Ernüchterung im 3-D-Druck

Wohlers Associates: Zahl der verkauften Industrieanlagen gesunken - Technik bei GE und Siemens etabliert

Ernüchterung im 3-D-Druck

Von Daniel Schauber, Frankfurt3-D-Druck revolutioniert die Industrie, drückt klassische Fertigungsmethoden an die Wand und erobert das Privatkundensegment: Das glaubte man auf der Spitze des Hypes vor rund zwei Jahren. Nun macht sich Ernüchterung breit. Die 3-D-Druckindustrie muss sich neu sortieren.Das gilt vor allem für die US-amerikanischen Hersteller industrieller 3-D-Druckmaschinen wie Stratasys und 3D Systems, die den Markt beherrschen. Die erfolgsverwöhnten Maschinenbauer wurden im vergangenen Jahr von einer Absatzflaute getroffen. Nach Daten der Beratungsgesellschaft Wohlers Associates, die die Entwicklung im 3-D-Druck seit zwei Dekaden verfolgt, wurden 2015 weltweit 12 558 industrielle Anlagen für die additive Fertigung verkauft, das waren 2,3 % weniger als im Jahr zuvor. In den Jahren 2012, 2013 und 2014 waren dagegen noch zweistellige prozentuale Wachstumsraten zu sehen. Gemessen an den 2015 verkauften industriellen Anlagen ist unter den Anbietern, zu denen auch die im TecDax notierte SLM Solutions gehört, Stratasys der klare Weltmarktführer vor 3D Systems (siehe Grafik). Trend zu teureren GerätenNach vielen Boomjahren und kräftigen Kapazitätsausweitungen bei den Kunden ist ein Rückgang in dem noch jungen, aber langsam reifenden Markt für additive Fertigung kein Grund für Panik. Hinzu kommt: Zwar ist die Zahl der weltweit verkauften Geräte 2015 leicht gesunken, unterdessen wurde aber laut Wohlers der durchschnittliche Verkaufspreis je industrieller 3-D-Druckanlage von 87 140 Dollar auf 97 370 Dollar erhöht, so dass sich für 2015 ein leicht steigender Maschinenumsatz von 1,22 (i.V. 1,12) Mrd. Dollar errechnet. Wichtig für das Wachstum der gesamten 3-D-Druckindustrie ist neben den reinen Maschinenverkäufen auch der Service sowie das anziehende Privatkundensegment – auch wenn sich in absehbarer Zeit wohl kaum in jedem Haushalt ein 3-D-Drucker finden wird, wie es vor zwei Jahren suggeriert wurde.Auch wenn sich der industrielle Markt derzeit in schwacher Verfassung zeigt, so ist die gesamte 3-D-Druckindustrie inklusive Service und privater 3-D-Drucker laut Wohlers im vergangenen Jahr um 26 % auf 5,2 Mrd. Dollar gewachsen. Es ist das sechste Jahr mit prozentual zweistelligen Plusraten in Folge, nachdem die Branche im Jahr der Weltfinanzkrise 2009 einen Dämpfer von – 6 % beim Gesamtumsatz einstecken musste.In der industriellen Produktion hat die additive Fertigung, also der schichtweise Aufbau von Werkstücken mit einem 3-D-Drucker, zwar keine Revolution ausgelöst, aber die neue Technik hat in Spezialanwendungen einen festen Platz erobert – vor allem bei Medizintechnikherstellern, in der Luftfahrtindustrie und der Ersatzteilefertigung.Anfang des Jahres hat der Medizintechnikspezialist Stryker angekündigt, fast 400 Mill. Dollar in die 3-D-Fertigung von orthopädischen Titanimplantaten zu investieren. Siemens steckt unterdessen 21 Mill. Dollar in Schweden in eine Metall-3-D-Druckfertigung. Und Konkurrent General Electric hat Ende 2015 begonnen, im großen Stil dreidimensional gedruckte Einspritzdüsen für Flugzeugtriebwerke zu fertigen.