"Es geht ums Feintuning"
Von Andreas Heitker, BrüsselDer seit Juli amtierende neue Vorstandschef von Aurubis, Jürgen Schachler, will Europas größten Kupferproduzenten nicht radikal neu ausrichten. Auf der Hauptversammlung Anfang März werde er vor den Aktionären seine Überlegungen zur künftigen Strategie vorstellen, sagte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Explosive Änderungen” seien dabei allerdings nicht zu erwarten. Im Fokus stehe die weitere Optimierung der Prozesse. “Es geht ums Feintuning”, betonte Schachler in dem Gespräch in Brüssel.Der 62-jährige studierte Wirtschaftswissenschaftler verwies in diesem Zusammenhang auf seine langjährigen Erfahrungen in der internationalen Stahlindustrie. Von den 23 Jahren, die er als Manager in der Stahlindustrie gearbeitet habe, sei die Branche rund 19 Jahre im Krisenmodus gewesen. Dies habe auch seine Arbeit geprägt – durch eine starke Performance-Orientierung und ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein. Dies könne jetzt auch Aurubis zugutekommen.Schachler hatte 1993 beim heutigen ArcelorMittal-Konzern angeheuert und hatte in der Gruppe verschiedene Führungspositionen bekleidet, unter anderem auch in den USA, in Mexiko, Thailand und Kanada. Vor seinem Einstieg bei der Hamburger Kupferhütte Aurubis war Schachler CEO im europäischen Flachstahlgeschäft von ArcelorMittal in der Division Süd-West.Bei der Frage nach einer möglichen weiteren internationalen Expansion von Aurubis zeigte sich Schachler “offen” für weitere Schritte. Eine Übernahme müsse allerdings das Unternehmen in seinem Kerngeschäft stärker machen – das sei das wichtigste Kriterium. Die Zielländer seien daher gar nicht mal so entscheidend, sagte der Vorstandsvorsitzende. Noch viel wichtiger seien bei einer solchen Expansion die Synergien zum bestehenden Geschäft. Aurubis hatte mit der Cumerio-Akquisition vor acht Jahren ihren Internationalisierungskurs begonnen. Drei Viertel des Jahresumsatzes von zuletzt 11 Mrd. Euro erwirtschaftet der Konzern, der im Frühjahr sein 150-jähriges Bestehen feierte, allerdings auch heute noch in Europa.In einer Rede auf einem von BDI und BDA organisierten “Wirtschaftsgespräch” in Brüssel rief Schachler dazu auf, die europäische Industrie wieder stärker in das Zentrum der Politik zu rücken. Von dem ursprünglichen Ziel eines Industrieanteils von 20 % an der Wirtschaftsleistung der EU höre man in der EU-Kommission aktuell leider nicht mehr sehr viel, kritisierte der Aurubis-Chef. Industriepolitik müsse zudem auf Wachstum und Beschäftigung setzen und nicht auf Regulierung und Ängste.