Eterna kämpft um Stundung von Zinszahlungen
md Frankfurt
Deutsche Bekleidungsproduzenten sind von der Coronakrise schwer getroffen worden. Das gilt insbesondere für den hoch verschuldeten Mittelständler Eterna, den aufgrund seiner Finanzierungsstruktur die Krise besonders stark belastet. Der Hemden- und Blusenhersteller (Umsatzanteile 2020: 67% und 21%) ist mit einem Minibond über 25 Mill. Euro am Markt.
Schuldscheindarlehen
Die Ergebnisse des ersten Quartals führten bei Eterna zum Bruch einzelner Financial Covenants beim bestehenden Schuldscheindarlehen, wie der Markenanbieter berichtete. Dadurch besteht für die Gläubiger ein außerordentliches Kündigungsrecht; das Darlehen über 25 Mill. Euro läuft sonst bis Juni 2023. Zudem kann sich laut dem Konzernabschluss durch das Reißen der Vereinbarungen der Zinssatz der Anleihe erhöhen. Vor diesem Hintergrund befinde sich die Gesellschaft in Verhandlungen mit den Schuldscheingläubigern. Ziel sei es, für Eterna eine nachhaltige Finanzierungslösung zur Bewältigung der Pandemiefolgen zu finden. Dies erfordere neben Überlegungen zur Stärkung des Eigenkapitals und Erstellung eines externen Gutachtens, dass die Zinsen auf die Anleihe 2017/24 (7,75%) nicht aus Mitteln der Emittentin gezahlt werden. Wie Eterna Mode bekannt gab, schlägt das Unternehmen den Anleihegläubigern daher eine Stundung der Zinszahlung vor. Demnach sollen die Zinsen, die zwischen dem 1. März 2021 und dem Ende der Laufzeit anfallen, erst mit Endfälligkeit des Bonds Anfang Juni 2024 geleistet werden. Die Gesellschaft rufe zur Abstimmung über die Änderung der Anleihebedingungen auf. Zudem wird die Wahl eines gemeinsamen Vertreters zur Sicherung der Interessen der Anleihegläubiger vorgeschlagen. Die jüngsten Finanzierungsprobleme spiegeln sich im Kurs der Anleihe von 61%; damit liegt die Rendite bei 34%.
Eterna hatte erst Ende Oktober 2020 zur Verlängerung der Anleihe um zwei Jahre – sie wäre sonst im März 2022 ausgelaufen – und der damit verbundenen Gesamtfinanzierung aufgerufen. In der Gläubigerversammlung hatten fast 98% der Anleiheverlängerung bis 3.Juni 2024 zugestimmt. Dadurch verlängerte sich gemäß der getroffenen Vereinbarung mit den Schuldscheingläubigern auch die Laufzeit des Darlehens bis zum 10. Juni 2023.
Der erneute Lockdown seit November 2020 werde das Geschäft der Modebranche über ein halbes Jahr bis in den Sommer 2021 hinein signifikant belasten, sagte Henning Gerbaulet, geschäftsführender Gesellschafter von Eterna. Diese Dimension sei zum Zeitpunkt der Verlängerung der Gesamtfinanzierung noch nicht absehbar gewesen.
Im ersten Quartal 2021 war der Erlös im Vorjahresvergleich um 40% auf 14,4 Mill. Euro eingebrochen. Der starke Erlösrückgang habe zum negativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von –0,5 (i.V. +1,7) Mill. geführt. Die liquiden Mittel beliefen sich per 31. März auf 6,1 (8,3) Mill. Euro.
„Licht am Ende des Tunnels“
„Im laufenden Geschäftsjahr belastet die Pandemie unser Geschäft noch erheblich“, sagte Gerbaulet, dem nach früheren Angaben 11% an der Holding gehören. Doch es gebe „langsam Licht am Ende des Tunnels“. Es sei mit einer Erholung des Geschäfts im zweiten Halbjahr und Aufholeffekten zu rechnen. Allerdings: „Bedingt durch die Vorlaufzeiten im Wholesale-Geschäft und die Marktveränderungen insgesamt werden die Folgen der Pandemie noch lange zu spüren sein und die Ergebnisse belasten“, so Gerbaulet. 2019, vor Ausbruch der Pandemie, stagnierte der Umsatz von Eterna im Vorjahresvergleich bei 106 Mill. Euro. Das Ebitda legte dagegen um 5,4% auf 13,1 Mill. Euro zu, woraus sich eine im Branchenvergleich hohe Marge von 12,2% ergab. Im vergangenen Jahr brachen die Erlöse um 26% auf 78,7 Mill. und das Ebitda um 60% auf 5,2 Mill. Euro ein.
Seit der Erstbegebung einer Anleihe vor neun Jahren habe Eterna zu jedem Zeitpunkt ihre Verpflichtungen erfüllt, wird betont. Zudem sei die Nettoverschuldung von 2013 bis Ende 2019 um über 30% auf 38,3 Mill. Euro abgebaut worden. 2020 stagnierte der Wert. Für 2021 ist laut dem jüngsten Konzernabschluss ein Anstieg der Nettoverschuldung budgetiert. „Der Verschuldungsgrad der Eterna Gruppe birgt ein erhöhtes Insolvenzrisiko“, heißt es darin.
Das seit Jahren negative Nettoergebnis ist durch die nicht liquiditätswirksame Abschreibung auf den Firmenwert von jährlich 6,4 Mill. Euro geprägt, der 2006 im Rahmen eines Leveraged Buy-out mit 96,6 Mill. Euro angesetzt wurde. Damals war Eterna von Ahlers abgespalten worden. Die Private-Equity-Häuser Alpha und Quadriga übernahmen die Mehrheit der Anteile. 2013 übernahm Quadriga das Paket von Alpha und hält heute etwa 86% an Eterna. Nach HGB muss dieser Goodwill über 15 Jahre (bis Juni 2021) abgeschrieben werden.