Etappensieg für den belgischen Cowboy
Etappensieg für den belgischen Cowboy
kro Frankfurt
Er hätte auch gleich "Yee-haw!" schreien und dabei ein paar Luftschüsse abfeuern können. Stattdessen hat sich Adrien Roose, Mitgründer und CEO des belgischen E-Bike-Start-ups Cowboy für die klassische Variante entschieden und via Linkedin über den jüngsten Erfolg seines Unternehmens informiert. Der Juli sei der erste profitable Monat für Cowboy gewesen, schrieb der Unternehmer auf dem Karrierenetzwerk und untermauerte sein Ziel, im nächsten Jahr komplett profitabel zu werden.
Auf welcher Basis die schwarzen Zahlen geschrieben wurden, ließ Roose freilich offen. Dennoch ist die Entwicklung vor dem Hintergrund der Insolvenz des niederländischen Konkurrenten VanMoof und seiner anschließenden Übernahme durch die McLaren-Applied-Tochter Lavoie bemerkenswert.
Sie unterstreicht auch, dass der Verkauf von hochpreisigen und massiv durchdigitalisierten Stadtfahrrädern ein funktionierendes Geschäftsmodell darstellen kann – wenn man es denn richtig anstellt und die Technik nicht versagt. So geschehen bei VanMoof, deren Produkte einst als "iPhone" auf Rädern gehandelt wurden, später aber vor allem durch Qualitätsprobleme von sich reden machten. Beobachter führten dies zum Teil auf fehlende Erfahrung der Gründer zurück. Hinzu kam ein unzureichender Reparaturservice, der Folge der Direct-to-Consumer-Strategie war, bei der die unabhängige Fahrradwerkstatt um die Ecke nicht mal eben einen Defekt beheben kann. All das sorgte für viel Frust bei den Kunden.
In der Nähe gefertigt, in der Nähe repariert
Was also macht Cowboy anders? Auf den ersten Blick nicht viel. Die Räder und Software der Belgier sind genauso mit technischen Spielereien vollgestopft wie die von VanMoof (Nutzer können ihre Routen jetzt beispielsweise nach der Luftqualität auswählen). Auch der Direct-to-Consumer-Ansatz ist zunächst derselbe.
Dem Tech-Portal "The Verge" erklärte CEO Roose dennoch, dass man sich stark von VanMoof unterscheide. So würden die Cowboy-Räder etwa nah bei den europäischen Kunden zusammengebaut, während VanMoof seine Räder in einer Fabrik in Taiwan fertigen ließ. Zugleich setze man trotz des Direktvertriebs beim Verkauf und Service auch auf ein wachsendes Netz an unabhängigen Fahrradhändlern.
Auch operativ scheint Cowboy zuletzt die Ärmel hochgekrempelt zu haben. Den Lagerbestand habe man um 50% reduziert und so Kapital freigesetzt, sagte Roose. Die Produktionskosten seien zudem um ein Fünftel runtergegangen. Anfang August hat das Unternehmen daneben seine Preise erhöht, um "gesund" zu bleiben.
Ob all das helfen wird, im kommenden Jahr den Break-even zu schaffen, muss sich erst noch zeigen. Es ist auf jeden Fall verfrüht, den ersten profitablen Monat von Cowboy schon jetzt als "Triumph" über VanMoof zu bezeichnen. Ein kleiner Etappensieg ist es aber allemal.
Nach der Pleite der E-Bike-Firma VanMoof zeigt der Rivale Cowboy, dass das Geschäft mit smarten Hipster-Rädern vielleicht doch funktionieren kann.