Etihad will Air Berlin zerschlagen
lis Frankfurt – Der Großaktionär von Air Berlin, Etihad aus Abu Dhabi, verhandelt offenbar mit der Lufthansa über einen Verkauf des touristischen Geschäfts der schwer angeschlagenen Fluggesellschaft. Nach Informationen aus Branchenkreisen will die Airline die dezentralen Strecken außerhalb der Hauptstandorte in Berlin und Düsseldorf loswerden und sich künftig auf das Geschäft mit Umsteigern und Geschäftskunden konzentrieren. Auch mit dem Low-Cost-Carrier Easyjet soll man dazu Gespräche geführt haben, konnte sich mit den Briten aber dem Vernehmen nach nicht auf die Modalitäten des Geschäfts einigen. Die Air-Berlin-Aktie stieg am Mittwoch nach Bekanntwerden der angeblichen Pläne um über 25 % auf 0,72 Euro. Die Lufthansa büßte zeitweise fast 1 % auf 11 Euro ein. Eurowings-WachstumVon einer möglichen Transaktion betroffen wäre eine Flotte von etwa 40 Flugzeugen, die derzeit vor allem Strecken zu Urlaubszielen rund ums Mittelmeer bedienen. Lufthansa sucht aktuell nach Möglichkeiten, ihre neue Billigsparte Eurowings auszubauen, um schnell auf eine kritische Größe zu kommen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte den Ableger in diesem Zusammenhang schon öfter als Konsolidierungsplattform angepriesen. Es gebe zu viele Low-Cost-Airlines in Europa, und “viele sind zu klein, um zu überleben, und zu groß, um zu verschwinden”, hatte der Lufthansa-Chef kürzlich gesagt (vgl. BZ vom 5. Juli). Offiziell werden die Gespräche zwischen Lufthansa und Etihad, die von den Arabern ausgegangen sein sollen, nicht bestätigt. Das Air-Berlin-Management um CEO Stefan Pichler soll nicht involviert sein, ist zu hören.Air Berlin häuft seit Jahren hohe Verluste an. 2012 beteiligte sich Etihad mit 29 % an den Berlinern und hält sie seitdem mit immer neuen Finanzhilfen am Leben. Zuletzt hatte Etihad mittels einer Sammelanleihe für Air Berlin und andere Beteiligungen insgesamt 500 Mill. Dollar eingesammelt (vgl. BZ vom 27. Mai). Die Fluggesellschaft aus Abu Dhabi hat vor allem Interesse an den Zubringerflügen nach Düsseldorf und Berlin, das touristische Geschäft passt eher nicht zu ihrer Strategie.Die Nachrichtenagentur dpa-afx meldet, in Abu Dhabi halte man eine Einigung mit der Lufthansa für sehr wahrscheinlich. Ob es tatsächlich zu der Übernahme kommt, steht allerdings noch in den Sternen: Die Lufthansa hätte zusammen mit Air Berlin an einigen deutschen Flughäfen wie Hamburg oder Nürnberg einen sehr hohen Marktanteil. Das Bundeskartellamt würde die Transaktion deshalb sicher genau prüfen. Allerdings favorisiert die Bundesregierung für Air Berlin eine “deutsche Lösung”. Die Frage bliebe, was nach einem Herauslösen des Touristikgeschäfts mit dem verbleibenden Teil von Air Berlin geschehen würde. Eine Option, über die schon länger spekuliert wird, ist offenbar ein Zusammenrücken mit Alitalia, an der Etihad mit 49 % beteiligt ist.—– Nebenstehender Kommentar