Erst Effizienz, dann Vernetzung

Elektroindustrie sieht Potenzial für Automatisierungstechnik bei Energieeffizienz - 2013 seitwärts erwartet

Erst Effizienz, dann Vernetzung

Automatisierungstechnik wie elektrische Antriebe stehen hinter mehr als einem Viertel der Erlöse der deutschen Elektroindustrie. Eines der wichtigsten Wachstumsthemen für die Branche ist das Thema Energieeffizienz, fallen doch mehr als zwei Drittel der Energiekosten ihrer industriellen Kunden beim Einsatz elektrischer Antriebe an. Die vernetzte “Industrie 4.0” bietet weiteres Potenzial. 2013 läuft die Entwicklung der Branchenunternehmen dennoch seitwärts.sp Frankfurt – Energieeffizienz ist nach Einschätzung des Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) für Unternehmen aus dem Bereich der elektrischen Automatisierungstechnik das beherrschende Wachstumsthema. Von der Vernetzung industrieller Wertschöpfungsketten, die häufig auf den Begriff “Industrie 4.0” gebracht wird, rechnet sich der Branchenverband für seine Mitgliedsunternehmen in der Zukunft ebenfalls Impulse aus, sagte Roland Bent, Vorstand im ZVEI-Fachverband Automation, bei einem Kongress in Nürnberg.Zuletzt schlugen sich beide Trends kaum in den Zahlen der Branchenunternehmen nieder, wie bei der Präsentation der wichtigsten Kennziffern nach acht Monaten deutlich wurde. Im laufenden Jahr erwartet der ZVEI bei den Unternehmen aus der Automatisierungstechnik, die mit einem Umsatz von 48 Mrd. Euro im vergangenen Jahr mehr als ein Viertel zu den Erlösen der Elektroindustrie beitrugen, beim Wachstum eine “schwarze Null”, sagte Bent beim SPS IPC Drives, der als größter anwenderorientierter Kongress zur Automatisierungstechnik gilt.Vor allem die deutschen Hersteller elektrischer Antriebe rechneten sich rund um die Energiewende Chancen aus. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Stuttgart habe gezeigt, dass die Antriebstechnik dabei von herausragender Bedeutung sei, sagte Jürgen Amedick, Manager bei Siemens, der beim ZVEI die Belange von Unternehmen aus der elektrischen Antriebstechnik vertritt. Demnach entfällt auf elektrische Antriebe, die bei Pumpen, Ventilatoren, zur Erzeugung von Druckluft oder Kälte eingesetzt werden, gut ein Drittel des Energieverbrauchs in der Industrie. Ein weiteres Drittel wird bei anderen Motoranwendungen verbraucht, mehr als für Beleuchtung und Prozesstechnologie zusammengenommen (siehe Grafik). Einsparpotenzial ungenutztGerade in industriellen Nebenprozessen würde nur ein Bruchteil des damit verbundenen Einsparpotenzials ausgeschöpft, wie die Studie bekräftigt habe. Insgesamt liege das jährliche Einsparpotenzial bei elektrischen Antrieben für die Industrie hierzulande in der Größenordnung von 24 Milliarden Kilowattstunden oder 3,6 Mrd. Euro.Im laufenden Jahr hat das Thema Energieeffizienz für die Branchenunternehmen allerdings noch nicht die Wende gebracht. Nach einem Rückgang von 0,6 % im vergangenen Jahr liegt der Umsatz mit elektrischen Antrieben nach acht Monaten mit 6,3 Mrd. Euro 3,1 % unter dem Vergleichszeitraum. Auch in den Auftragsbüchern macht sich die Energiewende noch nicht bemerkbar. Die Bestellungen lagen Ende August im Vergleich zum Vorjahr 0,8 % zurück, teilte Amedick mit. Die Entwicklung bewertete er als “Stabilisierung auf hohem Niveau”.Die Umsätze mit Prozessautomatisierungstechnik, die von Investitionen in die Vernetzung industrieller Wertschöpfungsketten und sogenannte “Smart Factories” profitieren sollte, lagen Ende August mit 12,6 Mrd. Euro 1,2 % hinter dem Vorjahr. Produktion und Aufträge waren hier ebenfalls leicht rückläufig. “Die Unternehmen sind aber optimistisch, bis Jahresende wieder positive Zahlen vermelden zu können”, sagte Bent. Es wäre das vierte Wachstumsjahr in Folge.Mit Schaltgeräten, Schaltanlagen, Industriesteuerungen und Sensoren, das Herz der sogenannten Industrie 4.0, erlösten die Branchenunternehmen bis Ende August ebenfalls 12,6 Mrd. Euro und damit 2,8 % weniger als im Vergleichszeitraum. Die meisten Firmen erwarteten bis zum Jahresende eine schwarze Null, womit Bent auch für die gesamte Automatisierungstechnik zufrieden wäre.Zusammengenommen liegen die Branchenunternehmen Ende August mit 30,8 Mrd. Euro Umsatz noch 1,3 % zurück. Nach einem ruhigen ersten Halbjahr beobachte man nun eine stärkere Entwicklung. Die positiven Erwartungen der Hauptabnehmerbranchen aus dem Maschinen- und Anlagenbau ließen auch für das kommende Jahr wieder eine stärkere Dynamik erwarten. Smart Factory im WartestandAuch die Vernetzung von industriellen Wertschöpfungsketten könnte dazu einen Beitrag leisten. Laut einer Studie von PwC, nach der die “Smart Factory” in Deutschland noch die Ausnahme ist, gibt es hier jedenfalls noch Aufholpotenzial. In Großunternehmen sei das Konzept der vernetzten Produktion bereits etabliert, stellte die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft nach einer Befragung von 100 Unternehmen fest. Insgesamt steuere aber erst jedes fünfte Unternehmen die Abläufe in Produktions- und Betriebsstätten über vernetzte Systeme.Größte Hürde für die bisher schleppende Vernetzung sei der Zeitaufwand in den Unternehmen, hat PwC festgestellt, während die Kosten erst an dritter Stelle stehen. Als größte Vorteile werden von vernetzt produzierenden Unternehmen Qualitätssteigerungen, höhere Flexibilität und Produktivitätszuwächse genannt.