Erster Diesel-Nachrüster zieht sich zurück
igo Stuttgart – Für Hardware-Nachrüstungen kommen in Deutschland theoretisch gut 5 Millionen Diesel-Pkw der Abgasnorm Euro 5 in Frage. Gemeinsam mit Software-Updates, die die Autohersteller freiwillig oder nach amtlichen Rückrufen derzeit durchführen, sollen sie dazu beitragen, weitere Fahrverbote in Städten zu verhindern. Vor wenigen Wochen verabschiedete der Bundesrat Richtlinien und Grenzwerte für diese Nachrüstlösungen. In der Folge zieht sich nun einer der führenden Anbieter aus der Entwicklung von Nachrüstsystemen für Pkw zurück.”Wir werden keine Lösungen für Pkw anbieten”, sagte der technische Geschäftsführer von HJS Emission Technology, Christoph Menne, der “Stuttgarter Zeitung”. HJS habe “erhebliche Fragenzeichen”, was den Markt für Pkw-Nachrüstsätze angehe. Die gesetzlichen technischen Anforderungen seien hart. Hinzu kämen der geringe Platz in Pkw für die Hardware sowie die Modellvielfalt, die zahlreiche individuelle Lösungen verlange.Attraktiver scheint HJS der Markt für Nachrüstlösungen für Nutzfahrzeuge. Während Daimler und VW ihren von einem Fahrverbot betroffenen Pkw-Kunden für eine Nachrüstung bis zu 3 000 Euro zuschießen wollen, soll die Nachrüstung von Nutzfahrzeugen staatlich gefördert werden. Dafür stehen auf Bundesebene gut 300 Mill. Euro zur Verfügung. Bei Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen beträgt die Höchstförderung 3 800 Euro. Darunter fallen rund eine Million Transporter, die von Handwerkern oder Paketdiensten eingesetzt werden. Für mittlere Lkw sind es bis zu 5 000 Euro. Für Nutzfahrzeuge wolle HJS noch in diesem Jahr ein Angebot vorlegen.Der Einbau eines abgasreinigenden SCR-Katalysators kann einem ADAC-Test zufolge Stickoxidemissionen um bis zu 80 % senken. Allerdings offenbarte der Test, dass die bisher entwickelten Nachrüstsysteme bei Temperaturen unter 13 Grad Celsius nicht in der Lage sind, die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten (vgl. BZ vom 19. März).Andere Nachrüstanbieter wollen ihre bestehenden Systeme dennoch weiterentwickeln, um sie gesetzeskonform und zulassungsfähig zu machen. So sieht sich Marcus Hausser, Vorstandschef der Baumot Group, bei der Umsetzung der Dieselnachrüstlinie im Plan. Er rechne unverändert mit der Zulassung der ersten Systeme Mitte des Jahres, teilte das Unternehmen mit. Noch 2019 wolle Baumot mit der Auslieferung und dem Einbau der Systeme starten.