Es reicht!
Von Stefan Paravicini, BerlinJanina Kugel, die frühere Arbeitsdirektorin von Siemens, hat zum Thema Gleichberechtigung in Führungsetagen deutscher Unternehmen genug gesehen. “Es reicht! So kann es nicht weitergehen”, sagte Kugel, die neben ihren Aufsichtsratstätigkeiten als Senior Advisor der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group firmiert, vor Journalisten der Bundespressekonferenz.Neben ihr auf dem Podium saßen vier Frauen, denen es ebenfalls reicht: Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Maria Furtwängler, Schauspielerin, Produzentin und Stifterin der Malisa Stiftung, die Schriftstellerin Nora Bossong sowie Katja Kraus, früher Fußballspielerin und langjähriges Vorstandsmitglied des Hamburger Sportvereins, heute geschäftsführende Gesellschafterin bei der Kreativ- und Beratungsagentur Jung von Matt/Sports. Ihr Thema lautete “TOP1: Frauen” – und in Anlehnung an den berühmten Satz eines Politikberaters aus dem Stab des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton: “It’s the women, stupid!”Die fünf Frauen brachen eine Lanze für eine gesetzliche Frauenquote für Spitzenpositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. “Wir machen das nicht für uns, sondern für diejenigen, die nach uns kommen”, betonte Kugel. Damit Entscheidungen die Vielfalt des Landes repräsentieren, müssten auch die Entscheidungsträger repräsentativ sein. Deshalb sei auch im Koalitionsvertrag ein entsprechendes Gesetzesvorhaben vereinbart, namentlich das “zweite Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst”, kurz FüPoG II. “Aber null passiert”, moniert Kugel.”Ich freue mich über die Unterstützerinnen und Unterstützer für das von Franziska Giffey und mir vorgelegte Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen und die Kampagne unter dem #ichwill”, ließ Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) ausrichten. Dass man unter dem Hashtag an erster Stelle einen Mitschnitt eines Konzerts der deutschen Metal-Band “Rammstein” findet und erst danach ein Video mit zahlreichen Willensbekundungen von talentierten und hoch qualifizierten Frauen, die mit dem Vorurteil aufräumen, Frauen wollten gar keine Führungspositionen – geschenkt. “Ich will, dass ihr mich gut seht”, plärren Rammstein in dem unverwechselbaren Stil, den die Band als “Tanzmetall” bezeichnet. “Wir fordern Einfluss, Macht, Sichtbarkeit”, bringt es Kugel auf den Punkt.Seit knapp fünf Jahren müssen Unternehmen ab einer bestimmten Größe frei werdende Posten im Aufsichtsrat weiblich besetzen, bis ein Frauenanteil von 30 % erreicht ist. Die Besetzung von Vorstandsposten ist dagegen nicht gesetzlich geregelt, weil der Entwurf für das FüPoG II wegen des Widerstands von CDU und CSU derzeit auf Eis liegt. Doch die Selbstverpflichtung der Unternehmen allein reicht nicht, sagte Kugel unter Verweis auf die bisherigen Erfahrungen. “Wenn wir so weitermachen, brauchen wir über 100 Jahre, bis wir 30 % Frauen in den Vorständen haben.”——Fünf Frauen fordern mit Nachdruck eine gesetzliche Frauenquote für Führungspositionen.——