Erneute Rückschläge für Computerriesen Lenovo

Kräftiger Gewinnrückgang im Dezemberquartal - Smartphone-Geschäft macht weiter Kummer

Erneute Rückschläge für Computerriesen Lenovo

nh Schanghai – Ein stagnierender PC-Markt und deutliche Umsatzeinbußen im Smartphone-Geschäft belasten den chinesischen Computer- und Handybauer Lenovo immer deutlicher. Im Schlussquartal 2016 verzeichnet der Weltmarktführer im PC-Geschäft einen heftigen Ertragseinbruch. Der Gewinn nach Steuern rutschte um 67 % auf 98 Mill. Dollar (93 Mill. Euro) ab und lag damit deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Auch die Konzernumsätze haben sich mit einem Rückgang um 6 % auf 12,2 Mrd. Dollar eher enttäuschend entwickelt. Aktie unter DruckLenovo führt den unerwartet heftigen Gewinnrückgang in erster Linie auf Lieferengpässe und die Verteuerung von Komponenten insbesondere bei Speicherchips zurück. Gleichzeitig muss Lenovo im Smartphone-Geschäft immer deutlichere Marktanteilsverluste sowohl an heimischer Front wie auch im internationalen Wettbewerb hinnehmen. Ein schneller Turnaround ist nicht zu erwarten. Bei den Anlegern wächst denn auch die Unruhe um Lenovos Zukunftsperspektiven im Elektronikgerätemarkt. Zur Wochenmitte fielen die Titel an der Hongkonger Börse in der Spitze um knapp 7 % zurück.Im Kerngeschäft des Lenovo-Konzerns mit PC- und Laptopgeräten sehen die Experten immerhin Anzeichen für eine Stabilisierung. Im zurückliegenden Quartal sind die weltweiten Auslieferungen im PC-Markt nur noch um 1,5 % zurückgegangen, zuvor war der globale PC-Markt noch um 4 % geschrumpft. Lenovo hat nach jahrelang überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten, die auf einer starken Position in China und anderen asiatischen Schwellenländermärken beruhten, immer stärker an Dynamik eingebüßt, kommt aber immerhin noch auf leichte Verkaufszuwächse.Im Dezemberquartal stiegen sowohl die PC-Auslieferungen als auch die Spartenumsätze um jeweils 2 %. Allerdings holt Lenovos größter Konkurrent Hewlett Packard (HP) dank eines kräftigeren Nordamerikageschäfts wieder stärker auf und ist bei den weltweiten Marktanteilen Lenovo wieder ganz dicht auf den Fersen. Was die Ertragslage der PC-Sparte angeht, rechnen die Analysten mit einem schleppenden Erholungstrend. Einerseits drücken höhere Komponentenpreise auf die bereits dünnen Margen bei Lenovo. Andererseits verzeichnet Lenovo aber ermutigende Fortschritte bei PC-Verkäufen an Unternehmenskunden, die zuletzt um 5 % angestiegen waren. Deal mit Fujitsu in SichtFür positive Impulse könnte auch eine von Lenovo derzeit verhandelte strategische Kooperation mit dem japanischen PC-Hersteller Fujitsu sorgen. Wie im Oktober bekannt gegeben worden war, sondieren die beiden Firmen Kooperationsmöglichkeiten beim Design und bei der Fertigung von PC-Geräten für den globalen Markt sowie bei Forschung und Entwicklung.Analysten gehen davon aus, dass es auch zu einer Zusammenlegung des japanischen PC-Geschäfts beider Firmen kommen könnte. Dabei würde der japanische Technologiekonzern sein PC-Geschäft abspalten und bei Lenovo einbringen, beziehungsweise Lenovo einen Mehrheitsanteil an der abgespaltenen Gesellschaft übernehmen. Mit einem ähnlich strukturierten Deal hatte sich Lenovo bereits zu Anfang der Dekade ein Entree im japanischen PC-Markt gesichert. Die Chinesen hatten 2011 eine strategische Kooperation mit der japanischen NEC Corp vereinbart und anschließend einen Mehrheitsanteil an einem Gemeinschaftsunternehmen übernommen.Im Smartphone-Geschäft muss Lenovo weiter Wunden lecken, nachdem sich die Akquisition des vor drei Jahren von Google übernommenen US-Handybauers Motorola Mobility als Flop erwiesen hat. Lenovo ist es weder gelungen, mit der Marke Motorola auf dem US-Markt und in europäischen Ländern seine Stellung aufzubessern, noch haben sich die erhofften Synergien aus der Verbindung der nach dem Dekadenwechsel neu aufgebauten Lenovo-Handysparte mit Motorola eingestellt. Marktanteil schrumpftWeltweit gingen Smartphone-Auslieferungen bei Lenovo im vergangenen Quartal um 26 % zurück und ließen den globalen Marktanteil auf 3,5 % absacken. Dabei hat sich Lenovo vor allem im Heimatmarkt gegenüber Konkurrenten wie Huawei und den rasch aufgestiegenen Newcomern Oppo, Vivo und Xiaomi nicht behaupten können. Auch ist der eigentlich längst avisierte Break-even im Handygeschäft noch immer nicht erfolgt. Zuletzt verzeichnete die Mobilfunksparte einen Rückgang der Erlöse um 23 % auf 2,2 Mrd. Dollar und erlitt einen operativen Verlust in Höhe von 112 Mill. Dollar.Auch das von Lenovo zur weiteren Diversifizierung über Akquisitionen neu aufgebaute Geschäft mit Datenservern läuft nicht rund. Die sogenannte Data Center Unit, die im Wesentlichen das von Lenovo vor drei Jahren übernommene Kleinservergeschäft der IBM beinhaltet erlitt zuletzt einen Rückgang der Erlöse um 20 % auf 1,1 Mrd. Dollar.