarge fiel im Berichtszeitraum auf 33,3 (35,4) % zurück, was vor allem an einer schwächeren Ertragsentwicklung bei Global Services lag. Dennoch spiegeln sich erste Fortschritte in der Kostenkontrolle im Anstieg der operativen Marge auf 6,7 (4) %. Damit ist der Konzern allerdings noch meilenweit von den zweistelligen Renditen früherer Jahre entfernt. Während in der höhermargigen Netzwerksparte 11 % geholt werden konnten, fiel die Profitabilität bei Global Services auf 3 %.Unterm Strich gelang dank Kostenersparnissen eine Ertragssteigerung um 45 %. Indes fiel der Cash-flow aus dem operativen Geschäft mit – 2,4 Mrd. skr negativ aus. Vestberg betonte allerdings die Volatilität dieser Kennziffer im Jahresverlauf. Deshalb sollte auf das Quartal nicht zu viel Gewicht gelegt werden. Ziel bleibe für das Gesamtjahr eine Cash Conversion Rate von 70 %.