Ryanair

Es passte nicht zusammen

Als Grund für den Rückzug aus Frankfurt nennt Ryanair selbst zwar die zum Jahreswechsel erhöhten Start- und Landegebühren am größten deutschen Flughafen, aber das ist nicht mehr als das übliche Getöse aus Dublin.

Es passte nicht zusammen

So richtig zusammengepasst hat es von Anfang an nicht. Als der Billigflieger Ryanair vor fünf Jahren am Drehkreuz Frankfurt landete, war das Erstaunen groß. Denn der Auftritt am größten deutschen Flughafen entsprach so gar nicht dem Geschäftsmodell der Iren, die vor allem auf zweit- und drittrangige Airports setzten, um die Kosten unter Kontrolle zu halten. An Drehkreuz-Flughäfen wie Frankfurt aber werden vergleichsweise hohe Entgelte verlangt, und mögliche staatliche Hilfspakete – wie sie für Regionalflughäfen in strukturschwachen Gebieten zuweilen geschnürt werden – sind am Rhein-Main-Flughafen Fehlanzeige.

Erklären ließ sich der Start von Ryanair in Frankfurt 2017 deshalb nur damit, dass dem Wachstum des Billigfluggeschäfts damals kaum Grenzen gesetzt schienen und darum auch Airports in den Flugplan genommen wurden, die eigentlich nicht ins Konzept passten. Zudem versprach der Flughafenbetreiber Fraport Neukunden zumindest für eine bestimmte Zeit Rabatte, um ihnen den Einstieg schmackhaft zu machen.

Nun bleibt im Angesicht der Coronavirus-Pandemie in der Luftfahrtbranche kaum ein Stein auf dem anderen. Selbst die erfolgsverwöhnte Ryanair muss Wachstumspläne zusammenstreichen, Verluste verbuchen und das Streckennetz auf den Prüfstand stellen. Als Grund für den Rückzug aus Frankfurt nennen die Iren selbst zwar die zum Jahreswechsel erhöhten Start- und Landegebühren am größten deutschen Flughafen, aber das ist nicht mehr als das übliche Getöse aus Dublin. Auch die Vorwürfe an die deutsche Bundesregierung, diese habe mit den milliardenschweren Beihilfen für die Lufthansa den Wettbewerb verzerrt, sind nicht neu. Vergessen wird von den Ryanair-Verantwortlichen dabei gerne, dass die Fluglinie selbst jahrelang von staatlicher Unterstützung an diversen europäischen Kleinstflughäfen profitiert hat.

Tatsächlich dürfte Ryanair in Frankfurt den Abflug machen, weil auch die Iren wegen der Verwerfungen durch die Pandemie mit sehr spitzem Stift rechnen müssen. Fraport ist unabhängig von der aktuellen Erhöhung mit seinen Entgelten unter den Ryanair-Airports sicher einer der Spitzenreiter, zumal die Vergünstigungen bereits 2020 ausgelaufen sind – dass die Anreize zeitlich begrenzt sind, wusste Ryanair, hatte aber vor Corona wohl die Hoffnung, am Standort wettbewerbsfähig sein zu können, wenn man erst einmal in FRA etabliert ist.

Bitter aufgestoßen sein dürfte den Iren auch der Wettbewerb mit der Lufthansa, die gerade an ihrem Heimatstandort mit harten Bandagen kämpft und schon manchen Konkurrenten vertrieben hat. Der verstärkte Auftritt der touristischen Lufthansa-Tochter Eurowings Discover dürfte Ryanair ebenso wenig schmecken wie der Einstieg eines Investors beim Konkurrenten Condor, der diesem neue Wachstumsperspektiven eröffnet.

Für den Flughafenbetreiber ist der Ryanair-Abschied ein Schlag ins Kontor, hatte man sich doch eine stärkere Präsenz der Billigflug­linien erhofft – und dafür beispielsweise auch einen eigenen Flugsteig im neuen Terminal 3 angelegt. Um dessen Auslastung muss sich Fraport jetzt Gedanken machen.

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