AUTOMOBILINDUSTRIE

Erneutes Absatzplus nach Rekordjahr schwierig

Autoverkäufe auf höchstem Stand seit 2009 - Rabattschlachten beflügeln - Dieselanteil sinkt - Trotz Elektroautos kaum weniger CO2

Erneutes Absatzplus nach Rekordjahr schwierig

Mit 3,35 Millionen Pkw wurden im Vorjahr so viele Autos zugelassen wie schon lange nicht mehr. Ein erneutes Plus dürfte 2017 aber schwierig werden, warnen Experten.ge Berlin – Nach dem besten Jahr seit 2009, als der krisengeplagte Pkw-Absatz durch die Abwrackprämie angekurbelt wurde, steht die Autoindustrie vor einem schwierigen Turnus. Da das Wirtschaftswachstum nachlässt und Benzinpreise sowie Zinsen wieder steigen, wäre 2017 ein Verkaufsplus von 2 % “bereits ein Erfolg”, urteilt Peter Fuß, Partner bei der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Im abgelaufenen Jahr legten die Neuzulassungen um 4,5 % auf gut 3,35 Millionen Pkw zu, errechnete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Nach dieser Auflistung konnten fast alle deutschen Automarken mehr Autos verkaufen als vor Jahresfrist. Größter Verlierer war Volkswagen, deren Absatz im Jahr nach Bekanntwerden des Dieselskandals um gut 4 % wegbrach. Da auch die Töchter Skoda und Seat nur unterdurchschnittlich wuchsen, bremste der Marktanteil des VW-Konzerns von 39,2 auf 37,6 % herunter.Dass der Absatz im neuen Jahr trotz des hohen Ausgangsniveaus dennoch leicht zulegen konnte, führt Fuß auf die Rabattschlacht zwischen den Herstellern zurück. “Man hat einmal damit angefangen und die Käufer damit verwöhnt”, sagte der Autoexperte. Seit Beginn des Jahrzehnts sind die Preisabschläge von Audi, BMW, Ford & Co nach Berechnungen des CAR-Instituts an der Uni Duisburg/Essen um etwa ein Viertel gestiegen. “Die Autobauer kommen auch in diesem Jahr nicht aus der Rabattmühle heraus”, erklärte Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Er prognostiziert für das neue Jahr einen stabilen Pkw-Absatz zwischen 3,3 und 3,4 Millionen Autos – womit er etwas skeptischer ist als Fuß. Private Käufer pushenTreiber waren im vergangenen Jahr private Käufer, die von der guten Konjunktur und steigenden Löhnen profitierten. Während Dienstwagen und Eigenzulassungen der Händler “nur” um 3,3 % zulegten, schnellten Neuzulassungen von Privaten im doppelten Umfang hoch. Auch im neuen Jahr dürften vor allem private Neuwagenkäufer den Absatz beflügeln, zumal bei Privatwagen weiterhin ein hoher Ersatzbedarf bestehe, beobachtet Fuß. 2016 wurden 35 % aller neuen Autos auf Private zugelassen, errechnete das KBA. Da diese tendenziell kleinere und günstigere Autos sowie Benziner präferieren, schrumpfte der Anteil von Dieselfahrzeugen binnen Jahresfrist um gut 2 Punkte auf 45,9 %. Im Gegenzug legten Benziner merklich auf 52,1 % zu. Fuß zufolge ist dies der höchste Stand seit 2009, als die Abwrackprämie für starke Zuwächse vor allem bei Kleinwagen sorgte. Die Abkehr vom Diesel dürfte auch im neuen Jahr anhalten, da die fortgesetzte Diskussion um die Luftverschmutzung in den Innenstädten und die Gefahr von Diesel-Fahrverboten zu weiterer Verunsicherung führen dürften. Zudem würden immer strengere Grenzwerte und die benötigte zusätzliche Technik zur Abgasreinigung Diesel-Fahrzeuge künftig deutlich teurer machen. Nur 0,3 Prozent E-AutosAutos mit alternativen Antrieben kamen in der Zulassungsstatistik lediglich auf einen Anteil von 2 %. Trotz Kaufprämie zählte das KBA nur 11 410 reine Elektroautos, was einem Anteil von minimalen 0,3 % an den Neuzulassungen entsprach. Mit 13 744 Erstzulassungen wurden auch nur unwesentlich mehr Plug-in-Hybride registriert, die von hiesigen Autobauern präferiert werden. Die deutlichsten Zuwächse registrierten die Flensburger Beamten mit einem Plus von gut 25 % bei den Erstzulassungen bei den angeblichen Geländewagen (SUV), die üblicherweise stärker motorisiert sind als ähnlich große Limousinen. Bei den klimaschädlichen CO2-Emissionen weist das KBA für 2016 nur einen minimalen Rückgang von gut 1 Gramm auf 127,4 g/km aus. Die EU verlangt bis 2021 eine Minderung auf 95 g/km.—– Wertberichtigt Seite 6